US-Notenbank Fed erhöht Leitzins ein weiteres Mal

Federal Reserve System erhöht Leitzins ein weiteres Mal Quelle: AP

Die US-Notenbank Federal Reserve setzt ihre geldpolitische Straffung fort. Doch in den Prognosen für 2019 sind die Notenbanker vorsichtiger. Was die Entscheidung zu bedeuten hat.

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Die US-Notenbanker haben getan, was sie tun mussten. Vor dem Hintergrund des anhaltenden wirtschaftlichen Aufschwungs in den Vereinigten Staaten haben die obersten Währungshüter ein weiteres Mal den Leitzins erhöht. Mit einer Steigerung um einen Viertelprozentpunkt auf eine Spanne von 2,25 bis 2,5 Prozent setzt die Fed ihren Kurs der geldpolitischen Straffung fort.

Es ist die vierte Zinserhöhung in diesem Jahr, so viele wie seit 2006 nicht mehr. Während die Europäische Zentralbank ihren Leitzins noch über den Sommer 2019 hinaus bei null Prozent halten will, hat die Fed binnen drei Jahren den Zins bereits neun Mal angehoben. Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sagt: „Anders als die Europäische Zentralbank hat die Fed im nächsten Abschwung wieder einen nennenswerten Spielraum in der Zinspolitik.“

Mit dem jüngsten Schritt nähert sich der Leitzins dem neutralen Zins an, den Experten zwischen 2,5 und drei Prozent verorten. Der neutrale Zins ist der Zins, bei dem die Wirtschaft mit normaler Auslastung wächst und die Inflation dem Zielwert der Notenbank von rund zwei Prozent entspricht.

Betrachtet man den doppelten Auftrag der Fed, für einen möglichst hohen Beschäftigungsstand und eine stabile Inflation zu sorgen, so ist der jüngste Schritt folgerichtig. Die US-Wirtschaft wird in diesem Jahr, befeuert von Steuererleichterungen, um rund drei Prozent wachsen. Und mit 3,7 Prozent ist die Arbeitslosenquote in den USA so niedrig wie seit fast 50 Jahren nicht mehr.

Zugleich liegt die Teuerungsrate – gemessen an der Kernrate des Preisindex für den privaten Verbrauch – mit 1,8 Prozent nah am Zielwert der Fed von zwei Prozent. Die Kernrate des Verbraucherpreisindex liegt mit 2,2 Prozent unwesentlich darüber.

Gleichwohl ist die Gemengelage für die Fed in jüngster Zeit komplizierter geworden. Anleger an der Wall Street hatten zuletzt mit massiven Kursverlusten zu kämpfen. Mittlerweile sprechen Beobachter von einem Bärenmarkt: Aktien von mehr als der Hälfte der 500 größten börsennotierten amerikanischen Unternehmen haben mehr als 20 Prozent ihres Werts verloren. Etliche Großanleger verkauften zuletzt Aktien und haben ihr Portfolio in Anleihen umgeschichtet.

Ein Grund für die Volten an den Märkten ist die Sorge, die Fed könne ihren Straffungskurs überziehen und die Konjunktur abwürgen. Zumal die Impulse der Steuersenkungen, mit denen US-Präsident Donald Trump der Wirtschaft Anfang des Jahres einen kräftigen Schub verpasst hat, im Verlauf des nächsten Jahres abebben dürften.

Die Investmentbank Goldman Sachs warnt, der stärkere Dollar und die jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten könnten die US-Wirtschaft bis zu einen Prozentpunkt Wachstum kosten. Sollte der Handelsstreit der USA mit China weiter eskalieren, ist selbst eine Rezession nicht mehr auszuschließen.

Vor diesem Hintergrund blickten die Beobachter gespannt auf die Zinsprognosen der 17 Notenbanker, die diese heute zusammen mit dem aktuellen Zinsentscheid veröffentlicht haben. Zuletzt hatten Analysten erwartet, dass die Fed wegen der zunehmend unsicheren Aussichten für die Konjunktur die Leitzinsen 2019 nur noch zwei Mal anheben wird. Nun ziehen die Notenbanker nach: Mehrheitlich prognostizieren sie ihrerseits nur noch zwei weitere Schritte nach oben für das nächste Jahr. Die langfristige Zinsrate gibt die Fed statt mit drei nur noch mit 2,8 Prozent an.

Während die Analysten ihre Erwartungen durch den jüngsten Zinsschritt der Fed bestätigt sehen, dürfte er Donald Trump geärgert haben. Trump hatte im Vorfeld des Treffens der Fed vor höheren Zinsen gewarnt. Seit er Jay Powell im Februar zum Nachfolger Janet Yellens an der Spitze der Fed ernannt hat, übt Trump immer wieder heftige Kritik am Fed-Chef.

„Verrückt“ ist nur eine seiner Charakterisierungen für das Verhalten der Fed unter Powell. Vor wenigen Tagen legte Trump gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters nach und nannte eine abermalige Zinserhöhung „dumm“. Kurz vor der zweitägigen Sitzung hatte Trump die Fed gedrängt, „nicht noch einen Fehler“ zu machen.

Der jüngste Zinsschritt der Notenbanker dürfte daher auch ein Zeichen an die Märkte sein, dass die Fed auf ihre Unabhängigkeit pocht und sich keine Kommandos aus dem Weißen Haus erteilen lässt.

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