Viele professionelle Investoren sind verunsichert. Das gegenwärtige solide makroökonomische Umfeld aus global synchron wachsender Wirtschaft und starken Unternehmensgewinnen unterstützt eine positive Markteinschätzung für risikoreiche Anlagen wie Aktien. Allerdings sind die Bewertungen der Aktien- und Anleihenmärkte teuer und negative Faktoren wie Inflationsängste in den USA oder der Handelskrieg zwischen den USA und China verursachen Turbulenzen.
Die Zinswende hat in den USA bereits begonnen, die europäische Zentralbank und auch die Bank of Japan dürften diesem Weg zeitverzögert folgen. Eigentlich handelt es sich nur um die Normalisierung des Zinsniveaus, doch nach über drei Jahrzehnten mit – im Mittel – sinkenden Zinsen bedarf es einer genauen Beurteilung der Situation, da der Zinsanstieg mit Kursverlusten für Anleiheinvestoren einhergeht.
Hier kommen Wandelanleihen ins Spiel. Diese spezielle Anlageform, bei der Anleihen in Aktien gewandelt werden können, erlebt aktuell einen neuen Boom: Das weltweite Emissionsvolumen ist dieses Jahr mit bisher 71 Milliarden Dollar sehr stark. Wenn dieser Trend bis zum Jahresende anhält, wäre 2018 mit hochgerechnet rund 120 Milliarden Dollar das stärkste Jahr für Wandelanleihen seit der Finanzkrise. Im Vergleich dazu lag das Emissionsvolumen für 2016 bei 78 Milliarden und 2017 bei 91 Milliarden Dollar.
Was macht Wandelanleihen gerade jetzt so attraktiv? Bei diesem Wertpapier wird dem Anleihekäufer der Nominalwert nach Ablauf der Laufzeit entweder als Barauszahlung oder aber in Form von Aktien zurückgezahlt. Es besteht allerdings kein Wandelzwang. Der Besitzer der Anleihe entscheidet, ob und wann er wandeln will. Eine Wandlung ist grundsätzlich nur dann interessant, wenn die betreffenden Aktien stark gestiegen sind und damit den Nominalwert der Anleihe übersteigen. In diesem Fall können die gewandelten Aktien sofort an der Börse verkauft und so ein Kursgewinn erzielt werden.
Bei fallenden Aktienkursen wird man dagegen die Anleihe behalten, erhält weiterhin die Zinsen und am Ende der Laufzeit das investierte Kapital zurück. Spannend ist dabei das „automatische Timing“: Die Wandelanleihe reagiert eher wie eine Aktie, wenn der Aktienkurs deutlich über den Wandlungspreis steigt, ab dem sich eine Wandlung lohnt. Sie reagiert hingegen kaum noch auf Kursverluste, wenn sich der Kurs dem Wandlungspreis nähert oder ihn unterschreitet. So kombiniert die Wandelanleihe die Vorteile der Aktie (Kursgewinne) mit den Vorteilen der Anleihe (Kapitalschutz). Genau das, was aktuell in diesen unsicheren Zeiten helfen kann.
Ein häufiger Fehler von Anlegern ist es, bei der Produktauswahl nur die „absolute“ Ertragszahl anzuschauen, also: „wieviel habe ich über den Investitionszeitraum mit meinem Investment verdient?“ Dabei gilt der simple Grundsatz: 10 Prozent sind besser als 5 Prozent – logisch, würde man denken. Erfahrene Investoren interessiert aber nicht nur der absolute Ertrag, sondern das Risiko-/Ertragsverhältnis. Und hier ist die Wandelanleihe auf Dauer im Vorteil gegenüber Aktien. Denn langfristig ist es möglich, mit Wandelanleihen so viel zu verdienen, wie mit Aktien – das aber bei geringerem Risiko.
Ertrag pro Jahr (1996 bis Juli 2018)
Ein Blick auf die Wertentwicklung des Wandelanleihenmarktes seit 1996 zeigt, dass Wandelanleihen pro Jahr 6,6 Prozent verdient haben. Damit liegen sie nur leicht hinter dem MSCI World Index (7,1 Prozent), jedoch mit signifikant geringerem Risiko (siehe Grafik).