Verkehrte (Finanz-)Welt

Disruption? Für Vermögensverwalter nichts Besonderes!

Seite 2/2

Robuste Strategien

Wichtig sind dabei robuste Strategien, die insbesondere bei extremen Marktentwicklungen ihre risikoreduzierende Eigenschaft nicht verlieren. So nahmen in der Vergangenheit beispielsweise Korrelationen, also der Gleichlauf zwischen verschiedenen Anlageklassen, ausgerechnet in Abwärtsbewegungen deutlich zu. Einer der Grundgedanken der Portfoliotheorie, die Risikoreduzierung durch Diversifikation beziehungsweise Risikostreuung, wirkte nur eingeschränkt.

Vermögensverwaltung muss digital werden

Andere Ansätze scheiterten daran, dass angenommene Zusammenhänge zwischen Indikatoren und der zukünftigen Konjunktur- oder Kapitalmarktentwicklung aufgrund eines Regimewechsels nicht mehr funktionierten.

Die Top-Fonds der besten Geldmanager über fünf Jahre

Ein Beispiel ist das Zusammenspiel von Arbeitslosigkeit und Lohnentwicklung. So waren in den letzten Jahren sowohl in Deutschland als auch in den USA trotz eines fast erreichten Vollbeschäftigungsniveaus keine nennenswerten Lohnsteigerungen und damit auch kein lohninduzierter Inflationsdruck zu verzeichnen. Als Ursache werden unter anderem die Auswirkungen der Globalisierung und zunehmend auch die im vollen Gang befindliche digitale Revolution genannt. Erkannt wurde diese Entwicklung von den meisten jedoch erst im Nachhinein.

Schon heute ist absehbar, dass auch die Asset Management-Branche in den kommenden Jahren direkt und maßgeblich von den Auswirkungen der Digitalisierung beeinflusst wird. Die Nutzung von künstlicher Intelligenz, Robotik, Automatisierung und Big Data-Analyse wird nicht nur auf die Gesellschaft, jeden einzelnen Menschen, den Arbeitsmarkt und staatliches Handeln massiv einwirken.

Vermögensverwalter müssen sich diesen Entwicklungen stellen und ihre Prozesse völlig neu definieren – angefangen bei einem digitalisierten Marktauftritt, um Interessenten und Kunden Informationen in für sie gewohnter digitalisierter Art und Schnelligkeit weiterzugeben. Aber es geht auch darum, neue Technologien in die Investmententscheidungen einzubinden. Anlageausschüsse, die in regelmäßigen größeren Abständen tagen, haben schon lange ausgedient. Die technologische Unterstützung durch Regelwerke, Modelle oder sogar digitalisierte Analysten wird schon in naher Zukunft eine noch viel größere Bedeutung haben.

Dabei werden die konkreten Konzepte völlig unterschiedlich sein. Wichtig ist nur, dass diese Emotionen ausblenden, weitgehend ohne Prognosen auskommen, sehr robust funktionieren sowie dynamisch und schnell ihre Allokation anpassen können. Die Bandbreite wird entsprechend groß sein. Sie dürfte von Trendfolge- oder Momentum-Strategien über Analysemethoden, die die Auswirkungen der digitalen Revolution explizit berücksichtigen, bis hin zu voll digitalisierten Algorithmen reichen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%