VERKEHRTE (FINANZ)WELT
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Die Asset-Management-Industrie muss sich an den Erwartungen der Anleger orientieren

Zu lange waren Vermögensverwalter damit beschäftigt, auf sich selbst zu schauen und ihre eigenen Produkte zu verkaufen. Doch was wollen die Anleger? Das zu wissen und danach zu handeln wird künftig immer wichtiger.

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Die Ergebnisse einer aktuellen Studie („Trust Survey 2022“) des CFA Institutes, für die weltweit knapp 3500 Privatanleger und fast 1000 institutionelle Investoren befragt wurden, legen nahe: Nirgendwo ist das Vertrauen in die Finanzindustrie geringer ausgeprägt, als in Deutschland. Welche Implikationen hat dies mit Blick auf das Arbeitsverhältnis von Anlageberatern und Anlegern? Und: Wie müssen-Asset Management-Häuser den Vertrieb von Finanzlösungen in Zukunft aufstellen, um sich positiv zu differenzieren?

Plattformen und Partnerschaften

Einige Vermögensverwalter haben damit begonnen, ihre digitalen Vertriebsplattformen weiter zu öffnen. Oftmals sind sie dabei noch zu sehr darauf beschränkt, ihre eigenen Produkte sowie eine kleine Auswahl an Partnerprodukten zu verkaufen. Sie laufen dadurch Gefahr, Kunden an unabhängige und transparentere Plattformen zu verlieren. Die Zukunft wird in offeneren Geschäftsmodellen liegen – auch bei Partnerschaften mit Marktteilnehmern außerhalb der Finanzbranche gibt es noch erhebliches Potenzial. Gute Kenntnisse der Investitionsschwerpunkte des Kundenstamms sind natürlich unerlässlich.

Zu den Personen

Schulungen und Finanzinnovationen

Kryptoanlagen haben zuletzt zwar einen deutlichen Abwärtstrend hingelegt. Dennoch: Nachdem bis ins Jahr 2020 vor allem risikofreudige Privatanleger in diese Anlageklasse investiert haben, ziehen inzwischen immer mehr institutionelle Anleger Bitcoins und verwandte Assets in Betracht und bauen ihre interne Infrastruktur entsprechend um. Der Reifegrad von Kryptoanlagen und Kryptowährungen ist weiter gestiegen. Trends durch Digitalisierung und Finanzinnovationen frühzeitig aufzugreifen, dazu müssen Vermögensverwalter künftig in der Lage sein. Um Anleger zu Risiken und Renditeaspekten aufklären und bedarfsgerecht beraten zu können, kommen der Schulung und Weiterbildung von Finanzberatern und Vertrieb eine besonders hohe Bedeutung zu.

ESG-Integration

Immer mehr Investoren wollen Klimaaspekte sowie soziale (Social) oder auf eine verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance) bezogene Kriterien (ESG) in ihre Investmententscheidungen einbeziehen. Das Informationsbedürfnis der Anleger konzentriert sich dabei nicht allein auf die Anlagemöglichkeiten, sondern umfasst auch komplexere Zusammenhänge wie etwa die moralische Glaubwürdigkeit eines Finanzhauses. Vermögensverwalter haben darauf reagiert und nachhaltige Geldanlagen (zum Beispiel Fonds) sowie ESG-Strategien entwickelt und umgesetzt.

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Anleger werden sich künftig für denjenigen Anbieter entscheiden, die Kunden glaubwürdig hinsichtlich ökologischer und Nachhaltigkeitsfaktoren beraten und maßgeschneiderte Lösungen offerieren können. Dabei kommt dem Training der Finanzexperten wiederum eine entscheidende Rolle zu.

Ausblick: Kultureller Wandel und Interaktion

Für die nächsten Jahre sind mindestens drei Entwicklungen zu erwarten: Investoren werden, erstens, zunehmend auf ihre individuellen Bedürfnisse angepasste Investmentlösungen wünschen. Zweitens werden sich Anleger zunehmend in der digitalen Welt informieren. Und drittens: Die Anleger werden preissensitiver mit den Anbietern interagieren.

Dominieren dürften in Zukunft ausgereifte Plattformen und digitale Marktplätze, auf denen Anlagebausteine flexibel kombiniert werden können. Der Nutzen für den Investor – und weniger der Vertrieb von Produkten – stehen im Mittelpunkt.

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Vermögensverwalter müssen noch mutiger werden, auf diese Karte zu setzen und ihre Angebote konsequent darauf auszurichten. Insbesondere in Zeiten steigender Zinsen wird weiter Volatilität an den Märkten zu erwarten sein – nur kluge und preislich attraktive Lösungen werden in diesem Umfeld nachhaltig bestehen können.

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