Verkehrte (Finanz)welt
Mit der richtigen Mischung im Depot können Anleger ihr Vermögen krisenfester anlegen. Quelle: imago images

Drei Schritte für eine krisenfestere Vermögensplanung

Angesichts mehrerer Krisen gestaltet sich das Börsenjahr 2022 für Anleger schwierig. Welche Assetklassen kommen in Frage, wenn fast alle Märkte Kursverluste verbuchen? Auf die richtige Kombination kommt es an. Eine Kolumne.

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Coronakrise, Ukraine-Konflikt, Klima-Herausforderungen. Zu allem Überfluss müssen wir dieser Aufzählung noch die Energiekrise hinzufügen. Mit steigenden Energie-, Rohstoff- und Finanzierungskosten wächst leider die Wahrscheinlichkeit einer hartnäckigen Rezession. Die Börsenweisheit „Don't put all your eggs in one basket“ (nicht alles auf eine Karte setzen) ist hochaktuell. Nachstehend drei Schritte, um die Vermögensplanung auf ein krisenfesteres Fundament zu bauen.

Schritt 1: Suchkriterien

Zwar sind Lebensumstände ständig im Wandel. Jeder von uns hat jedoch elementare Anliegen, etwa das Wohlergehen der Familie, Gesundheit oder beruflicher Erfolg. Es bietet sich an, die Vereinbarkeit von Anlageentscheidungen mit diesen Zielen anhand bestimmter Kriterien zu hinterfragen. Dazu gehört die Haltedauer. Zum Beispiel ist bei einer „Rendite-Immobilie“ – obschon der sehr attraktiven Wertentwicklung bei Eigenheimen der vergangenen Jahre – zu berücksichtigen, dass das Objekt lange genug gehalten werden muss, damit die Summe der Mieterträge die Anschaffungsnebenkosten deckt. Falls persönliche Verpflichtungen oder Instandhaltungskosten einen Verkauf erzwingen, besteht die Gefahr eines Verlustgeschäfts.

Ebenso wichtig ist die Liquidität. Vermögensanlagen, die nicht täglich an der Börse gehandelt werden, können nicht im Handumdrehen zum gewünschten Preis verkauft werden. Der Verkaufsprozess, etwa privater Unternehmensbeteiligungen und Immobilien, geht mit nicht unerheblichen Kosten und zeitlichem Aufwand einher. Zudem sollten das Risikoprofil und die Schwankungsbreite der Vermögensanlage zu den persönlichen Präferenzen passen. Gewinnchancen und Verlustrisiken sollten in einem attraktiven Verhältnis zueinanderstehen. Letztlich sind auch rechtliche Aspekte, etwa die Steuerlast und die rechtliche Stellung einer Anlage (zum Beispiel „Sondervermögen“ bei Fonds), zu berücksichtigen.

Schritt 2: Anlageklassen

Wertschöpfend zu investieren setzt natürlich voraus, dass Sie Geld entsprechend ansparen und monatliche Überschüsse erarbeiten konnten. Wie Sie dies erreichen, darauf soll hier nicht der Fokus gerichtet sein. Es hat sich, verkürzt, jedoch gezeigt, dass beide Seiten, die Reduzierung von Ausgaben und die Erhöhung von Einnahmen, eine Rolle spielen.

Wer einen stetigen Vermögensaufbau anstrebt, etwa um im Ruhestand einen gewissen Lebensstandard zu sichern, der sollte frühzeitig die Weichen stellen. Zu den wesentlichen Anlageklassen, die zur Auswahl stehen, gehören Bankguthaben. Diese eignen sich jedoch nicht zum Vermögensaufbau, da Zinsangebote weit unter der Inflationsrate liegen. Zinserträge reichen nicht zur Deckung der steigenden Lebenshaltungskosten. Das Bankkonto empfiehlt sich lediglich für alltägliche Zahlungen sowie zur Aufbewahrung eines Notgroschens. Drei bis sechs Monatsgehälter können als Notfallreserve dienen.

Eine Alternative sind Anleihen (börsengehandelte Schuldverschreibungen), die von Staaten und Unternehmen herausgegeben werden. Der Anleger vertraut dem Emittenten der Anleihe für einen bestimmten Zeitraum Geld an, damit dieser seine Vorhaben finanzieren kann. Im Gegenzug erhält der Anleger Zinserträge. Am Laufzeitende der Anleihe wird das Geld vollständig zurückgezahlt. Mit Aktien werden Sie hingegen zum Miteigentümer eines an der Börse notierten Unternehmens, wie zum Beispiel Apple, Amazon oder Volkswagen. Im Wesentlichen hängt die langfristige Wertentwicklung eines Aktienkurses von den Unternehmensergebnissen ab. Kontinuierlich steigende Umsätze und Gewinne mehren das in Aktien investierte Vermögen.



Steigende Rohstoff- und Finanzierungskosten schmälern hingegen die Unternehmensgewinne, was zu fallenden Aktienkursen führt. Dieses Verlustrisiko wird durch die Beimischung von Rohstoffinvestments kompensiert. Als probates Mittel zum Schutz vor Krisen haben sich in der Vergangenheit physisches Gold und Silber, also Edelmetalle, hervorgetan. Deren Wertentwicklung steigt bei fallenden Realzinsen (Zinsen abzüglich Inflation). Auf den Wert von Immobilien wirkt sich ein Umfeld mit sinkenden Zinssätzen und besonders günstigen Finanzierungskonditionen positiv aus. Hinzukommen Aspekte wie Standort und Objektqualität. Begehrte Immobilien in beliebten Regionen generieren attraktive Mieterträge. Sofern Sie zahlungskräftige Mieter haben, können Mietsteigerungen zum Ausgleich der Inflation vereinbart werden. Genannt werden sollten hier abschließend auch Kryptowährungen: Die Erfolgsaussichten von Bitcoin, Ether und Co. resultieren aus den Anwendungsmöglichkeiten für Zahlungsvorgänge und Technologien. Die Kurse der Digitalwährungen sind allerdings äußerst schwankungsanfällig.

Schritt 3: Kombination

Um die Vermögensplanung krisenfester aufzustellen, werden die zuvor genannten Anlageklassen miteinander kombiniert. Tabelle 1 repräsentiert ein einfaches Beispielportfolio, das unter anderem Aktien-, Rohstoff- sowie Rentenfonds umfasst (Wertentwicklung 2019 bis 2022).

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Das Verlustrisiko, etwa eines herkömmlichen Aktien-ETF, kann durch die Kombination mit unterschiedlichen Anlageklassen spürbar reduziert werden. Die Ergebnisse der Wertentwicklungen der letzten Jahre legen nahe, dass Sie Ihre finanziellen Ziele so mit einer deutlich höheren Wahrscheinlichkeit erreichen können.

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