Verkehrte (Finanz)welt

Die Zinswelt steht Kopf

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Geldpolitik könnte neue Wege gehen

Das natürliche Zinsniveau hat sich in den vergangenen zwei bis drei Jahrzehnten deutlich abgesenkt. Für Notenbanken, die künftig auf Rezessions- und Deflationsgefahren reagieren möchten, hat sich damit der Zinssenkungsspielraum eingeschränkt – zumindest theoretisch. Denn wie wir derzeit erleben, sind auch Negativzinsen in der Breite und auf längere Zeit kein Tabu mehr für die Währungshüter. Somit sind auch deutlich tiefere Zinsen – bekannt als „Deep Negative Rates“ – vorstellbar.

Sollte es so kommen, würden sicherlich viele ihr Vermögen in Bargeld unter dem Kopfkissen oder besser in einem Tresor lagern, um den negativen Zinsen zu entkommen. Die Geldpolitik würde so ihre Wirkung verlieren.

Eine aktuelle Studie des Internationalen Währungsfonds* hat hierfür aber schon eine Lösung vorgeschlagen. Dabei geht es gar nicht mal darum, das Bargeld zu verbieten, sondern unser Geld in zwei lokale Währungen aufzuteilen: Bargeld (Cash-Euro) und elektronisches Geld (e-Euro), also das Geld auf unseren Konten. Beide Währungen sind über einen Wechselkurs verbunden. Das Bargeld wertet so automatisch in der gleichen Höhe ab, wie Negativzinsen den Wert des elektronischen Geldes reduziert.

Bei einem angenommenen Minuszins von beispielsweise drei Prozent würde der Wert eines 100-Euro-Scheines nach einem Jahr auf 97 Euro Kaufkraft sinken. An der Kasse eines Geschäfts wären für eine Ware mit einem Preis von 100 Euro dann entweder 100 e-Euro oder gerundet 103 Cash-Euro zu bezahlen. Auch bei Einzahlungen auf Konten würde aufgrund des niedrigeren Wechselkurses der Wert des Bargelds reduziert werden.

Zum Glück sind wir aber noch nicht so weit. Dennoch sollte man sich jetzt schon Gedanken um den Schutz seines Vermögens machen.

Die unterschätzte Wertanlage

Da sich auf Sicht der nächsten fünf bis zehn Jahre an den obigen Trends vermutlich nicht viel ändern wird, werden uns negative Zinsen noch länger begleiten. Wer als Anleger sein Vermögen vor schleichender Entwertung durch Inflation schützen möchte, muss also jenseits der traditionell als sicher betrachteten Bundesanleihen oder dem Sparbuch investieren. Alternativen gibt es viele – von Unternehmensanleihen mit immer noch verhalten positiven Renditen über Aktien bis hin zu Immobilien. Eine Anlageklasse wird jedoch weitläufig unterschätzt: Investitionen in das eigene Wissen. Es ist nämlich erwiesen, dass Menschen mit guter Bildung überdurchschnittlich verdienen – viele Jahre lang!

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