Verkehrte (Finanz)welt

Rohstoffinvestments für Einsteiger

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Nicht ohne Risiko

ETCs werden mittlerweile von vielen großen Banken und Spezialanbietern begeben. Besonders beliebt als Basiswert sind Rohstoffe wie Erdöl, Erdgas, Edel- und Industriemetalle. Wer allerdings ETCs auf Agrar-Rohstoffe wie etwa Weizen, Kaffee oder Zucker sucht, hat es schwer. Denn hier scheuen die meisten Emittenten das Reputationsrisiko. Wer möchte schon gerne an den Pranger gestellt werden, weil er mit Nahrungsmitteln spekuliert? Zudem setzen fast alle angebotenen ETCs auf steigende Rohstoffpreise, also sogenannte „Long“ Positionen. Short ETCs gibt es kaum und wenn, dann eher im strukturierten Segment der gehebelten Produkte.

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Die Anbieter der ETCs machen selbst nichts anderes, als die entsprechenden Futures an den Terminmärkten zu kaufen. Da eine ETC-Emission auf viele Käufer verteilt wird, spielen die großen Kontraktgrößen der Futures keine Rolle mehr. Die Bank übernimmt hier die Verteilung auf viele kleine Investoren.

Doch die Abbildung der Wertentwicklung über Futures hat auch einen großen Nachteil. Denn Futures gehören zu den Termingeschäften, und als solche haben sie eine begrenzte Laufzeit. Irgendwann endet das Leben des gehaltenen Future-Kontrakts, der dann durch einen neuen ersetzt werden muss. Dabei wird der auslaufende Future verkauft und ein neuer, in der Regel der nächstfällige, wird gekauft. In Fachkreisen nennt man das: „den Future rollen“. Die Preise der beiden Futures sind dabei allerdings selten gleich. Ist der Preis des neuen Futures höher als der Kurs, zu dem man den auslaufenden Future verkaufen kann, nennt man das in der Fachsprache „Contango“. Es entstehen sogenannte Rollkosten. Selbstverständlich kann es auch vorkommen, dass der neue Future billiger ist als der alte (das nennt man „Backwardation“), und dadurch ein Rollgewinn gemacht wird.

Bei sehr vielen Rohstoffen ist es leider so, dass die Kontrakte häufig über sehr lange Zeit im „Contango“ handeln, es also zu Rollverlusten kommt. Zur Backwardation und damit Rollgewinnen kommt es deutlich seltener und dann häufig nur über kürzere Zeiträume. Meist geschieht dies dann, wenn es eine kurzfristige Verknappung des Angebots gibt. Aktuell ist das beispielsweise bei Zinn, Zink und Palladium der Fall. Bei Gold und Öl hingegen erleben wir schon seit Jahren ein deutliches Contango und damit Rollverluste. Diese Rollkosten wirken sich dann auch auf die Wertentwicklung der ETCs aus, weshalb die Preisveränderungen im Rohstoff selbst nie komplett mit jener des ETC identisch sind.

Des Weiteren sei noch anzumerken, dass wer sich für Rohstoffe interessiert, neben den Rollkosten außerdem beachten sollte, dass so gut wie alle Rohstoff-Futures in US-Dollar gehandelt werden, und dementsprechend ein Währungsrisiko besteht!

Alles in allem lässt sich sagen, dass ETCs durchaus eine interessante Sache sind. Wenn auch nicht ohne Risiko.

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