Verkehrte (Finanz)welt
Private Equity für Privatanleger? Quelle: imago images

Private Equity: Nur für institutionelle Investoren?

Großanleger versprechen sich von Private Equity-Investments häufig Renditen im zweistelligen Bereich. Wäre dies auch für Privatanleger erzielbar? Risiken und Eigenarten sollten sehr genau bekannt sein.

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Für institutionelle Anleger und vermögende Familien sind Investitionen in Private Equity mittlerweile ein wichtiger Teil der Vermögensallokation. Häufig werden Beteiligungen nicht direkt, sondern über spezialisierte Private Equity-Gesellschaften getätigt. Nach Schätzungen entfallen rund 13 Prozent der für Family Offices verwalteten Gelder in Deutschland auf Private Equity-Fonds. Im anglo-amerikanischen und skandinavischen Raum liegen diese Werte noch höher. Viele Privatanleger fragen sich: Ist diese Anlageklasse auch für mich zugänglich? Und: Ist sie lohnenswert? Vor einem Investment sollten die Geschäftsmodelle von Private Equity-Fonds und mögliche Anlagerisiken sehr genau studiert werden.

Typischer Ablauf eines Private Equity-Investments

Eine Private Equity-Gesellschaft führt typischerweise Kapital von Anlegern zusammen, um Unternehmen über einen Fonds Eigenkapital zur Verfügung zu stellen. Wichtig: Die zumeist institutionellen Anleger, die neben Private Equity in viele Anlageklassen - etwa Staatsanleihen, Darlehen, Pfandbriefe, Immobilien, Aktien oder Rohstoffe - streuen, nehmen für diese Investments eine geringe Handelbarkeit (Liquidität) in Kauf.

Privatanleger, die sich für das Thema interessieren, sollten daher die typischen Phasen über die zumeist zehn bis zwölfjährige Laufzeit eines solchen Private Equity-Fonds genau kennen:

Phase 1: Das Fundraising stellt den ersten Schritt dar. Dabei sichert sich die Private Equity-Gesellschaft Investitionszusagen der Anleger. Meist beteiligt sich der Fondsmanager auch selbst, um interessenidentisch mit den Anlegern zu investieren.

Phase 2: Sobald der Fonds in einem zweiten Schritt während der meist fünfjährigen Investitionsphase Unternehmensanteile erwirbt, wird das Kapital bei den Anlegern Schritt für Schritt abgerufen. Abhängig von der Transaktionsstrukturierung hebelt der Fonds den Erwerb teilweise über eine Akquisitionsfinanzierung.

Phase 3: Im weiteren Verlauf werden im Rahmen des Beteiligungsmanagements Strategien angewandt, die eine Erhöhung des Unternehmenswerts zum Ziel haben. Diese Strategien richten sich beispielsweise auf die Erweiterung oder Internationalisierung der Geschäftstätigkeit, neue Produktgenerationen sowie Optimierungen der Geschäftsprozesse und Kosten.

Phase 4: Der Exit bezeichnet die finale Phase. Verkäufe der Beteiligungen erfolgen an strategische Investoren („Trade Sale“) oder das Weiterreichen an einen Finanzinvestor („Secondary Buy-out“). In einigen Fällen werden auch Börsengange oder parallel dazu Verkäufe („Dual Track“) geprüft.

Diese Risiken sollten Privatanleger kennen

Wie bereits angedeutet, ist der Fonds während der Laufzeit der Investition illiquide und kann nicht ohne weiteres beziehungsweise ohne Wertabschläge an Dritte veräußert werden. Eine mittel- bis langfristige Kapitalbindung muss daher akzeptiert werden. Dadurch, dass die Mittel vom Fondsmanager gemäß des Investitionsfortschritts abgerufen werden, erfolgt die Kapitalzusage zudem schrittweise und ist nicht exakt planbar. Ganz wichtig: Bei Misserfolg tragen die Anleger das Risiko eines (Teil-)Verlustes (bis hin zum Totalverlust) ihrer Einlagen.

Ausblick: Investieren mit einigen Einschränkungen

Mein Verbandskollege Felix Engelhardt hat vor einigen Wochen in dieser Kolumne darauf hingewiesen, dass sich der Private Equity-Markt auch für Kleinanleger zunehmend öffnet. Wenngleich die Eintrittsbarrieren gelockert wurden, so erwarten die meisten Private Equity-Fonds von ihren Kunden weiterhin eine Beteiligung von mindestens 100.000 Euro. Über solch ein freies Vermögen dürfte sicher nur ein kleiner Teil der Anleger verfügen.

Um dennoch Zugang zu erhalten, gibt es mittlerweile Möglichkeiten, schon mit kleineren Beträgen zu investieren. Einige Dachfonds richten sich beispielsweise direkt an Privatanleger. Dabei bündelt der Dachfonds kleinere Kapitalmengen und investiert dann in einzelne Private Equity-Fonds. Zwar wird dadurch eine hohe Diversifikation erreicht, jedoch ist diese Struktur vor dem Hintergrund der weiteren Kostenbelastung kritisch zu prüfen.

Eine dritte Überlegung ist die Partizipation am wirtschaftlichen Erfolg börsennotierter Private Equity-Gesellschaften mittels aktiv gemanagter Aktieninvestments oder alternativ passiv über einen Indexfonds.

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Der Branchenverband Invest Europe zählt in seiner Jahresstatistik 2020 europaweit über 8.000 unternehmerische Beteiligungen von Private-Equity-Fonds. Das Investitionsvolumen erreichte rund 88 Milliarden Euro. Übrigens: Das Thema dürfte für viele Bundesbürger auch beim Thema Rente zunehmend Einzug halten und an Bedeutung gewinnen. Bereits heute ist Private Equity ein Bestandteil im Gesamtportfolio vieler Versorgungswerke und in der betrieblichen Altersvorsorge.

Mehr zum Thema: Die Anlagemöglichkeiten extrem Wohlhabender bleiben für normale Privatanleger meist unerreichbar. Fernab von Negativzins und Indexfonds gibt es dort noch echte Rendite – vor allem mit einer Geldanlage: Die exklusiven Anlagewelten der Superreichen

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