Verkehrte (Finanz)welt

Rohstoffinvestments für Einsteiger

Investments in Rohstoffe sind nicht einfach, trotzdem werden Kupfer und Co bei Privatanlegern immer beliebter. Eine attraktive Möglichkeit bieten sogenannte Exchange Traded Commodities (ETCs), mit Vor- und Nachteilen.

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Für den kleinen Investor ist es traditionell schwer, an der Wertentwicklung der Rohstoffmärkte teilzuhaben. Eine attraktive Möglichkeit bieten sogenannte ETCs. Quelle: REUTERS

„Aktien und Anleihen sind mir zu teuer, Immobilien ausverkauft, Kunst zu speziell und Bitcoins zu spekulativ.“, sagte mir unlängst jemand. Da wundert es nicht, wenn derzeit vermehrt Rohstoffe in den Fokus von Anlegern geraten. Zumal die momentanen Preisniveaus sehr niedrig sind. Seit 2009 sind sie extrem gefallen, und so mancher Analyst sieht bereits die Trendwende nahen. Ob dem so sein wird, wird sich zeigen, aber immerhin scheint es gute Gründe dafür zu geben, Rohstoff-Anlagen in Erwägung zu ziehen.

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Zudem sind Erdöl, Aluminium oder Gold handfeste Dinge, die sich jeder vorstellen kann, die Informationslage zu den Produkten ist gut und die Preise transparent und nachvollziehbar. Hinzu kommt, dass aus Investorensicht Rohstoffe zudem den Vorteil haben, dass sie nur gering mit klassischen Finanzanlagen korrelieren. Der Preis für Kupfer wird unter anderem von der Nachfrage nach Elektromobilität getrieben, und nicht vom aktuellen Zinsniveau und Aktienkursen. Für Industriemetalle ist die Nachfrage aus China entscheidend und bei Erdöl das Wirtschaftswachstum in Schwellenländern. Am ehesten bewegen sich Rohstoffe noch mit der Inflation in Einklang, was wiederum ein zusätzliches Argument für Rohstoffe sein mag.

Für den kleinen Investor ist es aber traditionell schwer, an der Wertentwicklung der Rohstoffmärkte teilzuhaben. Schließlich lassen sich Aluminium, Kupfer oder Erdöl nicht besonders handlich und einfach lagern. Darüber hinaus bedarf es einer gewissen Größe, um an den Terminmärkten mitzuspielen. Ein Future Kontrakt Brent Öl an der internationalen Terminbörse ICE bezieht sich immerhin auf 1.000 Barrel Rohöl (ein Barrel sind etwa 159 Liter, macht exakt 158.987 Liter Öl pro Future-Kontrakt). Kohle gibt es ab 1.000 Tonnen, Aluminium, Kupfer und Zink in Einheiten zu je 25 Tonnen, und Gold an der Londoner Metallbörse in Kontrakten zu je 100 Unzen, was für den normalen Anleger offensichtlich zu viel ist. Hinzu kommen weitere Hindernisse wie zum Beispiel spezielle Verträge mit einem Börsenmitglied, der Bedarf eines Clearing-Partners, die Hinterlegung von Sicherheiten in Form von Margins, und noch einige andere Aspekte, die es dem Nicht-Spezialisten massiv erschweren, in Rohstoffe zu investieren.

Martina-Bahl Quelle: BahlConsult GmbH

Deshalb ist die relativ neue Produktgruppe der sogenannten Exchange Traded Commodities oder ETCs für private Anleger besonders praktisch. Sie funktionieren ähnlich wie die bereits bekannten ETFs und gehören wie diese zu den Exchange Traded Products. ETCs werden, wie der Name schon sagt, an einer Börse gelistet und gehandelt. Rein rechtlich handelt es sich dabei um Schuldverschreibungen, welche die Wertentwicklung eines Rohstoffs wie etwa Erdöl, Kupfer, Zinn, Zink, Gold oder Palladium nachbilden, und das in handlichen Größen und ohne die Notwendigkeit für den Investor, sich mit den organisatorischen Abläufen an einer Terminbörse vertraut machen zu müssen. Zudem können ETCs börsentäglich gehandelt werden.

Die Kosten betragen je nach Anbieter zwischen 0,99 und 1,50 Prozent. Das ist deutlich mehr als bei vielen ETFs und erklärt sich unter anderem durch die relativ hohen Besicherungskosten. Denn um das Emittentenrisiko der Schuldverschreibungen zu reduzieren, werden ETCs häufig mit einem Sicherheiten-Pool besichert, und das kostet Geld.

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von Christof Schürmann

Nicht ohne Risiko

ETCs werden mittlerweile von vielen großen Banken und Spezialanbietern begeben. Besonders beliebt als Basiswert sind Rohstoffe wie Erdöl, Erdgas, Edel- und Industriemetalle. Wer allerdings ETCs auf Agrar-Rohstoffe wie etwa Weizen, Kaffee oder Zucker sucht, hat es schwer. Denn hier scheuen die meisten Emittenten das Reputationsrisiko. Wer möchte schon gerne an den Pranger gestellt werden, weil er mit Nahrungsmitteln spekuliert? Zudem setzen fast alle angebotenen ETCs auf steigende Rohstoffpreise, also sogenannte „Long“ Positionen. Short ETCs gibt es kaum und wenn, dann eher im strukturierten Segment der gehebelten Produkte.

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Die Anbieter der ETCs machen selbst nichts anderes, als die entsprechenden Futures an den Terminmärkten zu kaufen. Da eine ETC-Emission auf viele Käufer verteilt wird, spielen die großen Kontraktgrößen der Futures keine Rolle mehr. Die Bank übernimmt hier die Verteilung auf viele kleine Investoren.

Doch die Abbildung der Wertentwicklung über Futures hat auch einen großen Nachteil. Denn Futures gehören zu den Termingeschäften, und als solche haben sie eine begrenzte Laufzeit. Irgendwann endet das Leben des gehaltenen Future-Kontrakts, der dann durch einen neuen ersetzt werden muss. Dabei wird der auslaufende Future verkauft und ein neuer, in der Regel der nächstfällige, wird gekauft. In Fachkreisen nennt man das: „den Future rollen“. Die Preise der beiden Futures sind dabei allerdings selten gleich. Ist der Preis des neuen Futures höher als der Kurs, zu dem man den auslaufenden Future verkaufen kann, nennt man das in der Fachsprache „Contango“. Es entstehen sogenannte Rollkosten. Selbstverständlich kann es auch vorkommen, dass der neue Future billiger ist als der alte (das nennt man „Backwardation“), und dadurch ein Rollgewinn gemacht wird.

Bei sehr vielen Rohstoffen ist es leider so, dass die Kontrakte häufig über sehr lange Zeit im „Contango“ handeln, es also zu Rollverlusten kommt. Zur Backwardation und damit Rollgewinnen kommt es deutlich seltener und dann häufig nur über kürzere Zeiträume. Meist geschieht dies dann, wenn es eine kurzfristige Verknappung des Angebots gibt. Aktuell ist das beispielsweise bei Zinn, Zink und Palladium der Fall. Bei Gold und Öl hingegen erleben wir schon seit Jahren ein deutliches Contango und damit Rollverluste. Diese Rollkosten wirken sich dann auch auf die Wertentwicklung der ETCs aus, weshalb die Preisveränderungen im Rohstoff selbst nie komplett mit jener des ETC identisch sind.

Des Weiteren sei noch anzumerken, dass wer sich für Rohstoffe interessiert, neben den Rollkosten außerdem beachten sollte, dass so gut wie alle Rohstoff-Futures in US-Dollar gehandelt werden, und dementsprechend ein Währungsrisiko besteht!

Alles in allem lässt sich sagen, dass ETCs durchaus eine interessante Sache sind. Wenn auch nicht ohne Risiko.

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