
Die SPIVA Scorecard ist ein beliebtes Instrument, um die Leistung von aktiv gemanagten Fonds mit den jeweiligen Indizes vergleicht. Im Moment ist der Blick darauf nicht besonders erfreulich. Wer selbst nach der Lektüre der SPIVA (S&P Indices Versus Active Funds) noch Fan des aktiven Investierens ist, der muss wirklich hart im Nehmen sein. Das Performance-Bild, das aktiv-gemanagte Fonds dort abliefern, ist erschreckend.
Kleine Kostprobe aus dem Jahr 2016 gefällig? Circa 80 Prozent aller Eurozone-Aktienfonds haben über ein Jahr schlechter als ihr Benchmark-Index performt, über fünf Jahre waren es sogar rund 88 Prozent.
Geldverdienen sieht anders aus. Das sagten sich auch zahlreiche Geldgeber und schichteten in den letzten Jahren ihre Mittel hin zu günstigeren passiven (indexnachbildenden) und computerbasierten Strategien signifikant um.
Zur Kolumne
Jahrhundertelang haben sich Finanzgeschäfte kaum verändert. Heute scheinen fast täglich neue Innovationen und Trends die Märkte umzuwälzen. Experten der CFA Society Germany geben hier alle zwei Wochen Einblick in den Wandel der Finanzwelt.
Verkettung unglücklicher Umstände
Wirklich überraschend kommt die schwache Performance insbesondere der fundamental-analytischen, also der auf aktiven Untersuchungen zu Geschäftsmodell, Markt, Wettbewerb sowie Unternehmensbewertungen fußenden Strategien allerdings nicht. Und das hat gleich mehrere Gründe. Erstens tummeln sich immer noch viele Amateure im Aktienmarkt, ermöglicht durch eine große Zufallskomponente des Geschäfts (im Fachjargon: Random Walk). Denn nicht nur hartes Training und Erfahrung pflastern hier den Weg nach oben, vielmehr kann man am Aktienmarkt noch immer mit Verkaufstalent und Glück auch ohne Top-Ausbildung und langjährige Markterfahrung zum Fondsmanager werden und eine beachtliche Zeit lang durchhalten.
Zweitens spielte der Markt in den letzten Jahren gegen die fundamentalen Investoren. Wir befinden uns heute im neunten Jahr des Kursaufschwungs, der noch dazu maßgeblich von makroökonomischen Themen geprägt war. Das ist, wie auch akademische Studien nahelegen, ein Umfeld, in dem sich Stock Picker eher unwohl fühlen. Drittens haben computerbasierte Strategien (etwa das Factor Investing) gerade bei kurzfristigem Anlagehorizont den fundamentalen Strategien in den letzten Jahren immer mehr fruchtbares Land weggegraben.

Was das Active Investing nicht umbringt, macht es stärker
Erleben wir also gerade den Todesstoß für das fundamentale Active Investing? Die Antwort ist: Im Gegenteil! Denn so paradox es klingen mag: Die jüngsten Entwicklungen sind vielmehr eine große Wiederbelebungsmaschine – wenn auch eine, die Neufokussierungen und ein paar größere Umgestaltungen erfordert. Hier sind die Erfolgsfaktoren für die nächsten Jahre:
- Allgemein gilt: Umso höher die Kapitalmarkteffizienz, also Menge und Tempo der Informationsverarbeitung, umso schwerer ist es für aktive Manager, eine Outperformance zu generieren. Der Markt preist dann einfach schneller als der Manager seine eigenen Ideen verwirklichen kann. Doch gerade der jüngst steigende Anteil von passiven, eben nur geringfügig auf Basis von Einzelinformationen gesteuerten Produkten, hat die Markteffizienz geschwächt – das bietet neue Chancen für aktive Manager.
- Dies gilt aber nicht in allen Segmenten des Aktienmarktes. Im Large-Cap-Bereich, also bei den Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung, ist die Markteffizienz immer noch sehr hoch. Am anderen Ende, im Micro-Cap- und teilweise auch im Small-Cap-Bereich, also bei den kleinen Aktiengesellschaften, lässt sich dagegen beobachten, dass es häufig zu lange dauert (oder gar nicht passiert), dass die Kurse sich entsprechend der fundamentalen Signale anpassen. Am vielversprechendsten ist es genau dazwischen, nämlich im größeren Small-Cap- und im Mid-Cap-Bereich. Dieses Segment könnte zudem von der ab 2018 geltenden neuen Finanzmarktrichtlinie MiFID 2 profitieren, falls dann dort die Abdeckung durch Banken- und Broker- Analysen (und damit die Markteffizienz) weiter zurückgeht.