Auch der britische Broker CMC Markets hat Konten im Nachhinein um mehrere Zehntausend Euro angepasst. Aus Guthaben wurden Schulden. Die Kurse, so CMC, seien zuvor „nur Anhaltswerte“ gewesen.
Broker IG Markets hat immerhin versucht zu erklären, was passiert sei: Nach der SNB-Entscheidung hätten Banken sich zurückgezogen und keine An- und Verkaufskurse für Devisen mehr in die Systeme gestellt. Folge: Kurse, die „auf der Handelsplattform oder in den Charts angezeigt wurden“, seien „fehlerhaft, fiktiv und nicht legitim“ gewesen. Versuche, die Banken zu kontaktieren, seien für „zehn Minuten erfolglos“ geblieben, so IG. Erst Zug um Zug konnte der Broker die Aufträge seiner Kunden im Handel zwischen Banken ausführen. Auf dieser Basis hätte IG später einen Durchschnittskurs berechnet, der an alle Kunden weitergegeben worden sei. Fazit: Wird es eng, ziehen Banken sich zurück.





Thomas Herrmann von JFD zweifelt die Argumente seiner Wettbewerber an: „Es gab nach der Entscheidung der SNB durchgehend Großbanken, die Liquidität angeboten und Geschäfte in dem Währungspaar Schweizer Franken und Euro ausgeführt haben.“ JFD Brokers leitet Kundenaufträge an rund 20 Banken weiter.
Selbst wer richtig lag, verlor
Handelsdaten zeigen, dass der Markt am 15. Januar tatsächlich chaotisch war. Während die eine Bank einen Kurs von 1,1220 anzeigte, lag die andere bei 0,6374. Innerhalb von zwei Sekunden sprangen die Kurse dem Broker FXCM zufolge von 1,1078 auf 0,5696 und dann wieder hoch auf 0,9769. Großbanken, von denen kleinere Broker ihre Kurse einkaufen, weiteten die Spanne zwischen An- und Verkaufskursen auf bis zu 0,50 Franken aus – normal sind 0,0002 Franken. So konnten auch Kunden, die richtig – auf Aufwertung des Franken – gewettet hatten, massiv Geld verlieren, weil ihre automatischen Verkaufslimits ausgelöst wurden.
Auffällig ist der Widerspruch zwischen Werbung und Realität. Im Internet wirbt Saxo dafür, dass man Kunden Liquidität bis zu 25 Millionen Euro anbiete. Außerdem sei ein Preis ein Preis: „Der Preis, den Sie sehen und auf den Sie klicken, ist immer der gleiche Preis wie in Ihrer Abrechnung“, steht dort auf Englisch. Doch das soll nun wohl nur unter normalen Umständen gelten. Für Ausnahmen gibt es Geschäftsbedingungen. Dort heißt es, Saxo habe das Recht, Preise zu korrigieren.
In Deutschland sind Dutzende Broker aus dem Ausland tätig. Doch wer bei einem solchen handelt, kann doppelt Probleme bekommen. So haben Saxo-Kunden zwar die Unterlagen zur Kontoeröffnung auf Deutsch erhalten – die Geschäftsbedingungen aber gab es nur auf Englisch. Und wer dieser Sprache mächtig ist, liest bei Saxo, dass alleiniger Gerichtsstand Kopenhagen ist. Also müsste, wer sein Guthaben zurück will, in Dänemark klagen.
Geldanlage
Die deutsche Aufsicht BaFin hält sich vornehm zurück. Sie hat einem Anleger geschrieben, dass sie „nicht der richtige Ansprechpartner“ für Beschwerden sei. Saxo Bank sei „eine Online-Investmentbank mit Sitz in Dänemark“ und als „grenzüberschreitender Dienstleister“ befugt, hierzulande tätig zu werden. Zuständig sei die Aufsicht in Dänemark. Freundliche Grüße.
Es gibt leise Hoffnung: Die Kanzlei Peres & Partner meint, Saxo könne mit der Kopenhagen-Klausel bei deutschen Kunden nicht durchkommen. Mehr noch: Gemessen am deutschen Recht, dürfte auch die Klausel zur nachträglichen Preisanpassung unwirksam sein, so die Anwälte, die im Internet um Saxo-Kunden werben.
Zweifel an Anwaltswerbung
Die Saxo Bank ist über derlei Annäherungsversuche wenig erpicht. Sie hat Kunden geschrieben, dass „unter Mitwirkung von Rechtsanwälten“ Rundschreiben zirkulierten, „in welchen die Rechtmäßigkeit der von uns erhobenen Nachschussforderungen in Frage gestellt wird“. Man habe „Zweifel an der Zulässigkeit einer solchen ,Werbung‘“ und prüfe „ein juristisches Vorgehen“ gegen die Anwälte. Denn all das ziele nur darauf ab, Anleger „in gerichtliche Auseinandersetzungen“ zu führen.
Genau die suchen viele Kunden jetzt – und verklagen ihre Banken.