Während bei vielen jüngeren Menschen Fernreisen, moderne Ausstattung, Karriere oder das schicke Cabriolet weit oben auf der Wunschliste stehen, muten die Wünsche der über 50-Jährigen weit bodenständiger an.
Gefragt nach ihren Bedürfnissen antworten 82 Prozent dieser Generation, Gesundheit und Wohlbefinden sei ihnen sehr wichtig. Damit steht das Streben nach einem Leben ohne Krankheit oder körperliche Einschränkungen ganz oben auf der Wunschliste – noch vor einer harmonischen Partnerschaft (61 Prozent) oder Zeit mit der Familie (53 Prozent). Das ergab eine Forsa-Umfrage unter 1000 50- bis 79-jährigen von easyCredit, einem Kreditanbieter der Genossenschaftlichen Finanzgruppe Volksbanken Raiffeisenbanken.
Ein schönes Auto oder ein gewisser Luxus ist hingegen nur jeweils drei Prozent sehr wichtig. „Wir haben es hier nicht nur mit einem demographischen Phänomen zu tun. Die Menschen dieses Alters kommen aus einer anderen Lebenswelt als ihre Eltern“, sagt Alexander Boldyreff, Vorstandschef der Teambank, zu der easyCredit gehört. „Viele sind an einen gewissen Wohlstand gewöhnt und haben ein hohes Bewusstsein in Bezug auf berufliche wie persönliche Selbstverwirklichung.“
Gesundheit und finanzielle Vorsorge im Fokus
Die Sorge um ein gesundes Leben im Alter beschäftigt die 50Plus-Generation besonders. Dabei sind nur 24 Prozent aus dieser Altersgruppe mit ihrer Gesundheit auch sehr zufrieden. Fast die Hälfte der Befragten plant deshalb auch, innerhalb der nächsten zwölf Monate in Gesundheits- und Pflegeleistungen zu investieren.
Viele können sich das offenbar auch leisten. Denn mehr als drei Viertel in dieser Altersgruppe beschreiben die eigene finanzielle Situation als gut bis sehr gut. Leider glaubt nur ein Drittel daran, dass es auch so bleibt. 41 Prozent gehen davon aus, dass sich ihre finanzielle Situation in den nächsten drei bis fünf Jahren verschlechtern wird.
Das Ergebnis stimmt nachdenklich. Denn wem es verdientermaßen gut geht, der sollte auch die Zuversicht haben, dass das so bleibt. Viele der über 50-Jährigen haben sich schließlich ein angenehmes Leben aufgebaut: Beruflich fest im Sattel, die Kinder schon groß, man ist eingerichtet und mit allem wichtigen ausgestattet. Im Grunde eine gute Ausgangsposition, um sich auch finanziell für die zweite Lebenshälfte fit zu halten und gegen heraufziehende Risiken zu schützen. Wer aber Finanzen, Vorsorge und Versicherungsschutz richtig plant, kann entspannt in die Zukunft blicken.
ABC der Rentenansprüche
Alle, die bis 1946 geboren sind und das 65. Lebensjahr vollendet haben, können Rente bekommen, wenn sie mindestens fünf Jahre eingezahlt haben. Bei ab 1947 Geborenen wird die Altersgrenze mit jedem Jahrgang stufenweise weiter angehoben. Wer ab 1964 geboren ist, kann erst mit 67 Jahren in Rente gehen.
Langjährig Versicherte haben ab dem 65. Lebensjahr Rentenanspruch, wenn sie mindestens 45 Jahre eingezahlt haben.
Langjährig Versicherte können schon mit 63 Jahren in Rente gehen, wenn sie mindestens 35 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt haben. Jedoch müssen bis 1948 Geborene einen Abschlag von 7,2 Prozent in Kauf nehmen, danach steigen die Abschläge stufenweise an. Wer ab 1964 geboren ist, muss sich mit 14,4 Prozent weniger Rente zufrieden geben, wenn er früher in Rente will.
Wenn der Arzt einen Behinderungsgrad von 50 und mehr bescheinigt, kann man Altersrente schon mit 63 bekommen. Voraussetzung sind 35 Jahre Anwartschaftszeiten und Geburt vor dem 1. Januar 1952. Ab 1964 Geborene können erst mit 65 Jahren eine abschlagsfreie Rente für Schwerbehinderte bekommen.
Frauen können Altersrente mit 60 beanspruchen, wenn sie vor dem 1. Januar 1952 geboren sind. Gehen sie mit 60 in Rente, müssen sie 18 Prozent Abschlag zahlen, ab dem 65. Lebensjahr werden 7,2 Prozent abgezogen.
Hier gelten die gleichen Regeln wie bei der Frauen-Rente.
Kann jemand am Tag wegen seiner Krankheit weniger als sechs Stunden arbeiten, hat er Anspruch auf Erwerbsminderungsrente. Voraussetzung: Mindestens fünf Jahre Beiträge und während der letzten fünf Jahre vor Beginn der Rente sind drei Jahre lang Pflichtbeiträge gezahlt worden.
Wer am Tag zwischen nur noch zwischen drei und sechs Stunden arbeiten kann, hat Anspruch auf Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung.
Nach dem Tod des Versicherten können Witwe oder Witwer und die Waisen als Hinterbliebene Rente beziehen. Der Rentenanspruch endet, wenn ein Waise das 18. Lebensjahr erreicht oder danach eine Ausbildung abgeschlossen hat. Die Witwen-Rente endet beispielsweise, wenn neu geheiratet wird.
Die Voraussetzungen scheinen in dieser Altersgruppe jedenfalls gut. Laut Umfrage haben fast drei Viertel in Bezug auf ihre Altersvorsorge ein eher gutes Gefühl, zwei Drittel gaben zudem an, sich in finanziellen Dingen gut auszukennen. Nahezu allen über 50-Jährigen ist finanzielle Sicherheit und Vorsorge wichtig. Aber wie genau sollen sie das Geld investieren?
Vor der Beantwortung auf diese Frage steht zunächst eine gründliche Bestandsaufnahme jedes Einzelnen. Besonders verbreitet sind in der Gruppe der sogenannten Best Ager vor allem die betriebliche Altersvorsorge (39 Prozent), Bausparverträge und private Krankenzusatzversicherungen (jeweils 34 Prozent). Gleich dahinter folgen bereits Kapitallebensversicherungen (31 Prozent) und Wertpapieranlagen wie Fonds oder Aktien (29 Prozent). Schulden in Form eines Immobilien- oder Ratenkredits hat hingegen nicht einmal jeder siebte in dieser Altersgruppe.
Existenzielle Risiken abgesichert?
Wer mit 50 noch nicht gegen alle wesentlichen existenziellen Risiken geschützt ist, sollte dies rasch nachholen. Wer Familie hat oder noch einen großen Immobilienkredit abzahlen muss, sollte etwa eine Risikolebensversicherung abschließen, die das Auskommen der Familie und die Schuldentilgung ermöglicht. Ist das Todesfallrisiko noch nicht versichert, sollten sich die Mitglieder der Generation 50Plus damit beeilen. Denn je älter der Versicherungsnehmer und je angegriffener sein Gesundheitszustand – und das schließt die persönliche Krankengeschichte der vergangenen zehn Jahre mit ein – umso teurer ist der Versicherungsschutz. Gerade bei den Gesundheitsfragen sind die Versicherungen pingelig, sie müssen unbedingt vollständig und wahrheitsgemäß beantwortet werden. Sonst riskieren Versicherte, dass die Assekuranz im Todesfall die Zahlung wegen falscher Angaben bei Vertragsabschluss verweigert. Risikolebensversicherungen haben aber immerhin den großen Vorteil, dass sie nur das Todesfallrisiko abdecken. Anders ist es bei den weit verbreiteten Kapitallebensversicherungen, die zugleich teure und kaum rentable Sparkomponenten beinhalten und zum Teil noch nicht einmal einen Schutz gegen Berufsunfähigkeit bieten.
Wer noch eine alte, bereits angesparte Kapitallebensversicherung hat, sollte diese jedoch ruhig behalten. Langjährig Versicherte profitieren hier einerseits von höheren Garantiezinsen, andererseits vom Zinseszinseffekt, der das angesparte Kapital gerade zum Ende der Vertragslaufzeit immer schneller wachsen lässt. Das Auflösen eines solchen Vertrages ist wegen der vergleichsweise geringen Rückkaufswerte in der Regel ein schlechtes Geschäft und nur im absoluten finanziellen Notfall sinnvoll, wenn andere Reserven nicht zur Verfügung stehen.
Gesundheitliche Risiken
Das wohl zweitgrößte Risiko besteht wohl in einer Erkrankung, die den Einkommenserwerb für lange Zeit oder dauerhaft unmöglich macht oder deutlich einschränkt. Die von der gesetzlichen Rentenkasse gewährte Erwerbslosenrente ist zu eingeschränkt, um davor adäquat zu schützen. Besser wäre eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Aber wer bis zum Alter von 50 Jahren noch keinen Schutz gegen Berufsunfähigkeit hat, braucht damit auch nicht mehr anfangen. Denn in dieser Altersgruppe ist das Risiko einer Berufsunfähigkeit bereits so hoch, dass die Beiträge in keinem Verhältnis mehr zum Nutzen stehen. Da ist es weit sinnvoller, sich in Eigenregie ein ordentliches Finanzpolster aufzubauen, um einen Einkommensausfall möglichst lang überbrücken zu können. Abgesehen davon ist ohnehin zweifelhaft, ob die Berufsunfähigkeitsversicherung immer sinnvoll ist und nicht vielmehr eine sehr teure Beruhigungspille für Berufstätige darstellt.
Einen bezahlbaren, wenn auch eingeschränkten Schutz können Versicherte eher mit Privaten Krankenzusatzversicherungen oder einer Unfallversicherung erreichen. Sie schützen zumindest vor hohen Krankheitskosten und können je nach Vertrag über einen Krankentagegeld auch Einkommensengpässe lindern helfen.
Kassensturz
Ist der Risikoschutz soweit wie möglich gewährleistet, geht es um die Frage, wie viel gespart werden kann, um Altersvorsorge und Finanzpolster aufzubauen. Hierzu ist zunächst ein Kassensturz erforderlich. In aller Regel haben über 50-Jährige hier gute Karten. Nach Zahlen von 2008 liegt das durchschnittliche Nettoeinkommen der über 50-Jährigen gut um die Hälfte über den Nettoverdienst aller Jüngeren. Sie sind zudem am wenigsten vom Armutsrisiko betroffen und mit steigendem Alter nimmt das verfügbare Nettohaushalteinkommen weiter zu. Allerdings ist es für diese Generation in den vergangenen Jahren auch schleichend schwieriger geworden. Dafür spricht, dass auch in dieser Gruppe der Geldbedarf offenbar zunimmt. „Wir stellen seit 2007 bei der Zielgruppe 50Plus eine steigende Kreditnachfrage fest“, sagt Teambank-Chef Boldyreff. Dabei würden überwiegend Kredit in Höhe von weniger als 10.000 Euro nachgefragt, ein Viertel der bewilligten Kredite liegt zwischen 10.000 und 20.000 Euro. 15 Prozent der easyCredit-Kunden über 50 benötigen sogar mehr als das.
Immobilie und Altersvorsorge
Noch mehr spricht dafür, dass das frei verfügbare Einkommen dieser Einkommensgruppe weitgehend gebunden ist. So liegt etwa der Anteil derer, die jenseits der 50 über Wohneigentum verfügen, bei mehr als 50 Prozent. Sofern die Immobilie noch nicht abbezahlt ist, geht oftmals jeder freie Euro in die Tilgung des Darlehens. Da erscheint es plausibel, dass das Liquiditätspolster in besonderen Fällen nicht mehr ausreicht.
Dafür stellt die eigene Immobilie auch eine Form der Altersvorsorge dar und entspricht auch dem ausgeprägten Wunsch der über 50-Jährigen nach einem schönen Zuhause. Dennoch ist der Aufbau eines vernünftigen Finanzpolsters für diese Generation nicht zu vernachlässigen. Denn auch wenn die Immobilie abbezahlt ist, muss sie noch unterhalten und regelmäßig instandgesetzt werden. Zunächst ist es ratsam, die Schulden möglichst zügig zu tilgen. Ist dies geschehen und soll darüber hinaus noch Geld für ein angenehmes Leben mit Urlaubreisen, Hobbys und genügend Geld für Kinder und Enkelkinder vorhanden sein, sollte freies Geld am Kapitalmarkt investiert werden.
Flexibler aber konservativer Anlagemix
Da in Zeiten historisch niedriger Zinsen es nicht genügt, Geld auf dem Tagesgeldkonto zu parken, ist die Geldanlage an den Kapitalmärkten unbedingt sinnvoll. Das geht zu geringen Kosten und sollte mittelfristig eine Durchschnittsrendite von mindestens vier Prozent ermöglichen. Wichtig ist dabei vor allem, dass keine Produkte gewählt werden, die das Geld über lange Jahre fest binden oder die zudem mit hohen Verlustrisiken verbunden sind. Im Bedarfsfall müssen die Wertpapiere und Anlagen schnell zu Geld zu machen sein. Auch einen Totalverlust sollten Anleger ab einem gewissen Alter nicht mehr riskieren, weil die Zeit, die zum Verdauen der Verluste bleibt einfach immer kürzer wird. Es geht also darum, die Ersparnisse verfügbar zu halten und mit zunehmendem Alter immer risikoärmer anzulegen.
Damit scheiden Geldanlagen am grauen Kapitalmarkt grundsätzlich aus, wie der Insolvenzantrag des Windparkbetreibers Prokon erneut eindrucksvoll vor Augen führt, dessen Genussrechte rund 75.000 Privatanleger besitzen. Gleiches gilt im Grunde für viele geschlossene Fonds, etwa für Immobilien oder Schiffe. Am grauen Kapitalmarkt sind die Finanzprodukte kaum durch den Gesetzgeber geregelt und die Anlegergelder in der Regel nicht vor der Pleite des Anbieters geschützt.
Gold und Tagesgeld als Notgroschen
Wesentlich besser für die Kapitalanlage sind regulierte Produkte, die zudem unter staatlicher Kontrolle stehen. Aber auf einen ausgewogenen Mix kommt es an. Hierbei geht es darum, ein ausgewogenes Verhältnis aus Verlustrisiko und Renditechancen zu finden. Bewährt hat sich eine Mischung aus Anleihen, Aktien, Gold und Tagesgeld. Dabei hat sich ein Verhältnis von je 15 Prozent in Gold und Tagesgeld sowie 40 Prozent Aktien und 20 Prozent Anleihen für Anleger unter 50 bewährt.
Das Tagesgeld dient dabei als liquide Reserve, Gold eher als eiserne Reserve im Krisenfall. Denn selbst wenn die Währung zusammenbricht oder es zur globalen Wirtschaftskrise kommen sollte, wird Gold seinen hohen Wert behalten.
Anleihen und Aktien sind hingegen für die Rendite verantwortlich, allerdings auch mit Risiken verbunden. Die riskanteste Anlage in diesem Portfolio sind zweifellos die Aktien. Aufgrund der möglicherweise großen Kursschwankungen bieten sie die höchsten Verlustrisiken, andererseits auch die besten Renditechancen. Letztlich kommt es auf eine gekonnte Auswahl geeigneter Papiere an. Generell sind für Best-Ager-Anleger solide Papiere großer Konzerne empfehlenswert, die in streng regulierten Börsensegmenten gelistet sind. An der Frankfurter Börse sind das vor allem die Werte im Dax und MDax. Noch besser für den Anleger ist es, wenn diese Aktiengesellschaften auch regelmäßig eine Dividende an die Aktionäre auszahlen. Das stabilisiert die Rendite um federt mögliche Kursverluste zusätzlich ab.
Solide Auswahl von Aktien, Anleihen, Fonds
Noch einfacher und auch günstiger können Anleger Fonds kaufen, die erfolgreich auf solch konservative Aktien setzen. Besonders preisgünstig geht dies mit börsengehandelten Fonds. Die Kaufneben- und Verwaltungskosten sind bei diesen Produkten besonders niedrig, sie streuen die Risiken über viele Wertpapiere oder orientieren sich direkt an einem Börsenindex. Trotzdem sind sie jederzeit über die Börse handelbar und im Zweifel so auch schnell wieder zu Geld zu machen.
Bei den ausgewählten Anleihen sollten Anleger darauf achten, dass zahlungskräftige, langfristig solide wirtschaftende Unternehmen ausgewählt werden. Dort sind die Zinsen zwar niedriger, aber ein Zahlungsausfall des Unternehmens ist dann nur von relativ geringer Wahrscheinlichkeit. Im Portfolio dienen sie daher einer risikoarmen Rendite.
Anlagemix bei Bedarf anpassen
Wichtig ist es, den Portfoliomix in seiner Gewichtung möglichst regelmäßig zu kontrollieren und anzupassen, damit sich die Risikostruktur nicht verschlechtert. Sind etwa Aktien im Wert stark gestiegen, Anleihen und Gold hingegen gesunken, steigt das Verlustrisiko. Um das Risiko wieder abzubauen, müssen dann Aktien verkauft und mit dem freien Kapital Gold und Anleihen zugekauft werden, bis die Depotstruktur wieder stimmt. Wer das konsequent macht, hat besten Chancen auf eine ansehnliche und dennoch stabile Rendite.
Sparer über 60 Jahren sollten dann allmählich von Aktien in Anleihen umschichten, um das Verlustrisiko mit dem Rückgang der verbliebenen Lebensdauer zu senken. Dann kehren sich im Anlagemix die Verhältnisse von Aktien und Anleihen um. Wer sicher sein will, dass zum Eintritt des Rentenalters das Vermögen inklusive der bereits erzielten Rendite vorhanden ist, senkt den Aktienanteil auf 20 Prozent und erhöht den Anleihenanteil auf 40 Prozent.
Eine Musterrechnug, wie viel Kapital Sparer mit dieser Strategie und mit einer monatlichen Rate von 200 Euro aufbauen können, finden Sie hier.
Geht der 50Plus-Anleger derart konsequent die Absicherung von Risiken und die Steuerung seiner Ersparnisse an, hat er gute Aussichten, nicht nur finanziell, sondern auch gesundheitlich fit seine zweite Lebenshälfte zu bestreiten. Denn weniger Sorgen und Nöte sind auch der Gesundheit zuträglich – zumal dann das Geld auch für einen erholsamen Urlaub, Sport und Wellness ausreichen sollte.