Vermögensmanagement Was Online-Anlageberatung wirklich taugt

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Musterportfolios und ETFs ersetzen den Banker

Unabhängige Experten wie Andreas Zittlau, Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Privacon in Bonn, bestätigen das. „In den vergangenen Jahren hat sich immer deutlicher gezeigt, dass es nur sehr wenigen Fondsmanagern mittel- und langfristig gelingt, den Markt zu schlagen“, sagt er. „Die Zahlen sprechen für Indexfonds-Lösungen.“

Bei den wenigen Perlen unter den aktiv gemanagten Fonds ist der Mehrertrag oft so überschaubar, dass er von den Nebenkosten wieder aufgefressen wird. Schließlich zahlen Anleger in der Regel bereits am Anfang drei bis fünf Prozent Ausgabeaufschlag. Hinzu kommen jährliche Ausgaben für Fondsmanagement und Verwaltung, die sich in der Regel auf ein bis zwei Prozent des investierten Geldes summieren. Bei Aktien- und Mischfonds sind zudem Gewinnbeteiligungen von 20 Prozent durchaus nicht unüblich.

Anbieter von ETFs kassieren deutlich weniger, im Schnitt erhalten sie beim quirion-Modell nur 0,43 Prozent pro Jahr. Ausgabeaufschläge oder Gewinnbeteiligungen gibt es keine. Weitere 0,38 Prozent pro Jahr zahlen Anleger an quirion selbst. Die Gesamtkosten von 0,81 Prozent pro Jahr werden auf der Homepage auch in Euro und Cent angezeigt.

Die quirion-Empfehlung: Schwerpunkt Anleihen (Für vollständige Ansicht bitte anklicken)

Aber bedeutet günstig auch gut? Vermögensverwalter Zittlau hält es zwar für ambitioniert, mit einer 69-prozentigen Anleihequote eine Rendite von 5,2 Prozent zu erzielen. Trotzdem sei die quirion-Empfehlung „solide“. Die Anlageklassen Aktien und Anleihen reichten in den meisten Fällen für ein ausgewogenes Portfolio, sagt Zittlau.

Investoren sollten lange durchhalten

Eines müsse Anlegern aber klar sein: „Sie dürfen nicht die Nerven verlieren und verkaufen, wenn die Aktienmärkte einbrechen.“ Solche Modelle seien nur sinnvoll, wenn Investoren „mindestens fünf Jahre“ durchhalten.

Das kann aber zwischenzeitlich schmerzhaft sein. Denn auch wenn die Börsen in einen mehrjährigen Abwärtsstrudel geraten, bleibt die Aktienquote im Beispielfall stabil bei 30 Prozent. Das liegt am regelmäßigen „Rebalancing“ von quirion: Sind die Aktien-ETF gesunken und haben dadurch einen niedrigeren Depotanteil als vorgesehen, wird nachgekauft, bis die Anfangsquote wieder erreicht ist.

„Das ist zwar prinzipiell sinnvoll, weil Anleger bei niedrigen Kursen stärker in Aktien investieren“, sagt Zittlau. Aber es könnten eben – trotz des stabilisierenden Anleiheanteils – zwischenzeitlich hohe Verluste auflaufen. Und wenn ängstliche Anleger dann aussteigen, war alles für die Katz.

Wie wohlhabende Deutsche ihr Geld anlegen

Auf ein ähnliches Konzept wie quirion setzt FinanceScout24, Teil der Scout24-Gruppe. Anleger wählen auf der Homepage managed-depot.financescout24.de, die seit März online ist, allerdings keine Zielrendite, sondern geben den Anlagezeitraum, ihre Risikobereitschaft und den Betrag ein. Wer 10.000 Euro für fünf Jahre mit moderatem Risiko anlegen will, bekommt als Empfehlung das Portfolio „Ich will streuen“ – eines von fünf „Managed Depots“, die FinanceScout24 anbietet (siehe Grafik) .

Anleihen kaufen die Scouts über ETFs auf den iBoxx Euro Sovereign Eurozone Index und den Barclays Capital Euro Corporate Bond Index, Aktien durch Papiere auf den MSCI World und den MSCI Emerging Markets Index sowie Rohstoffe durch einen ETF auf den Commodity ex-Agriculture EW Index.

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