Vermögensschutz Zum Fest glänzt nichts wie Gold

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Physisches Gold ist eine Liquiditätsreserve

Wie die Silber-Brüder, Chocfinger und Co. zocken
Aluminium-Blöcke in einer Raffinerie: Die Hütten in Sibirien oder Island produzieren derzeit auf Halde, die Nachfrage ist wegen der Konjunkturflaute gedämpft. Quelle: rtr
Spekulanten nutzen die Marktlage: Sie kaufen aktuell zum günstigen Preis physisches Aluminium. Dann verkaufen sie den Rohstoff über Terminbörsen wie die London Metal Exchange (LME) teuer weiter. Quelle: rtr
Bis zum vorgesehenen Liefertermin wird der Rohstoff eingelagert: Entweder in Hallen oder ganz billig auf offenem Gelände. Statt in Fabriken weiterverarbeitet zu werden, füllen sich weltweit die Lager. Quelle: rtr
Die Aluminium-Hütten produzieren derweil weiter. Quelle: dpa
Auch beim Nickel spielen Spekulanten mit. Sie lagern das physische Metall ein und verkaufen es teurer zu einem späteren Termin. Quelle: rtr
Eine Nickel-Raffinerie in den USA: Finanzspekulanten streichen die Differenz zwischen dem aktuellen und dem künftigen Preis des Metalls ein. Quelle: rtr
Kupferdraht in einer chinesischen Fabrik Quelle: dpa

Auf jeden Fall aber bietet physisches Gold, auf das Anleger direkt zugreifen können, stets eine Liquiditätsreserve außerhalb des Finanzsystems. „Physisch bedeutet, dass ich immer zu meinem Safe gehen, meine Barren und Münzen rausnehmen und am Markt verkaufen kann, wenn ich das muss“, erklärt Zulauf.

Auf die Notfallreserve zurückgreifen könnten Anleger beispielsweise, wenn der Zugriff auf Konten, Depots und Bargeld versperrt sein sollte – etwa bei einem Crash der Computersysteme, einem Zusammenbruch der eigenen Bank oder beim Übergang zu einer neuen Währung. So gesehen liegt die Bedeutung von Gold weniger in seinem Preis als in seinem Besitz. Wer einen Teil seines Geldes in Gold anlegen will, sollte es deshalb physisch besitzen und möglichst dort aufbewahren, wo es am wenigsten wahrscheinlich ist, dass es ihm weggenommen wird.

Fast jede Bank gibt inzwischen Goldpreisprognosen ab. Aber wie viel Gold eigentlich kosten müsste und ob es gerade teuer oder billig ist, lässt sich kaum mit den Formeln der Finanzanalyse berechnen. Das hängt vielmehr ab vom persönlichen Blickwinkel. Für Durchschnittsamerikaner etwa, deren Einkommen mit dem Anstieg des Goldpreises nicht Schritt gehalten haben, ist Gold sicher teuer geworden.

Lohnentwicklung in China, Indien, Deutschland und den USA im Vergleich zum Goldpreis

Krisenmetall

In Indien dagegen stiegen die Löhne beinahe ebenso stark wie der Goldpreis, in China gar noch stärker (siehe Grafik). Dort ist Gold für viele Menschen heute erschwinglicher als früher. Zulauf: „Historisch wanderte Gold immer aus Regionen ab, in denen der Wohlstand abnimmt, dorthin, wo der Wohlstand wächst.“ Tatsächlich waren in den vergangenen Jahren Asiaten, vor allem Chinesen und Inder, die großen Käufer. Die Argumentation von Goldman Sachs, Wirtschaftswachstum sei eher negativ für die Goldnachfrage, überzeugt an dieser Stelle nicht. Das Gegenteil gilt: Für die neuen Käufer in den asiatischen Schwellenländern ist Gold eher Wohlstands- als Krisenmetall.

In guten Zeiten wird gekauft, um es in schlechten Zeiten, etwa in einer persönlichen Notlage, versilbern zu können. Zu beobachten ist dies gerade in Südeuropa, wo Menschen aus finanzieller Not Omas olle Klunker einschmelzen lassen.

Umgekehrt gilt: Wenn in den wichtigsten Nachfrageländern China und Indien, auf die zusammen die Hälfte der globalen Goldnachfrage entfällt, die Wirtschaft abflaut, dann spürt das auch der Goldmarkt. So wie im Verlauf dieses Jahres: In den ersten neun Monaten 2012 wurden nach Angaben des World Gold Council (WGC), der Lobbyorganisation führender Goldproduzenten, weltweit 102 Millionen Unzen nachgefragt – sieben Prozent weniger als vor einem Jahr. Im Gesamtjahr wird die Goldnachfrage erstmals seit 2009 unter der des Vorjahrs liegen.

Für Inder bleibt Gold teuer

In Indien brach die Goldnachfrage gar um fast ein Viertel ein. Zwar lag der Goldpreis in Dollar deutlich unter seinem im September 2011 erreichten Rekord bei 1923 Dollar pro Unze. Normalerweise greifen die indischen Schmuckhändler zu, wenn der Preis gefallen ist – sie wollen sich eindecken, bevor er wieder steigt.

Nur: In indischer Rupie gerechnet, ist der Goldpreis 2012 nicht gefallen, sondern auf neue Rekordstände geklettert. Die Schmuckhändler warteten deshalb ab, zumal die Landbevölkerung, auf die gut zwei Drittel der Goldnachfrage in Indien entfällt, auch unter einer schwachen Monsunsaison mit geringeren Ernteerträgen zu leiden hatte. Gedämpft wurde die indische Nachfrage zusätzlich durch eine massive Erhöhung der Steuern auf Goldimporte. Die Steuererhöhung wurde, nach heftigen Protesten der indischen Schmuckhändler, von der Regierung wieder kassiert.

Auch in China, das gerade Indien als weltgrößtes Nachfrageland ablöst, ging die Goldnachfrage wegen des schwächeren Wirtschaftswachstums zeitweise zurück.

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