Vermögensverwalter-Ranking Die erfolgreichsten Geldmanager

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Absicherung vor Währungsverlusten mit Derivaten

Seit 2011 ist sein Slogan „dort arbeiten, wo andere Urlaub machen“ – im österreichischen Kleinwalsertal eben. Jetzt macht es Jann Spaß, den Großen zu zeigen, dass er mithalten kann und 700 Millionen Euro, die er verantwortet, gut anlegt. Zeit für Bergwanderungen bleibt nur am Wochenende. Dienstagabend, wenn auf dem Gemeindeplatz in Riezlern Schneemanntreff ist, schließt er die Bürofenster, um in Ruhe zu telefonieren. Endet die Après-Ski-Sause um 19 Uhr, ist bei Jann noch nicht Schluss.

Jürgen-Jann Quelle: Stefan Nimmesgern für WirtschaftsWoche

Sein Ziel ist ein Kursverlauf, der möglichst glatt nach oben geht, und dafür muss er hart ran. Die einst als sicherer Hafen gefeierte zehnjährige Bundesanleihe hat in vier Monaten mehr als fünf Prozent an Wert verloren. Seit 15 Monaten ruckelt der Motor auch deshalb, weil die negativen Zinsen die Fahrt gewaltig stören. Für liquide angelegtes Geld zahlt Jann bis zu 0,7 Prozent Strafzins. 85 Prozent des Portfolios hat er in Anleihen angelegt, nur zehn Prozent sind aktuell in Aktienfonds investiert. Aber auf denen ruhen alle Hoffnungen. „Der Ertrag in der Vermögensverwaltung muss in diesem Jahr von den Aktien kommen, bis sich die Inflation einpendelt und die Rendite der Anleihen auf ein höheres Niveau hebt“, sagt Jann. Aber das wird noch ein steiler Weg. Dass es in einigen Jahren wieder fünf Prozent Zinsen geben wird, daran glaubt Jann nicht.

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Riskante Wetten auf einzelne Anleihen oder Märkte gibt es bei ihm nicht, er vermeidet Klumpenrisiken und verteilt die Gelder auf 150 unterschiedliche Positionen. Wie auch Jan Ehrhardt nutzt Jürgen Jann US-Staatsanleihen (Treasuries) mit kurzen Restlaufzeiten als Rückzugsgebiet. 20 Prozent der Fondsgelder leiht er dem US-Staat. Der knackt zwar bald die 20-Billionen-Dollar-Marke bei der Verschuldung, aber zahlt auch höhere Zinsen. Vor Währungsverlusten sichert sich Jann mit Derivaten ab, trotzdem bleibt unterm Strich bei den Treasuries gegenüber vergleichbaren Bundesanleihen ein Renditevorteil von über einem Prozentpunkt. Da die Wirtschaft gut läuft, besteht sein Portfolio zudem aus Unternehmensanleihen auch bonitätsschwächerer Schuldner sowie Schwellenländeranleihen.

Bei den Aktien favorisiert Jann aktuell ebenfalls Schwellenländer sowie US-Titel. Statt einzelner Aktien nimmt er dafür verschiedene Fonds ins Depot auf. Alles kann er nicht selbst machen, auch wenn das beim Standdienst auf der Konferenz so aussieht.

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Kleine Aktien ganz groß

Wenn einer bezweifelt, dass gute Performance überhaupt wiederholbar ist, dann muss er sich Markus Wedel ansehen. Der 43-Jährige steht schon das zweite Jahr in Folge auf dem Siegertreppchen als bester Vermögensverwalter in der Kategorie „Offensiv & Flexibel“. Wedel wollte eigentlich „etwas mit Seefahrt“ machen. Sein Vater war Schiffsmakler in Bremen, seine Bundeswehrzeit verbrachte Wedel bei der Marine auch auf einem Minensuchschiff. Gefährlichen Sprengsätzen versucht er im jetzigen Job aus dem Wege zu gehen. Nach Stationen bei Investmentbanken in London und New York gründet er die SPSW Capital in Hamburg und Buxtehude zusammen mit Robert Suckel, dem Gründer des Aktienanalysehauses SES, sowie Achim Plate und Henning Soltau, Exvorstände des früheren Callcenterbetreibers D+S Europe. Mit voller Fahrt steuert Wedel jetzt auf sein Ziel zu: „Geld verdienen mit überschaubaren Risiken.“ Die Aktienquote hat er mit 66 Prozent so hoch gejazzt wie nie, seit der Fonds 2010 an den Markt kam. Sein Steckenpferd sind kleine Unternehmen, sogenannte Nebenwerte, gewöhnlich in Verbindung gebracht mit starken Kursschwankungen und hohen Verlusten. Wedel redet so, als gäbe er an Deck noch die Kommandos, aber er segelt keineswegs hart am Wind. Dafür sorgen auch die Partner. Das Team hat nach eigenen Angaben zu den 360 Millionen Euro, die aktuell im Portfolio WHC Global Discovery stecken, viel Geld beigetragen. Deshalb gebe es „keine Sehnsucht, maximales Risiko einzugehen“, so Wedel.

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