Vermögensverwalter-Ranking Die erfolgreichsten Geldmanager

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Anleihen statt Aktien kaufen

Die Daten bewahrten ihn Anfang 2016 vor Fehlern. „Am ersten Arbeitstag kam ich gut gelaunt ins Büro, sah dann aber, dass der chinesische Aktienindex sieben und der Dax vier Prozent im Minus lagen. Bis Ende Januar verlor China 20 Prozent“, erinnert sich Ehrhardt. Kunden wurden ängstlich, riefen ihn an, es herrschte Untergangsstimmung. „Ein Blick auf unsere Daten zeigte aber, dass die Immobilienpreise in den 70 größten Städten Chinas sogar gestiegen waren. Wenig deutete auf einen Crash hin.“ Die Urheber der Chinagerüchte am Kapitalmarkt hatte man in Pullach schnell ausgemacht: „Hedgefonds haben die Risiken überzeichnet, weil sie von den fallenden Kursen profitieren konnten.“ Ehrhardt blieb bei seinem Kurs, kaufte manche dividendenstarke Aktie und einige Anleihen von Rohstoffunternehmen zu niedrigeren Preisen. Der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock gehört zu den großen Aktienpositionen im DJE Zins&Dividende. Er liefert, was Ehrhardt sich wünscht: „Am wichtigsten für mich ist, dass der freie Cashflow der Unternehmen groß genug ist, um die Dividenden zu zahlen.“ Zudem hat Blackrock in den vergangenen zwölf Quartalen aus freien Mitteln stets Aktien zurückgekauft, was Aktionären zugutekommt. Es gibt aber auch Unternehmen im Fonds, von denen er lieber die Anleihen als die Aktien hält. Wegen der Chinakrise schwächelten Anfang 2016 die Rohstoff- und Stahlunternehmen. „An die Aktien von BHP Billiton oder Alcoa haben wir uns nicht herangetraut. Aber wir wussten, dass diese Unternehmen nicht in Konkurs gehen, wenn die Rohstoffpreise niedrig bleiben, deshalb haben wir die Anleihen gekauft“, sagt Ehrhardt. Kurz nach dem Januar-Crash hatte sein Depot wieder den Kurs erreicht, mit dem er ins Jahr gestartet war. Die Kunden waren beruhigt.

Jan-Ehrhardt Quelle: Stefan Nimmesgern für WirtschaftsWoche

Das große Fragezeichen bleibt jetzt US-Präsident Donald Trump. „Dessen Auswirkungen auf den Handel sind schwer abzuschätzen.“ Und aktuell seien die Chinadaten diffus. So sind die Immobilienpreise zuletzt gestiegen, obwohl die Zahl der Immobilientransaktionen rückläufig ist. „Man kann schwer sagen, wo China in einem halben Jahr stehen wird“, gibt Ehrhardt zu. Daten verraten doch nicht alles.

Da hilft ein Gespräch mit Unternehmenschefs. Im Januar hat Ehrhardt auf Investorenkonferenzen in Frankfurt und Zürich mehr als 30 getroffen, jetzt weilt er in den USA und spricht mit Technologieunternehmen. Autozulieferer waren optimistisch, auch den Stahlproduzenten und der Chemie- und Medienbranche gehe es besser, so sein Eindruck. „Alle erwarten ein weiteres Gewinnwachstum, und konjunkturell sieht es im Moment gut aus“, sagt Ehrhardt. Was können Anleger bei den guten Vorgaben von ihm erwarten? Grob überschlagen aus der Durchschnittsrendite der Anleihen und der Gewinnrendite von Aktien, kommt er auf ein Plus von fünf Prozent. „Das ist möglich“, sagt Ehrhardt.

Die Top-Ten-Depots der Vermögensverwalter der Kategorie "Ausgewogen"

Vom Starmanager zum Messe-Diener

Jürgen Jann hat Standdienst in Mannheim. Beim jährlichen Branchentreffen, der Fondsprofessionell-Messe, schiebt der Leiter der Vermögensverwaltung bei der Walser Privatbank höchstpersönlich Dienst in der winzigen Ausstellungsbox. Er verteilt auch mal in Filz eingebundene Notizblöcke oder Schlüsselanhänger mit kleinen Kuhglocken. Starkult ist Jann fremd.

Dabei investierte der 56-Jährige das Geld seiner Anleger in den vergangenen drei Jahren in der Walser Strategie Basis so erfolgreich, dass er in der Kategorie „Defensiv“ Sieger im WirtschaftsWoche-Ranking ist. Kaum jemand hat so viel Erfahrung beim Anleihemanagement wie er. Seine Vita ist goldgerändert, die Namen seiner früheren Chefs und Arbeitskollegen, Bill Gross oder Mohamed El-Erian und Scott A. Mather, haben in der Szene einen Klang wie Donnerhall. Fast ein Jahrzehnt hat er für Pimco gearbeitet, als die kalifornische Fondsgesellschaft bei Anleihen das Nonplusultra war. Wie die gefeierten Anleihegurus in der Finanzkrise agierten, beeindruckte ihn: „Es herrschte Betriebsamkeit, aber keine Panik.“ Schon im Jahr 2007 habe Gross die Mannschaft darauf eingeschworen, dass sie „künftig enger im Konvoi fahren“ müsse.

Danach sind die Zinsen jahrelang gefallen, es waren paradiesische Zustände für Experten wie Jann. Aber seit Geld im Überfluss vorhanden ist und die Europäische Zentralbank monatlich für 80 Milliarden Euro Anleihen vom Markt aufsaugt, wird es für Vermögensverwalter wie ihn immer schwerer, noch Rendite zu erzielen. Zinserhöhungen in den USA, steigende Preise in Europa, gute Wachstumsaussichten – das ist ein Umfeld, in dem Anleihen leiden.

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