Versicherungen "1,5 Prozent Zins reicht zum Überleben aus"

Maximilian Zimmerer ist ob der niedrigen Zinsen weit entfernt von Panik. Ganz ruhig schlafen kann aber auch der Finanzvorstand der Allianz nicht mehr. Wie Deutschlands größter Erstversicherer in der Schuldenkrise 498 Milliarden Euro anlegt, wie die Lebensversicherung durch die Krise kommt.

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Zehn Szenarien für 2013 - und was sie für Anleger bedeuten
Der Euro wird überlebenDie europäische Währung, Dauerpatient auf der Intensivstation, wird bis 2013 nicht sterben - davon gehen jedenfalls die Analysten der Research-Abteilung von HSBC Trinkaus aus. Ihre Prognose begründen sie mit den Treuebekundungen der europäischen Politiker zum Euro und dem Versprechen der EZB unbegrenzt Staatsanleihen klammer Staaten zu kaufen, die einen Hilfsantrag beim Euro-Rettungsschirm gestellt haben. Die Märkte werden sich langfristig beruhigen, sofern die Euro-Länder ihre Hausaufgaben machen. Quelle: dpa
Niedrige Zinsen, niedrige InflationDie Zinsen werden mittelfristig niedrig bleiben. Die Analysten der HSBC rechnen damit, dass die EZB ihre Niedrigzinspolitik auch noch 2013 fahren wird. Allerdings gehen sie auch von einer niedrigen Teuerungsrate aus. Paradox? Nein. Denn die Geldflut der EZB werde nicht über Kredite in die Realwirtschaft fließen und zwar wegen hoher Arbeitslosigkeit und Unterkapazitäten in der Euro-Zone. Ausnahme bleibe Deutschland: Hierzulande könnte die Inflation stärker anziehen - dank Lohnsteigerungen und robustem Arbeitsmarkt. Quelle: dpa
Keine ImmobilienblaseEine Immobilienblase in Deutschland sehen die Experten nicht. Das heißt aber nicht, dass Immobilien nicht gefragt sein werden. Dafür sprechen niedrige Zinsen und damit niedrige Finanzierungskosten. Zudem sei der Arbeitsmarkt robust - und wer einen sicheren Job hat, der will auch ein eigenes Häuschen. Doch Immobilien könnten auch als Anlageklasse interessanter werden – dank niedriger Renditen bei festverzinslichen Papieren und volatiler Aktienmärkte. Quelle: dpa
Dollar könnte unter die Räder kommenFür eine Belastung des Dollar-Kurses sehen die Analysten der HSBC für 2013 drei Faktoren. Erstens: Die lockere Geldpolitik der US-Notenbank und wahrscheinlich werden weitere quantitative Maßnahmen folgen. Zweitens driften die USA auf die Schuldenobergrenze zu. Wenn diese nicht erhöht wird, wird die US-Regierung zahlungsunfähig, was die Wirtschaft belasten und automatisch Steuererhöhungen mit sich bringen wird. Als dritten Grund sehen sie eine mögliche Verlagerung der Aufmerksamkeit. Während derzeit alle Welt auf die Staatsfinanzen der Euro-Länder schauen, könnte sich in Zukunft die Diskussion auf die USA konzentrieren. Quelle: dpa
Gold glänztDer Goldpreis wird weiter steigen. Weil Notenbanken Gold kaufen, die Realzinsen negativ sind und Währungen abgewertet werden, steigt die Beliebtheit des Edelmetalls weiter. Sorgen um eine wachsende Inflation verstärken diesen Trend noch. Die Geldflut dürfte außerdem ihren Weg zum Gold finden, das im Gegensatz zur Währung nicht beliebig vermehrt werden kann. Quelle: dpa
Unternehmensanleihen sind interessantAufgrund ihrer Prognosen für das Jahr 2013 hat die HSBC auch bestimmte Anlagestrategien empfohlen. Die Investmentgrade-Unternehmensanleihen gehören dazu. Denn selten sei der Aufschlag im Verhältnis zur Rendite so hoch gewesen. Langfristig sei das Chance-Risiko-Verhältnis besonders attraktiv. Gegen ein kurzfristiges Investment in diese Anlageklasse spreche dagegen vor allem die geringe Liquidität. Bei Staatsanleihen von Ländern mit einem guten Rating sind die Renditen kleiner als die Inflation und deshalb unattraktiv. Quelle: dpa
Spekulativ: Hoch-Zins-AnleihenIn Tagen der Niedrigzinspolitik ist bei Staatsanleihen wenig zu holen. Die Analysten der HSBC empfehlen deshalb spekulativen Investoren High-Yield-Anleihen - jedoch nur als Beimischung. Allerdings ist bei Unternehmens-Hochzins-Anleihen Vorsicht geboten: Die hohen Zinsen gibt es wegen der schlechten Kreditwürdigkeit der Unternehmen. HSBC empfiehlt deshalb, sich die Unternehmen genau anzuschauen und solche auszuwählen, die ein solides Geschäftsmodell und geringe Verschuldung. Quelle: dpa

Bei so vielen privaten Lebensversicherungsverträgen kann man sich schon mal verzählen. Ob es acht oder neun sind – Maximilian Zimmerer weiß das nicht so genau. Nur eins steht sicher fest: „Ich bespare jeden einzelnen Vertrag weiter wie bisher“, sagt der Finanzvorstand des Versicherungskonzerns Allianz.

Von Panik ist der ehemalige Chef der deutschen Lebensversicherung trotz medialem Dauerbeschuss auf seine Branche weit entfernt. In den ersten neun Monaten konnte die Allianz Leben Geld zu 3,5 bis 3,6 Prozent neu anlegen. Das liegt immer noch über jenen rund 3,2 Prozent Zins, den Lebensversicherer ihren Kunden im Schnitt garantiert haben. Die schönen Anleihen, die Zimmerer in seiner Zeit als Leben-Chef gekauft hat, laufen auch noch um die 14 Jahre. Und, das habe er genauestens durchrechnen lassen, die Lebensversicherung könne mit bis zu 1,5 Prozent Zins in der Neuanlage „überleben, wenn auch nicht leben“.

Alles in Butter also, könnte man meinen…

Deutsche Bank hebt Kursziel für Allianz-Papiere

"Entspannt bin ich selten"

Nun, völlig unbekümmert ist selbst Zimmerer nicht. „Entspannt bin ich selten, weil mich an den Kapitalmärkten so manches nervös macht“, gibt der 54-Jährige unumwunden zu. Da sind viel zu niedrige Zinsen für sichere Geldanlagen, die Sorge vor weiteren Schuldenschnitten von Staaten und auch der Gedanke an eine Rückkehr zu nationalen Währungen treibt ihn um. Zimmerer muss an jedem Arbeitstag durchschnittlich 360 Millionen Euro neu und vor allem sicher anlegen. Auf den zarten Schultern des promovierten Juristen lastet die Verantwortung für 497,5 Milliarden Euro – so viel Geld legt die Allianz Gruppe an, rund 150 Milliarden davon gehören den deutschen Lebensversicherten.    

Maximilian Zimmerer, Vorstand Lebensversicherung bei der Allianz Quelle: dpa

 

Bloß: Wohin mit dem schönen Geld?

Aktien fasst Zimmerer erst mal nicht an. Unternehmensanleihen und die Baufinanzierung will er ausbauen, dafür lässt er die Finger von unbesicherten Bankanleihen. Er investiert mehr Geld in Anleihen aus den Schwellenländern („weniger Staatsschulden“), Immobilien findet er attraktiv (in den nächsten fünf Jahren soll das Portfolio von knapp 20 auf 30 Milliarden Euro steigen) und für Investoren von Infrastrukturinvestments baut Zimmerer gerade ein Team auf, das Fremdkapital verleihen soll.

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