Wagniskapital Geldsammeln á la Stromberg - Wie sicher ist Crowdfunding?

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Über die 100.000-Euro-Grenze

Wer Beteiligungen vermittelt, benötigt dafür grundsätzlich eine Lizenz der BaFin. Nur wenn die eingeworbenen Anlegergelder die Grenze von jeweils 100.000 Euro pro Startup nicht überschreiten, können die Plattformen sich die BaFin-Lizenz sparen. Wenn sie nicht über 100.000 Euro einsammeln, benötigen auch die Unternehmen keinen Wertpapierprospekt. Das spart Kosten.

Anleger verzichten so aber auf jede Kontrolle durch die Finanzaufsicht – und ohne Aussagen in rechtsverbindlichen Prospekten bleiben Schadensersatzforderungen nahezu aussichtslos. Dass die Crowdinvesting-Plattformen fast ausnahmslos noch unter der 100.000-Euro-Grenze bleiben, ist ein Warnsignal für Investoren.

Seedmatch bemüht sich derzeit um Genehmigungen, damit die Plattform auch größere Investments vermitteln kann. "Für 2013 planen wir pro Monat im Schnitt drei Finanzierungen bis zu 100.000 Euro. Dazu soll jeweils ein Investment von maximal 500.000 Euro kommen", sagt Firmenchef Sauer. Auch Konkurrent Innovestment aus Köln will künftig mit BaFin-Segen größere Beteiligungen anbieten.

Die meisten über die Plattformen finanzierten Startups erzielen heute noch wenig Umsatz und keine Gewinne. Sie setzen auf schnelle Umsatzsteigerung, doch die Geschäftsmodelle sind meist stark marketing- und wenig technologielastig, die Barrieren für Wettbewerber, die Idee zu kopieren, sind nicht sehr hoch. Überdies wirken manche Geschäftsmodelle arg schräg.

  • Andrea Bregar und Isabelle Kurth etwa glauben, dass sie einen neuen Werbeträger entdeckt haben – Tampon-Boxen. Die Gründerinnen von "Tampons for You" bedrucken deren Pappschachteln mit Reklame und verteilen sie gratis. Zahlen sollen das Hersteller von Parfüms, Kosmetika und Ähnlichem. Bisher ist die Zahl der Firmen, die Anzeigen auf Tampon-Schachteln schalten, eher bescheiden.
  • Die Berliner Ludufaktur will Gesellschaftsspiele wie Dame, Skat und Mensch ärgere dich nicht wiederbeleben. Ganz nach den Wünschen der Kunden bedruckt die Firma Spiele-Sets mit persönlichen Bildern und Texten. Wer mag, kann beim nächsten Geburtstag ein Skatspiel überreichen, auf dem der Beschenkte als Kreuz-König zu sehen ist und seine Partnerin als Herz-Dame. Um das Startgeld für den skurrilen Businessplan zusammenzukratzen, benötigte die Ludufaktur zwei Anläufe auf verschiedenen Crowd-Plattformen.
  • "Wir geben Deinen Kurven ein Zuhause" verspricht das Portal SugarShape. Die Firma bietet Dessous für eher üppige Frauen an. Auf der Plattform können die Kundinnen abstimmen, welche Formen und Farben ihre Traum-BHs haben sollen. Produziert werden jene Designs, für die sich die Mehrheit entscheidet. "Dolce Vita" heißt die erste Kollektion, die basisdemokratisch in die Produktion ging. Mit 49,99 Euro sind die BHs im XXL-Format freilich nicht ganz billig.
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