Webinar von Fidelity Besser investieren mit Sascha Lobo?

Der Autor und Vortragsredner Sascha Lobo wäre womöglich ein guter Geldverwalter. Quelle: dpa

Digitalisierungsexperte Sascha Lobo hat Kunden des Vermögensverwalters Fidelity die Welt des 21. Jahrhunderts erklärt. Die Erkenntnis: Als Manager eines Digitalisierungsfonds wäre Lobo wohl nicht schlecht – womöglich besser als Frank Thelen.

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Sascha Lobo, der Mann mit dem Hahnenkamm, hat das Reden zu seinem Beruf gemacht – aber als Fondsmanager wäre er womöglich auch nicht übel. Dieser Schluss liegt jedenfalls nahe nach einem Auftritt des Autors und Vortragsredners Lobo bei einer Veranstaltung der Investmentgesellschaft Fidelity am Dienstag. Der Auftritt lief in etwa so ab: Lobo erklärte die Welt, und ein Fidelity-Fondsmanager nickte dazu. Investieren à la Lobo sähe demnach in etwa so aus:

Schritt 1: Strategisch denken

Die Welt hat sich in den vergangenen zwei Dekaden unerwartet tiefgreifend verändert. Annahmen aus dem 20. Jahrhundert seien geradezu „implodiert“, so Lobo. Etwa die Vorstellung, dass liberale Demokratien Selbstläufer mit Vorbildcharakter seien, oder dass man Diktatoren („Ich verzichte hier bewusst auf das Gendern“) mit den Mitteln des Marktes einhegen könne. Erfahrung sei heute weniger wert, weil man daraus kaum noch belastbare Schlüsse für die Zukunft ziehen könne.

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Nur bis morgen zu denken statt bis übermorgen ist laut Lobo aber keine Lösung. So sei Angela Merkel „die Großkaiserin des Auf-Sicht-Fahrens“ gewesen – mit den bekannten Ergebnissen, etwa der starken Abhängigkeit von Russland im Energiebereich. Man benötige, bei aller Unsicherheit, eine Vision und eine Strategie für die Zukunft, um erfolgreich zu sein.

Schritt 2: Absichern

Die Pandemie und die Lockdowns in China haben der Weltgemeinschaft klargemacht, dass die Globalisierung der Wirtschaft Nachteile hat. Stehen in China die Förderbänder still, ruckelt es in westlichen Fabriken. Viele Geschäftsmodelle seien in den vergangenen Jahren zu stark auf Effizienz gebürstet worden, kritisierte Lobo. Man habe über das Streben nach Effizienz und dem letzten Quäntchen Rendite die Resilienz vernachlässigt.

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Wie ein zugleich effizientes und resilientes Wirtschafts- und Geschäftsmodell aussehe, könne man nicht pauschal sagen, erläutert Lobo. Volkswirtschaften und Unternehmen müssten individuelle Lösungen finden. So sei es etwa denkbar, vorübergehend Abhängigkeiten in Kauf zu nehmen, um Rücklagen zu bilden. „Ein Bankkonto mit viel Geld darauf sichert am besten gegen alle möglichen Krisen ab.“ Auf die Investmentebene übertragen: Eine gut gefüllte Kriegskasse kann nicht schaden. Mit so viel Vorsicht bei gleichzeitigem Fortschrittsoptimismus ist zu vermuten, dass ein Lobo-Fonds zuletzt nicht so tief abgestürzt wäre wie der 10xDNA-Fonds des Investor Frank Thelen, der auf Digitalisierung und disruptive Technologien setzt.

Schritt 3: Werten folgen

Wäre Sascha Lobo Fondsmanager, würde er wohl einen Nachhaltigkeitsfonds führen – schon allein, um Reputationsrisiken zu vermeiden. „Wir leben in einer Welt, in der in gewissen Bereichen Transparenz erwartet wird“, erklärte er. So werde etwa von Unternehmen verlangt, sich zu Skandalen zu äußern: „Da ist ein Druck entstanden, der durchaus positiv sein kann.“ Die Öffentlichkeit habe mehr Macht denn je. Es sei schon allein deshalb für Unternehmen sinnvoll, gewissen Werten zu folgen.

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Lobo legt selbst viel Wert auf Transparenz, veröffentlicht auf seiner Homepage sämtliche Auftraggeber seit 2011. Bei den meisten Engagements habe es sich um Vorträge gehandelt, schreibt er dort. „Diese Vorträge werden sehr gut bezahlt, trotzdem bin ich überzeugt, dadurch nicht inhaltlich beeinflussbar zu sein.“ Abgelehnt habe er unter anderem Anfragen von Rüstungsunternehmen, nicht-demokratischen Regierungen sowie kirchlichen und militärischen Verbänden.

Die Auflistung zeigt, dass Lobo nicht zuletzt in der Finanzbranche ein gefragter Redner ist. Volksbanken, Sparkassen, Privatbanken wie Donner & Reuschel und Fondsgesellschaften wie Union Investment und nun Fidelity haben Lobo bereits gebucht. Sollte Lobo, der mit dem Erklären von Entwicklungen rund um die Digitalisierung bekannt geworden ist, einen Fonds leiten wollen: Das Netzwerk wäre da.

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