Wechselkurse am Devisenmarkt Wie ein Brexit Pfund, Euro und Franken trifft

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Risiko für Kurssprünge

Eine Art Ebbe am Devisenmarkt sieht Thu Lan Nguyen, Devisenanalystin der Commerzbank, noch nicht. „Noch ist genug Liquidität im Markt“, sagt Nguyen. Kurz vor der Bekanntgabe des Referendums-Ergebnisses könnte es allerdings sein, dass der Markt so illiquide ist, so dass Risiko für überraschende Kurssprünge bestehe. Aus Finanzkreisen heißt es, dass viele Broker ihre Handelstische während des Referendums rund um die Uhr besetzt halten wollen.

Wie Währungen zu ihren Namen kamen
Dollar Quelle: dpa
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Rand Quelle: REUTERS
Yuan, Yen und Won Quelle: REUTERS

Kurssprünge wären zum Beispiel zu erwarten, wenn Investoren in den Tagen um das Referendum das britische Pfund massiv verkaufen würden. Noch ist das nicht in extremer Form der Fall. „Die Prämien für Optionen auf eine Aufwertung des Dollars sind zur Zeit sehr hoch“, sagt Nguyen. Ein Brexit würde zwar immer mehr eingepreist, Investoren sicherten sich mit Dollar-Optionen ab, so die Commerzbank-Analystin. Noch komme es aber nicht zu massenhaften Pfund-Verkäufen, welche im Fall einer ganz realen Brexit-Angst zu erwarten wären.

Fluchtwährungen gefragt

Auch der Euro gehört zu den Währungen, die im Fall eines Brexit gegenüber dem Dollar wohl stärker abwerten würden. Die Commerzbank rechnet kurzfristig mit einem Minus von vier bis fünf Prozent. Einige Analysten gehen sogar davon aus, dass die Gemeinschaftswährung relativ schnell die Parität zum Dollar erreichen könnte. Noch kostet ein Euro etwas mehr als 1,11 Dollar und verlor in der vergangenen Woche rund ein Prozent. Anders beim Greenback: "Der US-Dollar, der immer noch die weltweit bedeutendste und liquideste Währung darstellt, wird als sicherer Hafen gefragt sein", sagt Devisenexperte Hettler.

Die schwierige Beziehung der Briten zu Europa

Anleihen werden zum Verlustgeschäft

Noch sprunghafter dürfte das Referendum aber für als sichere Häfen bekannte Währungen wie den japanischen Yen und den Schweizer Franken verlaufen. Schon jetzt flüchten Investoren in den Franken, im Vergleich zum Euro hat dieser seit dem Start der vergangenen Handelswoche drei Prozent an Wert gewonnen. Das ist die stärkste Aufwertung seit Januar 2015, als die Schweizer Notenbank SNB überraschend die Kopplung des Franken an den Euro aufhob.

Das Interesse der Investoren an der Schweiz zeigt sich auch auf dem Bondmarkt. Am Donnerstag fiel die Rendite für eine 30-jährige Staatsanleihe erstmals auf null Prozent. Damit rentieren nahezu alle Schweizer Staatsschuldentitel mittlerweile im negativen Bereich. Zum Vergleich: bei deutschen Bundesanleihen fiel die Rendite für zehnjährige Anleihen am Dienstag erstmals in den negativen Bereich. Anleihen mit längerer Laufzeit haben allerdings eine positive Rendite.

Was Partnerländer über einen EU-Ausstieg denken
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Die chinesische Flagge vor einem Hochhaus Quelle: dpa
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Der russische Präsident Wladimir Putin Quelle: REUTERS
Das Logo des japanischen Autobauers Nissan Quelle: REUTERS

"Wir erwarten, dass es im Fall eines Brexit zu Turbulenzen kommen könnte", sagte deshalb SNB-Präsident Thomas Jordan nach der Verkündung des Zinsentscheids am Donnerstag. Wenn es zu einem Brexit komme, werde es in einer ersten Phase darum gehen, stabilisierend am Markt einzugreifen. Auch Analysten erwarten, dass die Schweizer Notenbank sofort eingreifen werde, um eine rasante Aufwertung des Franken zu verhindern. In der exportorientierten Schweizer Wirtschaft könnte ein starker Franken das Wachstum gefährden, da viele Unternehmen darunter leiden dürften, dass ihre Produkte im Ausland teurer werden.

Zinsseitig ist der Spielraum der SNB nicht sehr groß. Schon jetzt liegt der Einlagezins, den Banken für Geld bei der Notenbank zahlen, bei minus 0,75 Prozent. Als wahrscheinlicher gilt daher, dass die SNB direkt am Devisenmarkt interveniert, um den Franken zu schwächen. In dem sie Euro mit Franken kauft, schwächt sie die heimische Währung. "Im Falle eines Brexit gehen wir davon aus, dass die Märkte 1,05 Franken je Euro testen werden", sagt Karsten Junius, Chefökonom der Bank J Safra Sarasin in Zürich. "Ein Niveau von dem wir erwarten, dass es die SNB erbittert verteidigen wird."

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