Wechselkurse am Devisenmarkt Wie ein Brexit Pfund, Euro und Franken trifft

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Zentralbanken in Lauerstellung

Die SNB ist nicht die einzige Notenbank, die dieser Tage besonders häufig den aktuellen Wechselkurs kontrolliert. Der Chef der dänischen Notenbank, Lars Rohde, erklärte Anfang der Woche, die Zentralbank werden „den Kurs der Krone mit allen nötigen Mitteln verteidigen". Dänemark gilt als Nicht-Euro-Land ebenfalls als sicherer Hafen. Allerdings hat das Land im Gegensatz zur Schweiz an seiner Euro-Bindung festgehalten, die dänische Krone ist fest an den Kurs des Euro gekoppelt. Entsprechend stark müssen die Dänen bei einer Aufwertung intervenieren.

Rohde ist dafür bekannt, klar zu kommunizieren, er hat bewiesen, dass die Aussagen der Notenbank glaubhaft sind. Eine Reaktion der Notenbank bei starker Aufwertung der Krone ist also zu erwarten. Anfang Juni hat die Zentralbank bereits Kronen im Wert von umgerechnet 470 Millionen Euro verkauft, im Mai wurden die Devisenreserven deutlich aufgestockt.

Auch der japanische Yen gilt als Fluchtwährung und hat zuletzt gegenüber Dollar und Euro deutlich aufgewertet. Angesichts des drohenden Brexit hat die Bank of Japan (BoJ) denn auch von einer weiteren Lockerung der Geldpolitik abgesehen und beließ den Leitzins am Donnerstag auf seinem Rekordtief von minus 0,1 Prozent. Auch ihr Anleihekaufprogramm weitete die Zentralbank nicht aus. Zudem kann die BoJ nicht so einfach am Devisenmarkt intervenieren, wie die SNB oder die dänische Notenbank das können.

Notenbanken haben sich verabredet

Die Notenbanken der große G7-Staaten haben eine Art Abkommen, welches eine Manipulation des Wechselkurses nicht erlaubt. Es soll unter anderem einen globalen Währungskrieg verhindern. „Die japanische Zentralbank würde nur im Verbund mit den anderen G7-Notenbanken eingreifen“, sagt Nguyen. Zu einer solchen gemeinsamen Intervention werde es aber wohl nur kommen, wenn die globale Finanzstabilität akut gefährdet wäre. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die BoJ haben aber bereits gegenseitige Liquiditätshilfen verabredet, um zu verhindern, dass es bei britischen Banken oder Instituten der Euro-Zone zu Liquiditätsengpässen kommt.

Unser Währungsrechner rechnet ihnen jeden Geldbetrag in eine beliebige andere Währung zum aktuellen Wechselkurs um.

Für Reisende, die in den Sommerferien ihren Urlaub außerhalb der Euro-Zone planen, wird es nicht nur auf das gewählte Ziel ankommen. Entscheidend wird sein, wie lange die Turbulenzen am Devisenmarkt nach einem Brexit anhielten. "Im günstigen Fall würde sich an den Finanzmärkten rasch die Einschätzung durchsetzen, dass die ökonomischen Bremsspuren größtenteils auf das Vereinigte Königreich begrenzt blieben", sagt DZ Bank-Experte Hettler. Dazu gehöre, dass auf politischer Ebene konstruktiv zusammengearbeitet würde.

"Im Worst-Case, in dem der Brexit eine Kettenreaktion auslöst, die sowohl für politische Unruhe in Großbritannien als auch in der Europäischen Union sorgt und die Euro-Krise neu entfacht, muss allerdings davon ausgegangen werden, dass die Folgen des EU-Austritts nicht nur wesentlich dramatischer ausfallen, sondern auch wesentlich länger anhalten würden", sagt Hettler.

Das einzig Gute aus Sicht des Schweiz-Urlaubers: der Franken hat auch ohne Brexit schon stark gegenüber dem Euro aufgewertet. Bleibt also lediglich die Frage, ob der Urlaub teuer oder sehr teuer wird.

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