Weltsparen, Zinspilot und Co. „Bundesregierung tappt bei Zinsplattformen komplett im Dunkeln“

Die Null- und Negativzinsen der Europäischen Zentralbank haben Zinsvergleichsportalen wie Weltsparen oder Zinspilot viel Zulauf beschert. Die Bundesregierung will solche Zinsplattformen strenger regulieren. Quelle: imago images

Das Finanzministerium prüft nach der Pleite der Greensill Bank, ob Zinsplattformen wie Weltsparen oder Zinspilot stärker reguliert werden müssen. Bisher weiß die Regierung aber nicht mal, wie viele Portale es gibt.

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Eigentlich prüft die Bundesregierung schon seit einigen Wochen, ob Zinsplattformen wie Weltsparen oder Zinspilot künftig strenger reguliert werden müssen. Über die Portale können Anleger Einlagen bei diversen, auch ausländischen Banken anlegen und so von den dort oft etwas höheren Zinsen profitieren.

Nun stellt sich allerdings heraus, dass die Bundesregierung bisher ziemlich ahnungslos ist, was die Materie angeht. Etwa bei der Frage, wie viele Zinsplattformen es in Deutschland eigentlich gibt. Dazu lägen der Bundesregierung „keine gesicherten Zahlen vor“, heißt es in der Antwort auf eine Kleine Anfrage des FDP-Bundestagsabgeordneten Frank Schäffler, die der WirtschaftsWoche vorab vorliegt. Das liege daran, so die Bundesregierung in ihrer Antwort, dass das Geschäft von Weltsparen und Co. nicht der Finanzaufsicht durch die BaFin unterliege.

Entsprechend habe die Bundesregierung auch keine Kenntnisse dazu, wie viele Anleger in Deutschland ihr Geld über solche Fintechs investieren und wie hoch die dortigen Einlagen sind. Dazu lägen „keine belastbaren Informationen vor“, heißt es.

Auch, was die zukünftige Regulierung der Portale angeht, gibt sich die Regierung mittlerweile zurückhalten. Die „Prüfung möglicher Maßnahmen“ dauere noch an, nicht nur seitens der Bundesregierung, sondern auch bei der Bankenaufsicht.

„Die Bundesregierung tappt bei Zinsplattformen komplett im Dunkeln“, sagt der Liberale Schäffler. „Bevor sie sich um strengere Regeln für Zinsplattformen bemüht, sollte sie erstmal gesicherte Informationen über die Branche sammeln.“

Grund für die Skepsis gegenüber den Angeboten für Zinsjäger ist die Pleite der Greensill Bank. Auch das Bremer Institut sammelte über solche Zinsplattformen Einlagen von Anlegern ein. Nach der Insolvenz mussten diese entschädigt werden, die Abwicklung der Greensill Bank belastete das Einlagensicherungssystem der privaten Banken mit insgesamt rund drei Milliarden Euro.

Denn für Anleger sind Zinsplattformen wie Weltsparen oder Zinspilot vergleichsweise sicher: sie bekommen einen etwas höheren Zins, weil sie ihr Geld bei oft eher unbekannten, ausländischen Banken parken. Diese unterliegen allerdings in der Regel der Einlagensicherung, im Fall einer Insolvenz bekommen die Anleger ihre Einlagen also wieder, sofern diese unter der Obergrenze von 100.000 Euro liegen.

Auch unabhängig von der Überprüfung durch die Bundesregierung ist viel Bewegung im Markt. Die Anbieter der beiden größten Plattformen, Raisin (Weltsparen) und Deposit Solutions (Zinspilot), verkündeten erst in der vergangenen Woche ihren Zusammenschluss zu Raisin DS. Für Kunden sollen so noch mehr Zins-Angebote entstehen. Auch die Kooperation mit Banken, die ihren Kunden Anlagen über Weltsparen oder Zinspilot anbieten, soll ausgebaut werden.

Mehr zum Thema: Viele Banken senken derzeit ihre Freigrenzen für Guthaben ohne Negativverzinsung. Bei einer Spareinlage von mehr als 100.000 Euro wird es kritisch. Was wohlhabenden Sparern dann droht.

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