Weltspartag 30. Oktober Mehr Comics als Spardosen

Seite 2/2

Sparen ist ein Dauerthema

„Eine eigene Aktion zum Weltspartag haben wir zwar nicht, aber wir haben die drei Knax-Tage bewusst in die Tage bis zum 30 Oktober gelegt“, sagt Filialleiterin Sevdiye Ucar. „Aber die Besuche der Kinder werden langsam weniger." 2016 bietet die Sparkasse-Krefeld deshalb die Knax-Tage nur zweimal statt wie bisher dreimal im Jahr an. Dann sollen sie sich aber statt über drei Tage gleich über eine ganze Woche erstrecken.

Ucar weiß, dass es weniger um tolle Angebote oder Zinsen geht, als vielmehr darum, den Kindern regelmäßiges Sparen beizubringen: Jeden Monat etwas Geld zur Seite zu legen, damit auch mal größere Anschaffungen oder Wünsche in Erfüllung gehen. Sie sieht den Grund für das nachlassende Interesse am Sparen für Kinder einerseits darin, dass vielen das Geld zum Sparen fehlt, oder aber so reichlich davon vorhanden ist, dass es kein Sparziel gibt, auf das die Kleinen hin sparen müssten.

Noch aber sind die Knax-Konten – ein klassisches Sparbuch mit eingedrucktem Guthaben – beliebt. Die Sparkasse Krefeld zählt 17.500 Knax-Clubmitglieder. Im Verhältnis zu den 289.000 Girokonten bei der Sparkasse ist das nicht unbedingt üppig, aber eine relevante Größe. Die Knax-Kinder sind schließlich die Kredit- und Baufinanzierungskunden von morgen.

So gehen die Deutschen mit Geld um
Die Deutschen gelten als fleißige Sparer. Doch die Statistik sagt etwas anderes. 30 Prozent der Deutschen haben gar nichts auf der hohen Kante. 19 Prozent wollten sich nicht dazu äußern. Elf Prozent besitzen bis zu 2.500 Euro. Nur ein Prozent besitzt mehr als 500.000 Euro an Geldvermögen.Quelle: Das Buch „Wie wir Deutschen ticken“, erschienen im Edel Verlag und basiert auf repräsentativen Umfragen des Meinungsforschungsinstituts YouGov. Quelle: dpa
Die Einstellung der Deutschen zur Aktie ist bekanntlich eher skeptisch. 16 Prozent aller Männer und sieben Prozent aller Frauen besitzen Aktien. Zum Vergleich: In den USA legen 56 Prozent der Bevölkerung ihr Geld in Aktien an. Der Aktienbesitz ist auch von der Bildung und dem Einkommen abhängig: Wer mehr als 3.000 Euro im Monat verdient, hat eher Aktien (23 Prozent). Wer weniger als 3.000 Euro verdient kommt noch auf elf Prozent Aktien. Wer Abitur hat, besitzt auch öfter Aktien (18 Prozent) als ein Hauptschulabsolvent (sechs Prozent). Quelle: dpa
40 Prozent aller Deutschen besitzen kein nennenswertes Vermögen. Beliebtester Besitz ist mit 32 Prozent das Sparbuch, dahinter kommt mit 27 Prozent das Auto bzw. Möbel. 23 Prozent der Deutschen besitzen Immobilien und nur sechs Prozent verfügen über Gold. Quelle: dpa
Die Mehrheit der Deutschen scheint den Artikel aus dem Grundgesetz „Eigentum verpflichtet“ nicht zu mögen. 52 Prozent wünschen sich, dass ein Unternehmer mit seiner Firma tun kann, was er will. Beim geliebten Eigenheim ist dies noch deutlicher: 74 Prozent wollen, dass ein Grundstückseigentümer mit seinem Grundstück machen kann, was er will. Nur 33 Prozent äußerten sich für eine Zwangsvermietung einer leeren Immobilie durch den Staat. Quelle: dpa
Bei der Beziehung zum Geld sind die Deutschen innerlich gespalten. Die Moral und die Gier geben sich die Hand – wohl ohne, dass es die Befragten merkten. So sagten 75 Prozent der Deutschen: „Bei uns werden Menschen zu sehr über ihren Besitz definiert.“ Besitz wird also überbewertet. An anderer Stelle sagten jedoch 77 Prozent: „Es ist mir wichtig, einen gewissen Wohlstand zu haben.“ Sprich: Wenn die anderen Geld lieben, ist das schlecht. Wenn ich selbst Geld habe, dann ist es kein Problem. Quelle: dpa
Geld macht nicht glücklich, so lautet eine abgedroschene Lebensweisheit. Die Mehrheit der Deutschen schließt sich ihr an. „Nur“ 36 Prozent sagten, dass sie glücklicher wären, wenn sie mehr Geld hätten. Quelle: dpa
Beim Thema Geld sind die Deutschen sehr misstrauisch. Oder selbstbewusst. Oder beides. Jedenfalls gaben 76 Prozent an, dass sie sich bei finanziellen Entscheidungen auf ihr eigenes Wissen verlassen. Auf Platz zwei landen Freunde und Verwandte mit 28 Prozent, dicht gefolgt vom Bankberater mit 23 Prozent. Nur zehn Prozent vertrauen einem unabhängigen Finanzberater und neun Prozent den Finanztipps in der Presse. Quelle: gms

Sparen gilt als eine typisch deutsche Tugend. Selbst seit der Finanzkrise hat sich das Sparverhalten der Bevölkerung nicht wesentlich verändert. Das Vermögensbarometer der Sparkassen, eine jährliche Studie des DSGV, die anlässlich des Weltspartages veröffentlicht wird, stellt sogar trotz rekordtiefer Zinsen einen leichten Anstieg der Sparquote fest. 9,5 Prozent des Einkommens legte der Durchschnittsdeutsche 2014 auf die hohe Kante

Weil die Banken und Sparkassen die Sparer von morgen brauchen, haben viele spezielle Angebote für Kinder. Die Volksbank in Viersen etwa setzt auf ein Programm namens VR-Primax. Es gibt eine monatliche Kinderzeitschrift mit Comics und ein Bonusheft für ein spezielles Kinderkonto, dass sich dem Alter entsprechend anpasst und sparen belohnt. Im Bonusheft können die Kleinen Sparpunkte sammeln und diese gegen Prämien wie Hörspiel-CDs, einen Rucksack oder einen Kinder-Atlas eintauschen. Für Geburtstag oder Einschulung gibt es Extrapunkte. Bis 1500 Euro Guthaben gibt es auf dem Konto 0,4 Prozent Zinsen – immerhin achtmal so viel, wie auf einem normalen Girokonto.

Die Kinder können jederzeit in die Filiale kommen, um sich ihre Sparpunkte in das Bonusheft eintragen zu lassen. „Wir haben uns schon vor Jahren entschieden, einen dauerhaften Anreiz zum Sparen zu schaffen“, erklärt Günter Neumann, Filialleiter bei der Volksbank Viersen, die Abkehr von Anlässen wie dem Weltspartag. Schließlich sei der richtige Umgang mit Geld ein Dauerthema. Schon im Alter von zehn bis zwölf Jahren erhielten die jungen Sparer eine Bankkarte, mit denen sie am Automaten Geld abheben könnten – genau wie die „Großen“. Alles auf Guthabenbasis, das Konto kann nicht überzogen werden. Eltern können auch festlegen, wie viel Geld ihre Sprösslinge monatlich abheben dürfen.

Privatbanken richten sich anders als Volkbanken und Sparkassen vorrangig an Eltern und Verwandte, die längerfristig für das Kind sparen wollen. Ihnen werden langlaufende Sparpläne, Fondssparen oder Bausparverträge angeboten. „Fondssparen ist gerade bei den Großeltern und Eltern beliebt", bestätigt auch Volksbank-Filialleiter Neumann. Weil die damit langfristig sparen, bliebe auch genügend Zeit, Schwankungen an der Börse auszuhalten. Dafür seien die Renditechancen auch wesentlich besser. "Wir unterscheiden bei der Beratung den Aspekt 'langfristige Geldanlage' und 'Vertrautmachen mit dem Umgang eines Kontos'.“, sagt Neumann. Auch die Volksbanken würden daher Eltern aktiv zu attraktiveren Anlageformen wie dem Fondssparen beraten.

Bei Carla und Emmy ist der Sinn des Banksparens jedoch noch nicht so recht vorgedrungen. Carla fischt die großen Münzen wieder aus dem Korb der Geldzählmaschine. „Die sind die wertvollsten, die will ich nicht abgeben“, sagt sie. So wandern etliche Ein- und Zwei-Euro-Münzen zurück in die Tasche, nur Kupfer- und Messingmünzen werden gezählt und dem Kinderkonto gutgeschrieben. Für Kinder und Jugendliche steht eben doch der Konsum im Vordergrund. Mit den Präsenten ausstaffiert nehmen die beiden Fünfjährigen nämlich gleich das nächste Projekt ins Visier. „Jetzt wollen wir ein Eis.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%