„Eine eigene Aktion zum Weltspartag haben wir zwar nicht, aber wir haben die drei Knax-Tage bewusst in die Tage bis zum 30 Oktober gelegt“, sagt Filialleiterin Sevdiye Ucar. „Aber die Besuche der Kinder werden langsam weniger." 2016 bietet die Sparkasse-Krefeld deshalb die Knax-Tage nur zweimal statt wie bisher dreimal im Jahr an. Dann sollen sie sich aber statt über drei Tage gleich über eine ganze Woche erstrecken.
Ucar weiß, dass es weniger um tolle Angebote oder Zinsen geht, als vielmehr darum, den Kindern regelmäßiges Sparen beizubringen: Jeden Monat etwas Geld zur Seite zu legen, damit auch mal größere Anschaffungen oder Wünsche in Erfüllung gehen. Sie sieht den Grund für das nachlassende Interesse am Sparen für Kinder einerseits darin, dass vielen das Geld zum Sparen fehlt, oder aber so reichlich davon vorhanden ist, dass es kein Sparziel gibt, auf das die Kleinen hin sparen müssten.
Noch aber sind die Knax-Konten – ein klassisches Sparbuch mit eingedrucktem Guthaben – beliebt. Die Sparkasse Krefeld zählt 17.500 Knax-Clubmitglieder. Im Verhältnis zu den 289.000 Girokonten bei der Sparkasse ist das nicht unbedingt üppig, aber eine relevante Größe. Die Knax-Kinder sind schließlich die Kredit- und Baufinanzierungskunden von morgen.
Sparen gilt als eine typisch deutsche Tugend. Selbst seit der Finanzkrise hat sich das Sparverhalten der Bevölkerung nicht wesentlich verändert. Das Vermögensbarometer der Sparkassen, eine jährliche Studie des DSGV, die anlässlich des Weltspartages veröffentlicht wird, stellt sogar trotz rekordtiefer Zinsen einen leichten Anstieg der Sparquote fest. 9,5 Prozent des Einkommens legte der Durchschnittsdeutsche 2014 auf die hohe Kante
Weil die Banken und Sparkassen die Sparer von morgen brauchen, haben viele spezielle Angebote für Kinder. Die Volksbank in Viersen etwa setzt auf ein Programm namens VR-Primax. Es gibt eine monatliche Kinderzeitschrift mit Comics und ein Bonusheft für ein spezielles Kinderkonto, dass sich dem Alter entsprechend anpasst und sparen belohnt. Im Bonusheft können die Kleinen Sparpunkte sammeln und diese gegen Prämien wie Hörspiel-CDs, einen Rucksack oder einen Kinder-Atlas eintauschen. Für Geburtstag oder Einschulung gibt es Extrapunkte. Bis 1500 Euro Guthaben gibt es auf dem Konto 0,4 Prozent Zinsen – immerhin achtmal so viel, wie auf einem normalen Girokonto.
Die Kinder können jederzeit in die Filiale kommen, um sich ihre Sparpunkte in das Bonusheft eintragen zu lassen. „Wir haben uns schon vor Jahren entschieden, einen dauerhaften Anreiz zum Sparen zu schaffen“, erklärt Günter Neumann, Filialleiter bei der Volksbank Viersen, die Abkehr von Anlässen wie dem Weltspartag. Schließlich sei der richtige Umgang mit Geld ein Dauerthema. Schon im Alter von zehn bis zwölf Jahren erhielten die jungen Sparer eine Bankkarte, mit denen sie am Automaten Geld abheben könnten – genau wie die „Großen“. Alles auf Guthabenbasis, das Konto kann nicht überzogen werden. Eltern können auch festlegen, wie viel Geld ihre Sprösslinge monatlich abheben dürfen.
Privatbanken richten sich anders als Volkbanken und Sparkassen vorrangig an Eltern und Verwandte, die längerfristig für das Kind sparen wollen. Ihnen werden langlaufende Sparpläne, Fondssparen oder Bausparverträge angeboten. „Fondssparen ist gerade bei den Großeltern und Eltern beliebt", bestätigt auch Volksbank-Filialleiter Neumann. Weil die damit langfristig sparen, bliebe auch genügend Zeit, Schwankungen an der Börse auszuhalten. Dafür seien die Renditechancen auch wesentlich besser. "Wir unterscheiden bei der Beratung den Aspekt 'langfristige Geldanlage' und 'Vertrautmachen mit dem Umgang eines Kontos'.“, sagt Neumann. Auch die Volksbanken würden daher Eltern aktiv zu attraktiveren Anlageformen wie dem Fondssparen beraten.
Bei Carla und Emmy ist der Sinn des Banksparens jedoch noch nicht so recht vorgedrungen. Carla fischt die großen Münzen wieder aus dem Korb der Geldzählmaschine. „Die sind die wertvollsten, die will ich nicht abgeben“, sagt sie. So wandern etliche Ein- und Zwei-Euro-Münzen zurück in die Tasche, nur Kupfer- und Messingmünzen werden gezählt und dem Kinderkonto gutgeschrieben. Für Kinder und Jugendliche steht eben doch der Konsum im Vordergrund. Mit den Präsenten ausstaffiert nehmen die beiden Fünfjährigen nämlich gleich das nächste Projekt ins Visier. „Jetzt wollen wir ein Eis.“