Ist der Goldschmuck jedoch ein Geschenk, mag manchem Geschmeidebesitzer auch der Kaufpreis relativ egal sein. Wer also Goldschmuck zu Geld machen will, findet hierzulande ein unüberschaubare Vielfalt an Geschäften für den An- und Verkauf von Gold. Mancherorts verdrängen die Goldhändler bereits die Ramschboutiquen aus den Fußgängerzonen. Bei ihnen lassen sich Schmuck, Zahngold oder auch Goldmünzen in bare Euros umwandeln, aber ebenso Anlagegold wie Barren oder Münzen kaufen. „Deutschland ist wohl der am besten erschlossene Goldmarkt der Welt. Vor allem beim Anlagegold herrscht gnadenlose Konkurrenz, die Preise für An- und Verkauf liegen meist nahe am Goldpreis der Börse“, sagt Martin Siegel.
Für den Handel mit Schmuck gilt jedoch: Viele Händler setzen auf die Unwissenheit der Kunden. „Beim Schmuckverkauf lohnt sich ein Preisvergleich immer. Zehn Prozent Abschlag auf den Wert des enthaltenen Goldes müssen Kunden einkalkulieren. Ist es mehr, sollte man einen anderen Händler suchen.“
Ähnlich schwierig ist der Umgang mit Juwelen, Diamanten, Edelsteinen – egal, ob gefasst im Schmuckstück oder als Einzelstück. Der Markt ist für Sparer und Anleger zu kompliziert. Für eine Bestimmung des Preises sind viele Informationen nötig: Reinheit, Farbgebung, Schliff, Gewicht und Seltenheit lassen sich da am ehesten mit einem Gutachten ermitteln. Das erhöht natürlich den Nebenkosten und vergrößert den Preisabstand zum reinen Materialwert. Zudem gibt es keinen Börsenpreis pro Karat, an dem sich Edelsteinbesitzer orientieren könnten. Dazu sind Juwelen im Vergleich zu Gold ohnehin ein viel zu inhomogenes Gut.
Marktgängige Steine mit einer halbwegs standardisierten, zertifizierten Qualität werden zudem vorrangig im Profi-Bereich gehandelt, Privatanleger bleiben außen vor. „Selbst beim Diamanten mit Zertifikat müssen Profis mit einer Spanne von zehn Prozent zwischen An- und Verkauf leben. Bei einem Rubin etwa können es auch schnell hundert Prozent sein“, schätzt Goldhändler Siegel.
Unter dem Aspekt der werthaltigen Geldanlage sind also Schmuckstücke und Edelsteine nicht zu empfehlen. Aber zweifellos haben sie ihren Wert und sind dem privaten Vermögen zuzurechnen. Damit sie ihren Wert tatsächlich steigern, muss in der Regel sehr viel Zeit vergehen. Kommt aber die Freude an schönen, teuren Ringen, Ketten und Broschen noch hinzu, bescheren sie ihrem Träger und den Erben einen Nutzen, der nicht mit einem Sparzins vergleichbar ist. Wem Zinsen und Vermögenserhalt jedoch wichtiger sind, sollte sich und andere lieber mit Geld und Gold beschenken – ganz so, wie es auch die Vermögenden in Hamburg tun.