Wetten mit Junk-Bonds An den Fersen der Geier-Fonds

Seite 2/2

Ausfall der Venezuela-Bonds fast ausgeschlossen

Schneller ins Ziel brachten Investoren Gewinne mit Griechenland-Anleihen. Zur Erinnerung: Im März 2012 einigte sich Griechenland mit seinen privaten Gläubigern auf einen Schuldenschnitt. Ihre Ansprüche reduzierten sich um insgesamt rund drei Viertel. Das für Anleger katastrophale Umschuldungsverfahren betraf allerdings nur jene Anleihen im Volumen von 177 Milliarden Euro, die nach griechischem Recht begeben worden waren. Weitere Titel über 29 Milliarden Euro hatte Athen im Ausland emittiert, etwa in der Schweiz oder in Großbritannien.

Diese Anleihen wurden nach dem Recht der jeweiligen Länder begeben, was einen Forderungsverzicht gegen den Willen der Gläubiger nahezu ausschließt. Wer sich damals also an klagefreudige Großspekulanten in diesen Anleihen orientierte, konnte prächtig verdienen (WirtschaftsWoche 12/2012). Eine nach Schweizer Recht begebene Anleihe, deren Kurs auf 25 Prozent des Rückzahlungswertes gesunken war, wurde im Mai 2013 komplett zurückbezahlt.

Als Griechenland im Juni 2015 erneut vor dem Bankrott stand, notierte eine Anleihe, die Griechenland im April 2014 nach der Rückkehr an den Kapitalmarkt platzierte, bei 45 Prozent. Wer, wie zahlreiche angelsächsische Hedgefonds, einstieg, kann heute gut 100 Prozent Gewinn vereinnahmen. Die Anleihe wurde nach britischem Recht begeben. Natürlich wussten die Käufer, dass Griechenland aus eigener Kraft weder Zinsen noch Schulden tilgen kann. Aber der europäische Steuerzahler würde die Rechnung schon bezahlen, so die Logik.

Doch wer zahlt die Rechnung in Venezuela? Goldman Sachs habe „wie ein Pfandleiher, der weiß, dass er Diebesgut annimmt, 865 Millionen Dollar an ein illegitimes und diktatorisches Regime geliefert“, sagt Russ Dallen, Chef der Investmentbank Caracas Capital Markets. Dabei ist die Logik hinter dem Deal einfach: Die Regierung des linksnationalistischen Staatschefs Nicolás Maduro braucht dringend Liquidität. Fast alle Deviseneinnahmen erzielt Venezuela aus dem Export von Erdöl. Außer seinen Goldreserven, die offiziell noch mit gut sechs Millionen Unzen angegeben werden, verfügt das Land kaum noch über Währungsreserven.

Und auch vom Staatsgold dürfte das meiste bereits an Investmentbanken verpfändet worden sein. Bisher setzte die Regierung des im Ausland mit geschätzt 180 Milliarden Dollar verschuldeten Landes die knappen Devisenreserven ein und bediente die Schulden fristgerecht. Dafür wurden allerdings die Importausgaben reduziert, selbst Lebensmittel werden knapp. Die konservative Opposition kämpft für eine Amtsenthebung Maduros, der für Krise und Versorgungsengpässe verantwortlich gemacht wird. Das Land versinkt im Chaos. Drei Gründe aber sprechen dafür, dass die Wette mit PDVSA-Anleihen aufgehen kann:

1. Sollte Maduro durch eine marktwirtschaftlich orientierte Regierung ersetzt werden, dürfte allein die Aussicht auf Reformen und Investitionen ausländischer Konzerne in die marode Ölinfrastruktur die Anleihekurse nach oben treiben.

2. Weder die aktuelle noch eine neue Regierung wird sich den Zugang zum Kapitalmarkt verbauen. Bei einem Zahlungsausfall droht die Ölproduktion zum Erliegen zu kommen, etwa durch Beschlagnahmungen und Liefersperren. Die wichtigste Einnahmequelle versiegte.

Die vollautomatisierte Geldanlage mit Robo-Advisor und Robo-Investor hat unbestreitbare Vorteile, aber auch konzeptionelle Nachteile. Das birgt Risiken - und Chancen für Anleger, die daraus die richtigen Schlüsse ziehen.
von Thorsten Polleit

3. Die USA könnten helfen. Sie sind wichtigster Abnehmer des Öls, und PDVSA gehört der US-Ölkonzern Citgo, der in den USA drei Raffinerien, neun Pipelines, 48 Terminals und eine Tankstellenkette betreibt. Sollte PDVSA pleitegehen, fielen 49,9 Prozent von Citgo an den staatlichen russischen Ölkonzern Rosneft. Das Paket hatte PDVSA den Russen für einen Kredit verpfändet. Dass Teile der US-Energieinfrastruktur vom Kreml kontrolliert werden, dürfte kaum im Interesse der USA sein, zumal vor dem Hintergrund der fragwürdigen Rolle Russlands im US-Wahlkampf und der Beziehungen von Mitgliedern der US-Regierung zum Kreml.

Besonders pikant: Citgo hat die Antrittsparty von US-Präsident Donald Trump mit 500.000 Dollar gesponsert. Selbst eine Amtsenthebung des US-Präsidenten scheint deshalb wahrscheinlicher als ein Ausfall der Venezuela-Bonds.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%