Erst wer seine existenziellen Risiken abgedeckt hat, sollte an die Altersvorsorge denken. Während sich hier viele Fragen auftun, scheint eins bereits jetzt sicher: die gesetzliche Rente wird wohl nicht reichen, um private Vorsorge kommt keiner herum. Zwar gilt auch bei der Altersvorsorge: Je früher desto besser – dennoch sollten Berufsanfänger nichts überstürzen und sich nicht vorschnell zu unflexiblen Lösungen drängen lassen. „Gerade am Anfang der Karriere sollte das zurückgelegte Geld nicht zu langfristig angelegt werden“, sagt Verbraucherschützer Nauhauser.
Die wichtigsten Fondstypen im Überblick
Wie der Name schon sagt, legen diese Investmentfonds in Aktien an. Aufgrund der breiten Anlagestreuung ist ein Investment in Aktienfonds weniger risikoreich als eine Direktanlage in Einzeltitel. Aktienfonds haben spezielle Anlageschwerpunkte – etwa bestimmte Branchen, Länder, Regionen oder Anlagestile.
Dieser Investmentfonds – auch Exchange Traded Funds (kurz ETF) genannt – bildet einen Index wie beispielsweise den Dax eins zu eins nach. Die Zusammensetzung dieses Fonds verändert sich nur, wenn sich die Zusammensetzung des zugrunde liegenden Index verändert. Deshalb spricht man von einem passiven Investment. ETFs können fortlaufend über die Börse gehandelt werden. Ihre Verwaltungsgebühren sind sehr gering, Ausgabeaufschläge wie bei „aktiv“ gemanagten Fonds entfallen.
Für die kurzfristige Anlage eignen sich vor allem Geldmarktfonds. Sie investieren in Geldmarktinstrumente wie beispielsweise Festgeld und kurz laufende, festverzinsliche Wertpapiere. Die Kursschwankungen dieser Fonds sind gering, die Renditeaussichten allerdings auch.
Offene Immobilienfonds legen das Geld der Anleger in Grundstücken, Erbbaurechten und Beteiligungen an Büro- und Geschäftsimmobilien an. Anleger profitieren von den Miet- und Zinseinnahmen sowie den Wertsteigerungen der Immobilien. Die Anzahl der ausgegebenen Anteile ist anders als bei geschlossenen Immobilienfonds nicht begrenzt.
Sogenannte Lebenszyklusfonds sind im Grunde Mischfonds mit einem bestimmten Anlageziel beziehungsweise -horizont. Die Lebenszyklusfonds haben eine feste Laufzeit, gegen Ende dieses Zeitraums – das können 20, 25 oder 30 Jahre sein – schichtet das Fondsmanagement schrittweise von Aktien in Anleihen um, um das Kapital und die angefallenen Kursgewinne zu sichern.
Diese Fonds legen in Aktien und Anleihen an. Der Fondsmanager kann so in stagnierenden oder fallenden Märkten verzinsliche Wertpapiere übergewichten, bei steigenden Aktienkursen den Anlageschwerpunkt aber wieder verlagern. Das Ziel: einen höheren Ertrag als reine Rentenfonds zu erzielen und beim Risiko niedriger als bei einem Aktienfonds zu liegen. Der typische Aktienanteil liegt zwischen 30 und 70 Prozent – je nach Geschmack der Anleger.
Rentenfonds investieren ausschließlich oder überwiegend in festverzinsliche Wertpapiere wie Pfandbriefe, Kommunalobligationen oder Länder- beziehungsweise Unternehmensanleihen. Da regelmäßig Erträge in Form von Zinszahlungen anfallen, bieten Rentenfonds in der Regel stetige Erträge.
Jobwechsel und Umzug ins Ausland? Das erste Kind? Um neue Schulden zu vermeiden, ist es oft wichtig, auch kurzfristig auf das Ersparte zugreifen zu können. „Das ist bei vielen langfristigen Anlageprodukten wie Riester- oder Rürup-Renten nicht möglich“, ergänzt Nauhauser. Zwar böten die langfristigen Anlageformen oft höhere Zinsen, dennoch tun es gerade am Anfang auch einfache Produkte wie Banksparpläne oder Sparbriefe. Schließlich sei jede Form des Vermögensaufbaus auch eine Absicherung fürs Alter. "Zeit macht schließlich Geld", weiß auch Max Herbst von der Finanzberatung FMH. Hier können Einsteiger mögliche Erträge von Sparbrief und Co. durchrechnen.
Kleinvieh macht auch Mist
Deswegen gilt vor allem bei der Altersvorsorge: Auch wer am Anfang nur kleine Beträge beiseitelegen kann, sollte sich nicht scheuen, die für die Rente anzusparen, ganz nach dem Motto: „Kleinvieh macht auch Mist“. Mit dem Rentenplaner lässt sich schnell und einfach berechnen, wie viel Rente aus kleinen Sparbeträgen wird. Wer bereits langfristig Vermögen zurücklegen oder sich zum regelmäßigen Sparen zwingen will, für den ist ein privater Riester-Vertrag interessant. Grundsätzlich gibt es verschiedene Riester-Produkte: die zumeist als Riester-Rente bezeichnete Riester-Rentenversicherung, den Riester-Fondssparplan oder den Riester-Banksparplan. Auch Wohn-Riester ist möglich.
Was Fondskäufer wissen sollten
Die Mehrheit der deutschen Anleger handeln ihre Wertpapiere über ihre Hausbank. Doch gerade bei Aktienfonds, die rasch an Wert gewinnen oder verlieren können, ist der Gang zum Bankberater nicht immer optimal. Denn einerseits gilt die Alternative zu Recht als teuer. Zahlen Anleger hier beim Kauf doch meist den vollen Ausgabeaufschlag. Dafür bleibt jedoch die Rückgabe der Anteile spesenfrei. Das Problem: Die Abwicklung kann hier deutlich länger dauern als einen Handelstag. Das kann zwar gute Gründe haben. Vorsichtige bevorzugen dennoch die Abwicklung über die Börse.
Der sicherste Variante für zeitbewusste Anleger ist der Handel über die Börse. Dabei geben Anleger wie gewohnt ihre Order beim Bankberater ab, tragen aber als Handelsplatz die Börse Hamburg an. Dadurch fallen zwar Kosten an, die je nach Fonds etwas variieren können (www.fondsboerse.de). Dafür erfolgt die Abwicklung zeitnah. Beim Kauf von Papieren ist es ohnehin meist billiger, Fonds über die Börse zu kaufen. „Wenn Sie die Bank auf diese Option nicht hinweist, macht sie sich unter Umständen eines Beratungsfehlers schuldig“, sagt Johannes Fiala, Anwalt mit dem Schwerpunkt Kapitalmarktrecht aus München.
Fondskäufer, die wissen, was sie wollen, sollten Onlinebroker oder Fonds-Supermärkte ins Kalkül ziehen. Sie bieten meist nicht nur eine Auswahl unter tausenden Fonds, die in Deutschland zum Vertrieb zugelassen sind. Oft können sie hier auch problemlos auf Sparpläne auf Wunschfonds abschließen, die sie via Hausbank nicht bekommen. Die Anbieter handeln die Fondsanteile dabei über dieselben Plattformen wie die Profis. Manche der Anbieter garantieren zudem eine taggleiche Abwicklung der Aufträge, sofern die Order vor zwölf Uhr eintrifft.
Wie bei Aktien können Fondsanleger bei manchen Anbietern zudem Limits setzen. Das bedeutet, sie beauftragen den Händler etwa mit einem Stopp-Loss den Fondsanteil zu verkaufen, sobald der Fondspreis unter eine gewisse Grenze fällt. Diese Order kostet wird dann bei steigenden Kursen nicht ausgeführt. Einige Online-Broker ziehen diese Grenze auf Wunsch bei steigenden Kursen kostenlos nach.
Bei allen Varianten erhält der Versicherte die staatliche Förderung in Form von Zulagen und Steuervergünstigungen. Aktuell gibt es pro Jahr eine Zulage von maximal 154 Euro. Allerdings wird dieser Betrag nur voll ausgezahlt, wenn wenigstens vier Prozent des rentenversicherungspflichtigen Vorjahreseinkommens eingezahlt werden, mindestens 60 Euro im Jahr. Wer weniger anspart, erhält eine gekürzte staatliche Zulage. Für Berufseinsteiger sind die Renditen des Riester-Fondssparplans am lukrativsten, wer allerdings sein Geld nicht an den Börsen wissen will ist auch mit einem Riester-Banksparplan gut beraten. Im Vergleich zum normalen Banksparplan lockt hier zwar einerseits die staatliche Förderung, andererseits sind die Gebühren beim Kauf meistens deutlich höher.
Wo finde ich den richtigen Riester-Vertrag?
Viele Informationen über einzelne Anbieter findet man in Internet. Wer kein Geld für Honorarberatung ausgeben und die Informationen der eigenen Hausbank hinterfragen will, kann sich mit Hilfe von Untersuchungen der Stiftung Warentest über einzelne Tarife schlau machen.
Auch in Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber lässt sich für die Rente vorsorgen. Seit rund zehn Jahren hat jeder Arbeitnehmer in Deutschland einen Anspruch auf die sogenannte Entgeltumwandlung. Dabei wird ein Teil des Gehalts steuer- und sozialabgabenfrei für den Aufbau einer Betriebsrente verwendet. Berufseinsteiger sollten sich die jeweiligen Bedingungen jedoch genau anschauen, denn oft geht, je nach Alter und Betriebszugehörigkeit, beim Jobwechsel zumindest ein Teil des angesparten Geldes verloren. Bedenkenlos zugreifen darf dagegen jeder bei Zuschüssen des Arbeitgebers zu vermögenswirksamen Leistungen. Diese werden mit der sogenannten Arbeitnehmersparzulage vom Staat gefördert und vom Arbeitgeber direkt auf das jeweilige Anlagekonto des Mitarbeiters abgeführt.
Wie immer gilt besonders bei der Altersvorsorge: Eine Patentlösung gibt es nicht. Wer beispielsweise sicher ist, in einigen Jahren in eine eigene Immobilie investieren zu wollen, kann sich auch an einem klassischen Bausparvertrag versuchen. Hier wird bei einer Bausparkasse Geld für den geplanten Wohnungsbau angespart. Besitzer eines solchen Vertrags haben gleichzeitig Anspruch auf die staatliche Wohnungsbauprämie.