WirtschaftsWoche-Investmentgipfel Können die Märkte noch ohne billiges Geld?

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Aktien weiter alternativlos?

Viele Anleger rechnen daher bald mit einer Zinserhöhung der US-Notenbank Fed. Ist die Zeit der Kurssprünge an den Börsen dann endgültig vorbei? Nein. "Die angekündigte Zinserhöhung in den USA bedeutet nicht das Ende des Aktienmarktes", sagt Wöhrmann. Um Anlegern die Angst vor Aktien zu nehmen, konfrontiert er sie gerne mit den Verlusten, die sie beim Dax in der Vergangenheit im schlimmsten Fall erzielt hätten.

Bei einer Anlage über 20 Jahre im Dax lag die Verlustwahrscheinlichkeit bei Null. Das hört sich beherrschbar an. Zudem könne man auf andere Märkte ausweichen. Wer aktuell an der Wall  Street investiert, profitiert auch von Währungsgewinnen des Dollar gegenüber dem Euro.

Wöhrmann spricht damit vielen der insgesamt rund 140 Teilnehmer des WirtschaftsWoche-Investmentgipfels aus der Seele. Denn dass das billige Geld ein Investment in Aktien fast alternativlos werden lässt, darin sind sich eigentlich fast alle einig.

Nur viele Privatanleger scheuen weiterhin das Risiko. Dabei könne etwa die Beimischung von Aktien in einem Anleiheportfolio die Risiken sogar reduzieren, erklärt Ulrich Gallus, Bereichsleiter Vermögensverwalter und Dachfonds bei der DekaBank.

Auch Vorndran sieht Aktieninvestments weiterhin als Notwendigkeit. Unterstützung fordert der Kapitalstratege dafür allerdings von Seiten der Politik. "Schaffen Sie die Kapitalertragsteuer ab, dann steigen auch die Aktieninvestitionen", sagt Vorndran. Viele der anwesenden Vermögensverwalter stimmen Vorndran zu. Auch bei Investitionen von privaten Anlegern spiele das Thema Steuern eine immer größere Rolle.

Kritiker wittern hinter solchen Aussagen vermutlich bereits die nächste Spekulationswelle an den Kapitalmärkten. Elke König, die Präsidentin der Finanzmarktaufsicht, erklärt allerdings, es sei die Aufgabe der Aufseher, die Marktteilnehmer zu einem risikobewussten Handeln zu bewegen. "Eine vernünftige Regulierung schießt nicht über das Ziel hinaus, sondern dämpft die zerstörerische Kraft von Krisen." Völlige Risikolosigkeit könne es allerdings auch nicht geben, denn das bedeute Stagnation, sagte die Bonner Aufseherin auf dem Investmentgipfel.

Aktien trotz Krise

Obwohl die Börsen zuletzt oft unter den Krisen der Welt zu leiden hatten, bleiben Aktien also eine der wenigen Alternativen. Wer investiert, darf dennoch die Krisenherde nicht aus dem Blick verlieren, mahnt Professor Eberhard Sandschneider, Otto-Wolff-Direktor des Forschungsinstituts Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik, auf dem Investmentgipfel.

"Wer für Investitionen verantwortlich ist, muss die Welt in ihrer Komplexität beobachten", so Sandschneider. Unerwartete Ereignisse könnten jederzeit eskalieren und dadurch gewaltige Risiken bergen.

     

Mehr vom WiWo-Investmentgipfel und über die Anlagetipps unserer Experten lesen Sie in der kommenden Ausgabe der WirtschaftsWoche.

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