Einer der größten Profiteure der Lehman-Pleite ist der Wohnungsmarkt. Jahrelang hinkten die Preise hierzulande denen in Europa hinterher, real (inflationsbereinigt) sanken sie von 1990 bis 2008 sogar. Das ist mit der Krise schlagartig vorbei (siehe Grafik). Denn die Geldpolitik der Notenbanken (Zinsen runter, Geldmenge rauf) hat Käufern historisch niedrige Zinsen beschert. Zuletzt zogen die zwar wieder etwas an, aber noch immer kostet zum Beispiel eine Hypothek mit zehn Jahren Laufzeit nur rund 2,5 bis 3,0 Prozent.
Die Zinsen haben allerdings eine Kehrseite, die oft vergessen wird: Sie schlagen auf die Immobilienpreise durch. Je niedriger der Zins, desto mehr Menschen erwägen einen Kauf. Hinzu kommt, dass Immobilien einen hervorragenden Ruf als Krisenschutz genießen. Dieser Effekt auf die Preise ist zwar schwer messbar, aber er dürfte erheblich sein: Im Zuge der Euro-Krise hat sich die Nachfrage in vielen deutschen Städten vervielfacht. Entsprechend steigen die Preise, zunächst dort, wo das Angebot schon immer knapp war, inzwischen aber flächendeckend.
Ob die Immobilie nach dem Preisauftrieb noch als Krisenschutz taugt, kommt vor allem auf die Lage an. Wegen ungünstiger Demografie sind manche Objekte auf dem Land in 30 Jahren unverkäuflich. Der gern bemühte Krisenschutz als Sachwert („Kann nicht auf null fallen!“) wird ad absurdum geführt, wenn wegen Leerstands Kosten statt Rendite anfallen. In den Metropolen kann man das zwar fast ausschließen, aber die sind teuer.
Schwierig ist wegen der dort hohen Preise inzwischen das Vermieten zur Kapitalanlage: In den Ballungszentren sind die Mietrenditen bereits kaputt; oft springen netto nur noch zwei Prozent raus. Nichts spricht nach wie vor gegen eine selbst genutzte Immobilie, solange sie solide finanziert ist. Die monatliche Rate (Zins und Tilgung) sollte die letzte Nettokaltmiete oder ein Drittel des Nettoeinkommens nicht übersteigen.