Wohlstands- und Krisenmetall Gold Worin der wahre Wert von Gold liegt

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Hongkong ist der wichtigste Umschlagplatz für Gold

Die Schweiz verfügt aber auch über die weltgrößten Raffineriekapazitäten für Gold. Dort verwandeln sich viele der 12,44 Kilo schweren Barren in kleinere Barren und Münzen, für den Export nach Asien. Die Schweiz meldete in dieser Woche höhere Goldexporte für den Februar. Gemäß Daten der eidgenössischen Zollbehörde wurden insgesamt 135,4 Tonnen Gold ausgeführt. Davon gingen 23,6 Tonnen direkt nach China und 40,3 Tonnen nach Hongkong. Hongkong ist der wichtigste Umschlagplatz für Gold in Richtung Festlandchina. Den größten Sprung machten die Goldexporte nach Indien auf 26,9 Tonnen. China und Indien sind die weltweit wichtigsten Goldmärkte. Dort werden die physischen Goldkäufe in diesem Jahr jeweils 900 bis 1.000 Tonnen erreichen, sagen die ANZ-Goldanalysten voraus. Die Reiseroute des Goldes bestätigt die Geschichte: Gold wanderte schon immer von Regionen, in denen der Wohlstand abnimmt, in solche, deren Wohlstand wächst.

Gold als Krisenmetall

Damit ist nicht gesagt, dass der Weg Chinas zu einer offenen Volkswirtschaft nicht holprig verlaufen wird. Für diesen Fall, gepaart mit einer anhaltenden Instabilität des globalen Finanzsystems, halten die ANZ-Analysten gar einen Preisanstieg auf 3.230 Dollar für denkbar - wie sie auch immer auf genau diesen Preis gekommen sind. Tatsache ist: In China spitzt sich die Lage zu.

Seit Amtsantritt des japanischen Premierministers Shinzo Abe im Dezember 2012 hat der Yen gegenüber dem chinesischen Renminbi etwa 50 Prozent abgewertet. Japan exportiert über seine schwache Währung sinkende Preise und sinkende Wachstumsraten nach Asien und in die gesamte Welt. Die Kopplung des Renminbi an den Dollar und die flächendeckende Aufwertung des Greenback gegenüber anderen asiatischen Währungen – abgesehen vom Hongkong-Dollar, der noch an den Dollar gebunden ist – bringen die hauchdünnen Gewinnmargen in der chinesischen Industrie zusätzlich unter Druck. 2014 wurden trotz Überkapazitäten weitere 5000 Milliarden Dollar in neue Anlagen investiert.

Im Februar sind die Erzeugerpreise um 4,8 Prozent gegenüber Vorjahresmonat gefallen. Es war der stärkste Rückgang seit über fünf Jahren und der 36. Rückgang in Serie. Peking muss jetzt reagieren und die Kopplung an den Dollar lösen – oder China riskiert Rezession und Pleitewelle. Eine substanzielle Abwertung in China bedeutete für den Rest der Welt einen Deflationsimpuls, und für  Gold einen Kaufimpuls. Gold sei gar besonders wünschenswert in einer Deflation, meint der berühmte Investor Marc Faber. Denn ein Barren verschwindet ja nicht einfach und sagt: "Ich zahle nicht"!

Sollte der Immobilienmarkt in China aus dem Ruder laufen, könnte Peking gar vollständig die Kontrolle über den Renminbi verlieren. Der Immobilienmarkt kriselt bei bereits empfindlichen Preisrückgängen. Zwei Leitzinssenkungen der People’s Bank of China sind bereits verpufft. Evergrande Real Estate, der zweitgrößte chinesischen Immobilienentwickler, musste jetzt von Banken mit Notfallkrediten in Höhe von 16 Milliarden Dollar gerettet werden. Evergrande ist hoch verschuldet. Die Kredite kommen zu einem großen Teil aus dem Ausland.

Eine gigantische Kreditblase droht zu platzen. Erste Anzeichen für eine Kapitalflucht sind nicht zu übersehen. Allein der Carry-Trade (Kredite werden in Dollar günstig aufgenommen, das Geld in China angelegt)  wird in China auf 3000 Milliarden Dollar geschätzt und könnte bei seinem Rückbau den Renminbi massiv unter Druck bringen. Gold schützt vor Kaufkraftverlusten in der Heimatwährung.

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