Wie gehen Sie bei der Auswahl der Unternehmen vor?
Wir ziehen externes und internes Research heran, führen Gespräche und arbeiten mit Agenturen wie oekom, MSCI zusammen. Atomkraft, Alkohol- und Tabakhersteller schließen wir von vornherein aus. Bei Autos, Chemie und Bergbau sind wir nicht so hart. Es fehlen uns also bei der Auswahl nur rund 15 Prozent des Aktienmarktes, alle anderen Unternehmen müssen aber die Nachhaltigkeits-Kriterien bestehen. Und da kommt es etwa auf die CO2-Strategie der Unternehmen an. Kohleunternehmen sind aber auch nicht präsent und große Versorger aus Deutschland fallen schon durch die Atomkraft heraus. Aber etwa Norsk Hydro und Statoil bleiben drin, weil sie als Ölförderer nicht in so sensiblen Ökosystemen bohren und Umwelt- und Sozialthemen besser managen als BP oder Shell. Mancher Ölförderer ist auch bei der Förderung sauberer, weil er das Gas nicht einfach abfackelt und es macht einen Unterschied, ob der Transport etwa in doppelwandigen Schiffen stattfindet, die bei einer etwaigen Havarie mehr Schutz bieten.
Nachhaltigkeit
74 Prozent der großen Konzerne halten Nachhaltigkeit für sehr wichtig, aber nur 33 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen.
43 Prozent der mittelständischen Unternehmen sagen, dass sie nachhaltige Praktiken nur dann in Erwägung ziehen, wenn sie dadurch Kosten senken können. Diese Einstellung haben nur sieben Prozent großer Konzerne.
60 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen wissen kaum oder gar nicht über die Umweltauswirkungen des Druckens Bescheid.
53 Prozent der mittelständischen Unternehmen berichtet, dass bei ihnen in den vergangenen zwölf Monaten mehr in Farbe gedruckt wurde als zuvor.
Aber das genau sind die Punkte, bei denen mancher Anleger sagt, so etwas stellt er sich nicht unter Nachhaltig vor.
Es ist die Frage, was man mit dem Investment will. Man kann Teile des Marktes auf verantwortungsvolle Art und Weise ausschließen und etwa Atom rauswerfen, aber wenn ich auch noch alle Airlines oder Autohersteller von vorn herein ausschließen würde, dann wird irgendwann das Spektrum zu klein und die Fonds werden zu reinen Erneuerbare-Energien-Fonds. Wir leben mit Gesichtscremes auf Ölbasis und Plastiktüten, da sollte man auch bei der Geldanlage nicht alles komplett ausschließen.
Könnten Sie nicht alle traditionellen Versorger durch Windkraftanlagen- und Solarhersteller ersetzen?
Hätten wir das seit 2007 getan, dann hätten die Investments eine lange Baisse durchgemacht. Denn die Schwäche der Erneuerbaren Energien wurden teilweise noch durch die gut laufenden Versorger aufgefangen. Wir investieren punktuell in Wind und Solar, aber die Aktien sind auch sehr volatil. Yingli etwa produziert sehr kostengünstig und hat europäische Konkurrenten vom Markt gefegt hat, kommt er jetzt selbst durch Dumping in dem Bereich unter Druck. Denn die Arbeitskosten in China sind höher als in Bangladesh oder Indonesien. Deswegen ist schon die Textilindustrie abgewandert, das ist aber bei Solarunternehmen nicht so einfach.
Woran erkennt man als Aktionär, ob man einem Unternehmen trauen kann, das nachhaltig arbeitet also auch bei Sozialstandards und der verantwortungsvollen Unternehmensführung Pluspunkte hat?
Bei Volkswagen hat man gesehen, dass es immer scheibchenweise schlechte Nachrichten über die Corporate Governance gab. So etwas ist oft ein Alarmsignal und dadurch hat sich Volkswagen jetzt komplett aus dem möglichen Anlageuniversum von Nachhaltigkeitsfonds verabschiedet. Das ist ähnlich wie bei einer Bilanzfälschung oder Korruption. Etwa Siemens war lange für Nachhaltigkeitsfonds kein Investment. Auf jeden Fall wirken die Themen noch sehr lange nach.