Wolfgang Pinner "Greenbonds finanzieren Klimaschutzprojekte"

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Detaillierte Analyse von Innogy

Haben Sie etwa Aktien der RWE-Abspaltung Innogy gekauft, in der RWE die erneuerbaren Energien bündelt?
Nein, das haben wir nicht getan. Wir sind noch dabei, das Unternehmen aus Nachhaltigkeitssicht detailliert zu analysieren.

Wie gehen Sie bei der Auswahl der Unternehmen vor?
Wir ziehen externes und internes Research heran, führen Gespräche und arbeiten mit Agenturen wie oekom, MSCI zusammen. Atomkraft, Alkohol- und Tabakhersteller schließen wir von vornherein aus. Bei Autos, Chemie und Bergbau sind wir nicht so hart. Es fehlen uns also bei der Auswahl nur rund 15 Prozent des Aktienmarktes, alle anderen Unternehmen müssen aber die Nachhaltigkeits-Kriterien bestehen. Und da kommt es etwa auf die CO2-Strategie der Unternehmen an. Kohleunternehmen sind aber auch nicht präsent und große Versorger aus Deutschland fallen schon durch die Atomkraft heraus. Aber etwa Norsk Hydro und Statoil bleiben drin, weil sie als Ölförderer nicht in so sensiblen Ökosystemen bohren und Umwelt- und Sozialthemen besser managen als BP oder Shell. Mancher Ölförderer ist auch bei der Förderung sauberer, weil er das Gas nicht einfach abfackelt und es macht einen Unterschied, ob der Transport etwa in doppelwandigen Schiffen stattfindet, die bei einer etwaigen Havarie mehr Schutz bieten.

Nachhaltigkeit

Aber das genau sind die Punkte, bei denen mancher Anleger sagt, so etwas stellt er sich nicht unter Nachhaltig vor.
Es ist die Frage, was man mit dem Investment will. Man kann Teile des Marktes auf verantwortungsvolle Art und Weise ausschließen und etwa Atom rauswerfen, aber wenn ich auch noch alle Airlines oder Autohersteller von vorn herein ausschließen würde, dann wird irgendwann das Spektrum zu klein und die Fonds werden zu reinen Erneuerbare-Energien-Fonds. Wir leben mit Gesichtscremes auf Ölbasis und Plastiktüten, da sollte man auch bei der Geldanlage nicht alles komplett ausschließen.

Könnten Sie nicht alle traditionellen Versorger durch Windkraftanlagen- und Solarhersteller ersetzen?
Hätten wir das seit 2007 getan, dann hätten die Investments eine lange Baisse durchgemacht. Denn die Schwäche der Erneuerbaren Energien wurden teilweise noch durch die gut laufenden Versorger aufgefangen. Wir investieren punktuell in Wind und Solar, aber die Aktien sind auch sehr volatil. Yingli etwa produziert sehr kostengünstig und hat europäische Konkurrenten vom Markt gefegt hat, kommt er jetzt selbst durch Dumping in dem Bereich unter Druck. Denn die Arbeitskosten in China sind höher als in Bangladesh oder Indonesien. Deswegen ist schon die Textilindustrie abgewandert, das ist aber bei Solarunternehmen nicht so einfach.

Wenn das Gewissen über die Geldanlage entscheidet
Euromünzen Quelle: Fotolia
Platz 17: Bergbau (6 Prozent)Die großen Bergbaukonzerne der Welt stehen häufig am Pranger – nicht nur wenn es um Nachhaltigkeit geht. Anleger mit Nachhaltigkeitsfokus haben trotzdem eher wenige Bedenken bei der Branche: Nur Sechs Prozent würden hier kein Geld investieren. Quelle: dpa
Platz 16: Hersteller von Verhütungsmitteln/Betreiber von Abtreibungseinrichtungen (6 Prozent)Ebenfalls 6 Prozent finden Verhütungen und Abtreibungen ethisch bedenklich und würden hier kein Geld investieren. Erfahrungen mit ethisch-ökologischen Geldanlagen hatte übrigens nur jeder zwanzigste der Befragten. Quelle: AP
Platz 15: Autobranche (7 Prozent)Knapp ein Drittel der übrigen Befragten hat aber generell Interesse. Diejenigen, die aus dem Osten der Bundesrepublik stammen oder älter als 60 Jahre sind, sind seltener für ethisch-ökologische Geldanlagen zu begeistern. Sieben Prozent der Verbraucher haben ein grundsätzliches Problem damit, Geld in die Automobilbranche zu investieren. Quelle: dpa
Platz 14: Chemiebranche (9 Prozent)Vor die Wahl gestellt hielt fast die Hälfte der Teilnehmer ethische Aspekte für wichtiger als ökologische. Nur ein gutes Viertel gab der Umwelt den Vorzug, der Rest mochte sich nicht entscheiden. Fast zehn Prozent der Befragten können sich nicht vorstellen, ihr Geld in der Chemiebranche anzulegen. Quelle: dpa
Platz 13: Pharmabranche (12 Prozent)Trotz ihrem Beitrag zum medizinischen Fortschritt: In der Bevölkerung herrscht traditionell das Bild der bösen Pharmaindustrie vor. Das spiegelt sich auch in der Umfrage wieder: Für 12 Prozent der Befragten käme eine Investition in das Geschäft mit den Medikamenten nicht in Frage. Quelle: dpa
Platz 12: Biogas- und Biosprit-Herstellung (13 Prozent)Ein Großteil der landwirtschaftlich angebauten Lebensmittel wird mittlerweile für die Produktion von Biogas und Biosprit verwendet. Das ist in manchen Regionen der Welt problematischer als in anderen, denn die Verknappung der Lebensmittel kann die Konkurrenz zwischen Teller und Tank verschärfen. 13 Prozent der Befragten schließen die Branche bei ihren Geldanlagen deshalb kategorisch aus. Quelle: dpa

Woran erkennt man als Aktionär, ob man einem Unternehmen trauen kann, das nachhaltig arbeitet also auch bei Sozialstandards und der verantwortungsvollen Unternehmensführung Pluspunkte hat?
Bei Volkswagen hat man gesehen, dass es immer scheibchenweise schlechte Nachrichten über die Corporate Governance gab. So etwas ist oft ein Alarmsignal und dadurch hat sich Volkswagen jetzt komplett aus dem möglichen Anlageuniversum von Nachhaltigkeitsfonds verabschiedet. Das ist ähnlich wie bei einer Bilanzfälschung oder Korruption. Etwa Siemens war lange für Nachhaltigkeitsfonds kein Investment. Auf jeden Fall wirken die Themen noch sehr lange nach.

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