Wolfgang Pinner "Greenbonds finanzieren Klimaschutzprojekte"

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Greenbonds - ein neuer Nischenmarkt?

Sie erwähnten Greenbonds. Versuchen Unternehmen mit diesen Anleiheemissionen Geld einzuwerben, die ansonsten mit normalen Emissionen ohne Ökolabel keine Chance hätten? Entsteht etwa ein neuer Nischenmarkt ähnlich dem in Deutschland gefloppten Markt für Mittelstandsanleihen?
Keineswegs. Im Schnitt haben die Unternehmen ein Rating von AA, gelten also als sehr finanzstark. Etwa Apple hat bereits einen Green Bond ausgegeben, die Weltbank oder die deutsche KfW sind hier aktiv, es sind also keineswegs Mittelstandsanleihen. Mit den Greenbonds dürfen die Emittenten nur Klimaschutzmaßnahmen finanzieren, die Gelder sind also zweckgebunden etwa für den Bau von besonders umweltfreundlichen Energie-Anlagen oder Investitionen in den nachhaltigen Transport. Zudem gibt es immer eine zweite Meinung, die das prüft. Die Prüfer sind bekannte Nachhaltigkeitsexperten wie Oekom oder Cicero. Für die Unternehmen bedeutet das einen Zusatzaufwand, weil sie die Projekte analysieren müssen und die Kontrolle sicherstellen müssen. Aber sie erreichen damit auch neue Investoren. Der österreichische Versorger Verbund etwa hat mit seinem Green Bond Investoren aus ganz Europa gewonnen, während er sonst eher regional Geld aufnimmt.

Das sind die nachhaltigsten Marken 2016
Platz 10: JacobsSIS 2016: 73,11 PunktZur Untersuchung: Jedes Jahr untersuchen die Marktforscher von Facit Research zusammen mit der Werbeagentur Serviceplan und der WirtschaftsWoche, wie die Unternehmen in puncto Nachhaltigkeit bei den Verbrauchern abschneiden. Dazu haben die Experten dieses Mal 9800 Personen online zu 105 Marken befragt. Quelle: Presse
Platz 9: VAUDESIS 2016: 73,54 Punkte Quelle: dpa
Platz 8: SchöffelSIS 2016: 73,70 Punkte Quelle: Presse
Platz 7: AleteSIS 2016: 73,76 Punkte Quelle: Presse
Platz 6: BMWSIS 2016: 74,48 Punkte Quelle: REUTERS
Platz 5: MieleSIS 2016: 75,03 Punkte Quelle: obs
Platz 4: PatagoniaSIS 2016: 75,21 Punkte Quelle: dpa

Sind Sie mit dem Ergebnis des von Ihnen gelenkten Rentenfonds Raiffeisen-GreenBonds zufrieden, der 2015 gestartet ist.
Mit dem Plus von 4,5 Prozent allein in diesem Jahr bin ich zufrieden. Aber die niedrigen Renditen am Rentenmarkt machen natürlich auch dem Segment Greenbonds zu schaffen. Im Schnitt rentieren die rund 65 Einzelanleihen im Fonds mit 0,7 Prozent. Es gibt keine Renditeaufschläge zu sicheren Staatsanleihen, weil die Unternehmen sehr finanzstark sind und auch der Markt inzwischen sehr liquide ist. Er bietet Anlegern die Gewähr, dass er keine Rüstungsprojekte oder umweltschädigende Bergbauprojekte mit seiner Kreditvergabe unterstützt.

Wie sieht es bei den Aktien aus, in die Sie investieren. Gibt es da noch unterbewertete Unternehmen aufzuspüren?
Tendenziell sind Unternehmen sogar etwas teurer, weil sie qualitativ besser sind, wenn sie bei den Nachhaltigkeitskriterien überzeugen. Natürlich profitieren die Aktienmärkte von der üppigen Liquiditätsversorgung durch die Zentralbanken und von den niedrigen Renditen bei Anleihen. Das wird sich in nächster Zeit nicht ändern, daher bleiben die Investments in Aktien attraktiv insbesondere bei Trends die wir verfolgen wie Biolebensmittel oder Mobilität.

Welche börsennotierte Unternehmen gibt es im Bereich Biolebensmittel?
Etwa die niederländische Wessanen. Das ist ein mittelgroßes Unternehmen, das beispielsweise die organischen Aufstriche der Reformhäuser namens Allos herstellt und in das wir vor etwa einem Jahr investiert haben. Der Kurs ist um rund 30 Prozent gestiegen. White Wave, ein US-Hersteller von Biosojamilch, den wir halten, konnte seinen Absatz stark erhöhen und damit große Konzerne anlocken. Danone hat ein Übernahmeangebot für das Unternehmen vorgelegt. So etwas erleben wir im Lebensmittelbereich oft.

Welche Unternehmen haben Sie aus dem Bereich Mobilität im Fonds?
Im Autobereich haben wir BMW im Fonds, auch wegen der Komponente e-mobility. Ansonsten auch Zulieferer wie Johnson Controls, die unter anderem Start-Stopp-Batterien herstellen.

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