Zahlen für 2020 Goldpreis mit Rekord, Nachfrage im Tief – wie geht das?

Während 2020 die Nachfrage der Schmuckindustrie einbrach, stieg die Nachfrage der Investoren nach Gold. Quelle: imago images

Obwohl Gold als Rettungsring in Zeiten der Not gilt, bleibt der Markt für das Edelmetall nicht von der Coronakrise verschont. Vor allem im vierten Quartal 2020 brach die weltweite Nachfrage ein.

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2020 war für Goldanleger unter dem Strich ein gutes Jahr. Nach einem herben Rücksetzer im März während der ersten Pandemie-Welle bis auf 1467 Dollar je Feinunze Gold, schwang sich der Goldpreis bis September zu einem neuen Allzeithoch bei 2063 Dollar auf. Gold war, so schien es, gefragt wie nie. Bis zum Jahresende fiel der Goldpreis nur moderat und schloss das Jahr 2020 bei 1897 Dollar je Feinunze ab. Auf das ganze Jahr 2020 gerechnet, steigerten Goldanleger ihr Vermögen um mehr als 24 Prozent. Gerade in der Pandemie wurde Gold seinem Ruf als sicherer Hafen, als Zufluchtsort vor steigenden Risiken für Vermögenswerte, einmal mehr gerecht.

Doch der Jahresbericht des World Gold Council, einer Lobbyorganisation von Goldproduzenten weltweit, zeichnet ein anderes Bild: Demnach ist die Covid-19-Pandemie maßgeblich für einen Absturz der weltweiten Goldnachfrage um 14 Prozent verantwortlich. Weltweit sank die Nachfrage auf 3760 Tonnen. So niedrig war sie zuletzt inmitten der Finanzkrise 2008.

Schon die Nachfrage der Schmuckindustrie fiel um mehr als ein Drittel gegenüber 2019, trotz einer Erholung der Nachfrage nach dem zweiten Quartal. Auf der anderen Seite stieg jedoch die Nachfrage der Investoren um stolze 40 Prozent. Elf Monate kauften Investoren immer mehr Gold, bis im November dieser Aufwärtstrend durch einen gesunkenen Goldpreis und eine Erholung des Anleger-Sentiments jäh endete. Vor allem Gold-ETFs, die im Gesamtjahr Rekordzuflüsse von 877 Tonnen Gold verzeichneten, mussten zwischen Oktober und Dezember 130 Tonnen davon wieder verkaufen. Insgesamt horteten zum Ende des Jahres 2020 die weltweiten gold-besicherten ETFs 3751,5 Tonnen Gold im Gegenwert von 228 Milliarden Dollar für ihre Kunden.

Aber auch Barren und Münzen waren gefragt. Durch eine Erholung der Wirtschaft in China und Indien in der zweiten Jahreshälfte stieg deren Nachfrage im Jahresvergleich um drei Prozent. Allein im vierten Quartal legten die Verkäufe mit Barren und Münzen um zehn Prozent zu.

Den Goldpreisanstieg in 2020 führt der World Gold Council daher vor allem auf die hohe Nachfrage von Investoren zurück. Vermutlich wäre der Goldpreis noch weiter gestiegen, hätten sich nicht auf der anderen Seite die Notenbanken beim Goldkauf zurückgehalten und wäre nicht die Schmucknachfrage deutlich gesunken. Gegenüber dem Vorjahr sank die Nachfrage der Notenbanken um 59 Prozent und kam 2020 auf nur noch 273 Tonnen. Im vierten Quartal kehrten sie allerdings zu Nettokäufen zurück, der Goldbestand der Notenbanken stieg wieder um 44,8 Tonnen.

„Käufer auf der ganzen Welt – Lockdowns, Konjunkturschwäche und hohen Goldpreisen ausgeliefert – blieben zuhause. Das resultierte in einem neuen Jahrestief bei der Schmucknachfrage“, erklärt Louise Street, leitende Analystin beim World Gold Council, den Einfluss der Pandemie. „Nichtsdestotrotz sahen gold-besicherte ETFs dank niedriger Zinsen und hochgradiger Verunsicherung und trotz der Abflüsse im vierten Quartal auf Jahressicht einen Rekord bei ihren Goldzuflüssen – und unterstrichen damit die Rolle von Gold als sicherem Vermögenshafen.“

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Street geht davon aus, dass eine Reihe von Faktoren, die 2020 die Investmentnachfrage nach Gold getrieben haben, auch noch 2021 wirken werden. „Insgesamt erwarten wir, dass die Effekte der Pandemie wahrscheinlich noch im ersten Quartal 2021 nachhallen, möglicherweise auch darüber hinaus.“ Es sei davon auszugehen, dass auch weiterhin großer Bedarf an Absicherungsgeschäften bestünde und eine im Niedrigzinsumfeld weiterwachsende Geldmenge zu inflationärem Druck führe. Zudem dürfte es aufgrund der hohen Bewertungen an den Börsen zu starken Schwankungen und deutlichen Rückschlägen kommen. „Gold hat sich historisch betrachtet inmitten von Rückschlägen am Aktienmarkt ebenso gut entwickelt wie in Zeiten der Inflation“, sagt Street. „Deshalb glauben wir, dass Gold in 2021 eine positive, wenn auch etwas gedämpfte Preisentwicklung bevorsteht.“

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