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Zinsloses Risiko Sicherheit der Bankeinlagen ist eine Illusion

Die Sicherheit der Bankeinlagen der Bürger in Europa ist eine Illusion. Mit dem Tabubruch der EU-Rettungsdilettanten in Zypern hat sich die Gefahr von Bank-Runs in Europa dramatisch erhöht. Über kurz oder lang werden vor allem Edelmetalle von dem einsetzenden Vertrauensverlust in Gelddruckprogramme und Rettungsakrobatik profitieren.

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Marode Staatshaushalte und Krisenbanken
frau auf einem Balkon mit portugiesischer Flagge Quelle: dapd
SpanienNotleidende Kredite: 10,7 Prozent der Gesamtkredite (Stand: September 2012) Sparer ziehen Einlagen ab, marode Immobilien bringen die Banken ins Wanken Quelle: dpa
Bank of Ireland Quelle: dpa
Bank Societé Générale Quelle: REUTERS
Gebäude der Dexia-Bank Quelle: dpa
Eine niederländische Flagge und Gebäude der ING Quelle: dapd
Rettungsring und Banken Quelle: AP

Die Zwangsabwicklung eines aus EU-Sicht „falschen zypriotischen Geschäftsmodells“ und dessen Pleitebanken bestimmte seit Mitte März die Schlagzeilen. Obwohl es im Fall des system(un)relevanten Zyperns im Vergleich zu den bereits auf dem europäischen Rettungsroulette-Tisch liegenden Billionensummen „nur“ um „Peanuts“ - ein paar Milliarden Euro - ging, endete das zypriotische Drama mit einem wegweisenden Tabubruch in der Euro-Zone. Erstmals wurde in Europa das gesamte Bankensystem eines Landes geschlossen [„Bankeinlagen sind eine sensible Sache, da muss man schnell handeln, daher macht man es am Wochenende.“ (Wolfgang Schäuble)] und Kapitalverkehrskontrollen etabliert.

Großbanken werden zwangsabgewickelt, wobei auf Druck der Troika (EZB, EU-Kommission und IWF) Kontoguthaben, die über einen „großzügig“ gewährten „Eigentums-Freibetrag“ von 100.000 Euro hinausgingen, ohne jegliche demokratische Abstimmung - im Stile einer afrikanischen Bananenrepublik - zu einem großen Teil konfisziert wurden! Während die Euro-Retter eilig versicherten, dass es sich bei Zypern um einen Einzelfall handeln würde, und natürlich niemand die Absicht habe das Enteignungsmodell auf die anderen europäischen Pleitebanken zu übertragen, befand Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem, dass der Fall Zypern durchaus als Blaupause für andere Staaten (besser Banken) in der Not dienen könne!

Da der gesamte europäische Bankensektor mit einer Bilanzsumme von 32,9 Billionen Euro (circa 300 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung der 27 EU-Staaten) noch immer als völlig überdimensioniert und hoffnungslos überschuldet angesehen werden muss, ist spätestens jetzt klar geworden, dass die Sicherheit der Bankeinlagen der Bürger in Europa eine nicht mehr länger aufrechtzuerhaltende Illusion ist. Mit dem Tabubruch der EU-Rettungsdilettanten in Zypern hat sich aber auch obendrein die Gefahr von pleite beschleunigenden Bank-Runs in Europa, insbesondere in der Peripherie dramatisch erhöht. Denn welchen rationalen Grund gibt es für die Kontoinhaber Europas jetzt noch mit ihren auf 4,3 Billionen Euro bezifferten Sichteinlagen auch nur einen Tag länger im zinslosen Risiko bei einer „Brüsseler Hausbank“ zu verharren, statt sich den „gedruckten Eigentumsschutz“ in Form von Bargeld sofort ausliefern zu lassen.

Wenn die Bank Pleite geht

Obwohl die Umstellung der Wirtschaft Zyperns auf das richtige - kein! - Geschäftsmodell die Marktteilnehmer zu Recht beschäftigte, wurden die wesentlich größeren Probleme an den Märkten unverändert komplett ausgeblendet. So herrscht im mit nunmehr 2,02 Billionen Euro rekordverschuldeten europäischen Schulden-Schwergewicht Italien und einer seit sechs Quartalen in Folge im Fall befindlichen Wirtschaft auch fünf Wochen nach der Wahl noch immer politischer Stillstand. Da, so der an der Regierungsbildung gescheiterte Wahlsieger Pier Luigi Bersani, „derzeit nur ein Verrückter dieses Land regieren würde wollen“, könnten Neuwahlen nötig werden. Davon würden aber wahrscheinlich die „Falschen“, Grillos Fünf- Sterne-Partei und der sich in einem Umfragehoch befindliche Silvio Berlusconi, am meisten profitieren, so dass sich hier für Europa und den Euro ein Erdbeben andeuten könnte.

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