Zschabers Börsenblick
China: Wirtschaftspolitisch auf Augenhöhe mit den USA und Milliardenprojekte vor der Brust Quelle: imago images

Chinas neue Geheimwaffe

Wenn zwei sich streiten? Freut sich das Reich der Mitte. Denn der Handelsstreit mit den USA schadet den Asiaten offenbar nicht so, wie es sich die Trump-Administration gewünscht hätte.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Dass es derzeit in der Weltpolitik an allen Ecken ächzt und knarrt, dürfte nicht übertrieben formuliert sein. Zumal mittlerweile nicht nur die geopolitische Lage in vielen Gebieten der Welt, die auch als Brandherde längst bekannt sind, Besorgnis erregt. Nein, zu allem Überfluss fechten nun auch die globalen Wirtschaftsmächte ihre Handelsstreitigkeiten auf der großen Bühne aus.

So drohen die USA mit Strafzöllen gegen chinesische Unternehmen – das Reich der Mitte wiederum feuert mit Strafzöllen gegen US-Firmen zurück. Der Effekt ist vor allem einer: Die Börsianer, ohnehin schon angespannt ob der Frage nach dem Ausmaß künftiger Zinssteigerungen in den USA, werden noch nervöser. Da hilft es auch nicht viel, dass sich noch vor kurzem das Fundament des globalen Konjunkturaufschwungs positiv und gefestigt darstellte und die globale Nachfrage in vielen Bereichen genauso anstieg wie etwa die Dienstleistungssektoren weltweit. Menschen bringen eben Veränderungen – und Donald Trump ist in diesem Punkt das Maß aller Dinge.

Entscheidende Änderung

Doch zurück zum Handelskonflikt, in dessen Rahmen China jüngst zumindest einen gefühlten Sieg erzielt hat: Im ersten Quartal dieses Jahres stieg das chinesische Bruttoinlandsprodrukt (BIP) gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 6,8 Prozent. Das ist zwar „nur“ eine Punktlandung auf Höhe der Konsens-Erwartungen, gegenüber dem vierten Quartal 2017 ging der Zuwachs sogar von 1,6 auf 1,4 Prozent zurück. Die Botschaft, die mitschwingt, verliert aber nicht an Wirkung: „Auch wenn die USA uns mit Strafen belegen – China floriert weiter."

Die Botschaft ist aber noch interessanter angesichts der Entwicklung dahinter. Dass die Dynamik nicht mehr dieselbe früherer Tage ist, ist an und für sich keine Meldung mehr wert; schon in den letzten Jahren hatte sich das BIP-Wachstum Chinas peu à peu in Richtung der Sechs-Prozent-Marke abgesenkt. Was sich allerdings geändert hat, ist der Motor des Zuwachses: Anders als früher ist das Plus des Bruttoinlandsprodukts mittlerweile hauptsächlich auf Inlandskonsum und -investitionen zurückzuführen.

Geheimwaffe Binnenkonsum

Gerade der Konsum privater Haushalte hat stark zugelegt – im März betrug das Wachstum der Einzelhandelsumsätze stattliche 10,1 Prozent –, was auch dazu beiträgt, dass der Außenbeitrag weiter reduziert wird. So ist der Handelsüberschuss in den vergangenen Jahren auf ein solch niedriges Niveau gesunken, das er gerade einmal zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts beträgt. Das ist insofern von Bedeutung, als die neue Exportunabhängigkeit Chinas die stärkste Waffe gegen Zölle oder deren Androhungen durch die USA ist. Und damit der Grund dafür, dass die Chinesen dem Gegner aus dem Westen derart selbstverständlich die Stirn bieten können.

Mega-Projekt Seidenstraße

Es mag in diesem wirtschaftlichen Scharmützel nur eine Randnotiz sein, doch das neue Selbstvertrauen Pekings zeigt sich noch in einem anderen Punkt: Mitten im schwelenden Handelsstreit mit den Vereinigten Staaten hat Chinas Staatschef Xi jüngst eine Öffnung der chinesischen Wirtschaft angekündigt - und damit ein deutliches Zeichen gegen die von US-Präsident Trump propagierte Abschottungspolitik gesetzt. Dies ist aber mehr als ein moralischer Punktsieg oder ein symbolischer Akt, deutet es doch auch auf eine nachhaltige Entwicklung an. Wie ernst man es damit im Reich der Mitte meint, zeigen Mega-Projekte wie die angekündigten Investitionen in die heimische Infrastruktur oder die Seidenstraße-Initiative, die für eine selten dagewesene Fantasie sorgt.

Spannender Mix

Wirtschaftspolitisch auf Augenhöhe mit den USA, Milliardenprojekte vor der Brust und interessante Aussichten für die kommenden Jahre – vor dem Hintergrund dieser Mischung sollten Anleger darüber nachdenken, ob sie die aktuelle Situation nicht für einen Einstieg in diesen gerade auch unter langfristigen Aspekten hochattraktiven Markt nutzen sollten, beispielsweise mit einem Investments in einen ETF auf den breit gestreuten MSCI Emerging Markets (zum Beispiel WKN A0HGWC). Die Gelegenheit ist günstig.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%