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Mobiles Bezahlen: Heilsbringer oder Teufelszeug? Quelle: imago images

Mobile Payments: Vom Bargeldlos-Trend profitieren

Heilsbringer oder Teufelszeug? Mobiles Bezahlen ist vor allem eines: nicht mehr aufzuhalten. Für Investoren ist das eine gute Nachricht – und eine Frage der Perspektive.

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Egal, in welchem Land Sie in diesem Jahr Urlaub machen. Die Chancen stehen gut, dass man dort im Bereich Mobile Payments schon deutlich weiter ist als in Deutschland. Ganz gleich, ob in Kopenhagen, Göteborg oder Talinn – wer im Norden unterwegs ist, kann das Portmonee in der Regel getrost zuhause lassen. Warum? Dort wird sehr viel häufiger elektronisch bezahlt als bei uns. Kartenlesegeräte gibt es oftmals sogar am Imbiss. Auch Länder wie Frankreich oder Italien sind uns in diesem Bereich voraus. Das gilt übrigens auch für zahlreiche Schwellenländer wie Indien oder China. Im Reich der Mitte zählt – ähnlich wie in Nordeuropa – die Plastikkarte zum bevorzugten Zahlungsmittel. Egal ob in Peking, Shanghai oder Hangzhou: Kreditkarten – allen voran Mastercard und Visa – werden in China nahezu überall akzeptiert, vom großen Einkaufstempel bis hin zum Kiosk um die Ecke.

Kenia als Vorreiter

Und selbst zahlreiche Tigerstaaten haben in Sachen Mobile Payments im Vergleich zu Deutschland die Nase vorn – und zwar zum Teil recht deutlich. Vorreiter ist dabei insbesondere Kenia. In dem ostafrikanischen Land hat der Mobilfunkanbieter Safaricom bereits vor rund zwölf Jahren M-Pesa aus der Taufe gehoben. Mittlerweile transferieren rund 30 Millionen Kenianer Geld mit M-Pesa – und das ohne Bankkonto. Stattdessen wird bei den zahlreichen M-Pesa-Agents lediglich Geld auf die SIM-Karte des Handys eingezahlt. Anschließend können Nutzer mit dem Guthaben Rechnungen begleichen, im Internet shoppen oder sich Bargeld auszahlen lassen.

Und Deutschland? Seitdem es bei uns Google Pay und Apple Pay gibt und sich immer mehr Banken auf das Geschäft mit den Technologiekonzernen einlassen, habe ich mehrmals die Probe aufs Exempel gemacht. Das Ergebnis: Bei großen Ketten ist es kein Problem, mit Karte oder Smartphone zu bezahlen. Restaurants in größeren Städten bieten ebenfalls oftmals an, mit Karte zu zahlen. Beim urigen Ausflugslokal oder beim Handwerksbäcker erntet man auf die Frage nach der Zahlung mit Karte dagegen in aller Regel nur verwunderte Blicke.

Apple, Mastercard und Visa profitieren vom Trend

Selbst wenn ein Kartenterminal vorhanden ist, kann es sein, dass beispielsweise die Mastercard nicht unterstützt wird. So geschehen bei einem kleineren Fachgeschäft in bester Innenstadtlage. Der Selbstversuch zeigt: Ganz ohne Portmonee und Bargeld sollte man seinen Einkaufsbummel nicht starten. Doch auch wenn Deutschland bei den Umsätzen im Rahmen digitaler Transaktionen weit hinter vergleichbar großen Volkswirtschaften wie Großbritannien zurück liegt, scheint der Trend nicht aufhaltbar. Erstens mögen es Kunden bequem und zweitens erhöhen elektronische Zahlverfahren die Sicherheit für Gewerbetreibende. Bezahlterminals gibt es zudem schon ab 29 Euro.

Zwar sehe auch ich den besorgniserregenden Trend zum gläsernen Bürger, der negativen Zinsen in einer Welt ohne Bargeld schon in einigen Jahren ausgeliefert sein könnte, doch gilt es, hier strikt zu trennen. Moderne Bezahlsysteme können nicht dafür verantwortlich gemacht werden, wenn sich mündige Bürger einen Teil ihres Eigentums nehmen lassen. Stattdessen gilt es, den Trend für sich zu nutzen. Tatsächlich kann es überaus praktisch sein, das Portmonee einmal daheim lassen zu können und mit dem Smartphone zu zahlen. Noch mehr aber könnten Investoren vom Bargeldlos-Trend profitieren.

Das beste Beispiel dafür, dass auch in Großkonzernen eine gehörige Portion Zukunft steckt, ist Apple. Der Tech-Riese aus Cupertino in Kalifornien hat neben Apple Pay kürzlich auch seine Apple Card auf den Markt gebracht. In Kooperation mit Goldman Sachs und Mastercard will Apple mit seiner Kreditkarte das Einkaufserlebnis unkomplizierter und sicherer machen. Dass Datenschutz als Argument zieht, sehen wir auch schon am Erfolg von mobilen Bezahlsystemen wie Google Play. Zusätzlich sollen Apple-Card-Nutzer mit Rabatten geködert werden. Zwar steckt in der Aktie von Apple nicht nur das mobile Bezahlen, doch ist gerade das Zusammenspiel aus Smart Devices und cleveren Lösungen für Apple-Investoren attraktiv.

Mobiles Bezahlen im neuen Blickwinkel

Eine Erfolgsgeschichte ist auch die Aktie von Visa. Der Quasi-Monopolist hat nur Mastercard als ernstzunehmenden Konkurrenten beim Geschäft mit Kreditkarten. Diese sind heute längst mehr als Plastikkarten. Bei Zahlungsdiensten wie Google Pay oder Apple Pay können beispielsweise virtuelle Kreditkarten hinterlegt sein. Die Aktie von Visa kennt seit Jahren nur den Weg nach oben. Auch künftig spricht einiges dafür, dass der Platzhirsch vom starken Trend im Bereich Mobile Payments profitieren kann.

Statt bei neuer Technologie nur die Schattenseiten zu sehen und skeptisch zu bleiben, empfehle ich Ihnen den Selbstversuch. Bereits in deutschen Supermärkten macht es Spaß, mit dem Smartphone zu bezahlen. Noch angenehmer wird es, wenn man den Snack auf die Hand ohne lästiges Kramen nach Kleingeld ordern kann. Dafür müssen wir Stand heute zwar noch ins Ausland fahren, doch war es noch nie ein Fehler, ab und an eine neue Perspektive einzunehmen. Das ist nicht nur für mögliche Investments eine lohnende Sache.

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