2021 wird wohl – so viel dürfte schon nach wenigen Tagen und zumindest für seine ersten Wochen feststehen – wie 2020 ein Jahr sein, das sich von der Zeit davor deutlich unterscheidet. Und das betrifft vor allem den Alltag, den jeder Einzelne deutlich einschränken muss. Die meisten Aktivitäten müssen in die Post-Lockdown-Ära verschoben werden und entsprechend kommen viele Unternehmen, deren Dienstleistungen und Produkte die Menschen in einem normalen Umfeld genutzt und gekauft hätten, in wirtschaftliche Schieflage.
Aber auch wenn sich viele unserer Gewohnheiten im Laufe der vergangenen Monate deutlich verändert haben oder sogar gänzlich verschwunden sind, eines wird bleiben: Wir werden weiterhin etwas essen müssen und daher auch Nahrungsmittel benötigen – der Mensch hat schließlich auch in den eigenen vier Wänden Hunger. Und da es an der Börse ein probates Mittel ist, auf das zu setzen, was auch in der schwersten Krise nachgefragt wird, kommen Börsianer nicht am Segment der börsennotierten Lebensmittelhersteller vorbei. Vorab vielleicht nur eines: Auch zu Zeiten von Covid-19 sind Nahrungsmittel-Aktien an der Börse weit von Wertentwicklungen wie bei Amazon oder Tesla entfernt. So hat sich schon im ersten Corona-Jahr gezeigt, dass eine Aktie wie die des Schweizer Nahrungsmittelriesen Nestlé nicht durch die sprichwörtliche Decke geht.
Und dennoch: Zwar hat sich unter dem Strich der Nestlé-Aktienkurs auf Jahressicht kaum verändert und insofern unterscheidet er sich auf den ersten Blick nicht vom SMI, dem er angehört. Verglichen mit dem Schweizer Leitindex hat die Nestlé-Aktie im Jahresverlauf aber deutlich geringere Korrekturen gezeigt – und das ist gerade für konservative Börsianer ein gutes Argument, lässt sich doch damit grundsätzlich besser schlafen.
Dazu kommt, wenn man einen Blick auf das Geschäftsjahr 2019 und auch den damit verbundenen Börsenkurs wirft, dass selbst so konservative Unternehmen aus dem Value-Sektor wahre Kurssprünge realisieren können. Das liegt auch daran, dass Nestlé ein wahres Dickschiff ist, das selbst in schwerer See verhältnismäßig stabil liegt. So hat Nestlé im Jahr 2019 rund 93 Milliarden Schweizer Franken umgesetzt, das sind nach aktuellem Umrechnungskurs gut 85 Milliarden Euro – der französische Wettbewerber Danone liegt mit Erlösen von rund 25 Milliarden Euro deutlich darunter. Zwar punktet Danone mit einer höheren Dividendenrendite, doch wie viel gerade die Nestlé-Performance 2020 wert war, zeigt der Vergleich eben mit der Danone-Notierung; diese hat im selben Zeitraum um mehr als 20 Prozent nachgegeben.
Gerade in einer hypernervösen und von allgemeinen Kursturbulenzen geprägten Phase ist das von Bedeutung. Zumal man sich natürlich als Investor die Frage stellen muss: Kaufe ich Aktien nur in der Schwächephase? Oder geht das möglicherweise nicht auch in der Höchstkursphase, wenn der jeweilige Einzelwert mit guten langfristigen Prognosen aufwartet?
Ein Erfolgsrezept von Nestlé ist die traditionell breite Aufstellung. Zwar hat auch Nestlé unter den negativen Entwicklungen der Branche zu leiden: Das Außer-Haus-Geschäft, zu dem beispielsweise die Verkäufe von Getränken gehören, schwächelt, da Restaurants grundsätzlich keine Gäste bewirtschaften dürfen und wegen der eingeschränkten Mobilität auch Kioske weniger Kunden haben. Doch Nestlé kompensiert das unter anderem mit einem starken Haustierfuttergeschäft – und baut diesen Bereich aus: Anfang Dezember gab das Unternehmen bekannt, 550 Millionen Dollar für den Ausbau einer Haustierfutterfabrik im US-Bundesstaat Georgia zu investieren.
Vor dem Hintergrund, dass 2021 voraussichtlich ein Stockpicker-Jahr wird, sollten Anleger, neben vielen weiteren Branchen und Aktien, Nestlé als Depotbeimischung weiter auf dem Zettel haben. Börsenweisheiten wie „Gegessen und getrunken wird immer“ mögen der eine oder andere erfahrene Börsianer nur ein müdes Lächeln abgewinnen. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass sie mitunter weiterhin Bestand haben. Auch wenn 2021 ansonsten fast alles anders ist.
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