Zschabers Börsenblick
Öl und Gas bleiben auf absehbare Zeit unsere Hauptenergiequellen. Quelle: dpa

Öl und Gas bleiben gefragt

Das fossile Zeitalter neigt sich dem Ende zu, vorerst bleiben Gas und Öl aber eine wichtige Energiequellen. Viele Öl- und Gasunternehmen reichern ihre Portfolios mit Erneuerbaren Energien an – das schafft im laufenden Jahr Kurspotenzial. Eine Kolumne.

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Mit dem neuen REPowerEU-Förderprogramm soll die Energiewende in Europa gelingen. Frisch aufgelegt sieht das Programm hohe Milliardeninvestitionen in den Klimaschutz und damit in die Energiewende vor. Europa soll unabhängig von ausländischen Energieimporten werden, so das Ziel des Förderprogramms. Das ist löblich und sicherlich richtig, doch derzeit noch völlig außer Reichweite. Europas Energieversorgung hängt extrem von der globalen Öl- und Gasproduktion ab.

Allein in Deutschland gibt es rund 20 Millionen Heizungsanlagen, von denen etwa 19 Millionen mit Öl und Gas betrieben werden. Eine schnelle Umstellung auf Erneuerbare Energien ist da weder organisatorisch noch finanziell möglich. Öl und Gas bleiben auf absehbare Zeit unsere Hauptenergiequellen.

Shell erwirtschaftete Rekordgewinn

Das führt uns auf direktem Wege zu den Öl- und Gasunternehmen. Die sind in den zurückliegenden Wochen an der Börse etwas unter Druck geraten. Gut sieht man das zum Beispiel am STOXX Europe 600 Oil & Gas Index, der die größten und wichtigsten Öl- und Gaskonzerne aus Europa umfasst. Er hinkt seit Jahresanfang dem Mutter-Index, dem STOXX Europe 600, etwas hinterher. Dabei waren Öl- und Gasaktien im zurückliegenden Jahr noch die Outperformer am Markt.

Der Grund dafür ist klar: Die stark gestiegenen Öl- und Gaspreise ließen die Gewinne der Unternehmen nach oben schnellen. Paradebeispiel ist Shell. Europas größter Ölkonzern erwirtschaftete 2022 einen Rekordgewinn. Das Nettoergebnis verdoppelte sich von rund 20 Milliarden Dollar im Vorjahr auf über 42 Milliarden Dollar.

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von Markus Zschaber

Im laufenden Jahr dürfte es allerdings nicht mehr ganz so üppig mit den Gewinnen ausfallen. Dennoch werden die Unternehmen mit Öl und Gas auf absehbare Zeit wohl gute Geschäfte machen. Und: Dass sich auch die Öl- und Gaskonzerne auf die Energiewende vorbereiten, verspricht zusätzlich Potenzial.

Eni aus Italien und die spanische Respol zum Beispiel, beide auch im STOXX Europe 600 Oil & Gas Index vertreten, gelten hier als Vorreiter. Laut einer Untersuchung von Carbon Tracker, einem gemeinnützigen Verein, der die Auswirkungen des Klimawandels auf die Finanzmärkte untersucht, sind rund die Hälfte der Öl- und Erdgasprojekte in den Portfolios beider Konzerne mit dem Ziel, die Klimaerwärmung auf maximal 1,6 Grad Celsius zu beschränken, vereinbar. Das ist eine gute Quote. Shell schneidet hier deutlich schlechter ab. Laut Cabron Tracker müsste das britische Unternehmen auf etwa 70 Prozent seiner Projekte verzichten.

Dass Eni und Repsol besser abschneiden, liegt im Wesentlichen an deren Bemühungen zum Ausbau der Erneuerbaren Energien. Eni zum Beispiel kauft seit einiger Zeit große Wind- und Photovoltaikanlagen hinzu, um das Energieportpolio zu diversifizieren. Auch das Thema Wasserstoff steht bei den Italienern auf der Agenda. Unter diesem Gesichtspunkt gelten viele der europäischen Öl- und Gaskonzerne als vorbildlich.

Ganz im Gegensatz dazu die amerikanische Konkurrenz. Laut Carbon Tracker müssten zum Beispiel ConocoPhilips und ExxonMobil auf bis zu 90 Prozent ihrer Projekte verzichten, wenn sie die maximale Klimaerwärmung ernsthaft berücksichtigen würden.

Das spricht für Öl- und Gasaktien

Der Umstieg auf die Erneuerbaren kostet natürlich Geld. Das bekommen die Öl- und Gaskonzerne verlässlich auch weiterhin aus dem Verkauf fossiler Brennstoffe. So rechnet die Organisation der erdölexportierenden Länder (OPEC) im laufenden Jahr mit einem Anstieg der globalen Ölnachfrage um 3,2 Millionen Barrel pro Tag. Das sollte den Ölpreis stützen. Experten sehen einen Anstieg des Ölpreises auf 90 US-Dollar je Barrel der Sorte Brent bis zum Jahresende. Derzeit kostet ein Brent-Barrel rund 85 Dollar. Das sollte auch den Aktien der Öl- und Gasunternehmen helfen, sich am Markt solide zu entwickeln.

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Für Öl- und Gasaktien spricht zudem die relativ günstige Bewertung. Viele der im STOXX Europe 600 Oil & Gas Index gelisteten Unternehmen weisen für das laufende Jahr Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) im mittleren einstelligen Bereich auf. Eni etwa kommt je nach Gewinn-Schätzung auf ein KGV zwischen vier und sechs, ähnlich die Prognose für Repsol. Da aber Einzelinvestments immer mit einem erhöhten Risiko verbunden sind, bieten sich auch ETFs auf den STOXX Europe 600 Oil & Gas Index an.

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