Zschabers Börsenblick
Rohstoffanlage: Palladium im Blick Quelle: REUTERS

Palladium – strahlender als Gold

Rohstoffanleger geraten zurzeit bei Palladium ins Schwärmen. Ein vermeintlicher Verlierer aus dem Sektor könnte ein Gewinner dieses Hypes sein.

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An Rohstoffinvestments, gerade an denen aus dem Edelmetallbereich, scheiden sich die Geister der Börsianer. Zinsen wirft keines der Metalle ab, aber vor allem bei Gold spielt manch einem Anleger die Glaubensfrage eine zu große Rolle: Der Nimbus der Krisenwährung ist vielen einfach ein zu schwaches Argument für eine Investition. Interessanter sind für viele Investoren diejenigen Edelmetalle, die in großem Umfang auch in der Industrie Verwendung finden, deren Kurse weniger an der mitunter schwer nachvollziehbaren Börsianerpsychologie hängen, sondern bei denen nach klassischen Marktregeln Angebot und Nachfrage aus der Produktion den Wert bestimmen.

Diesel-Gate schafft Fantasie

Silber ist sicherlich der bekannteste dieser Alleskönner. Der ungekrönte König in diesem Bereich aber ist derzeit Palladium – weil sein Stern im vergangenen Jahr an der Börse heller strahlte als der aller anderen Rohstoffe. Palladium wird vor allem in der Automobilindustrie eingesetzt; rund 80 Prozent der Nachfrage stammt aus diesem Bereich. Es kommt in den Katalysatoren von Autos mit Benzinmotor zum Einsatz – und unter anderem das ist der Treiber für die starke Entwicklung an der Börse: Vor dem Hintergrund der Diskussionen um Diesel-Abgaswerte und Fahrverbote nehmen die „Benziner“ ihren Konkurrenten mit Diesel-Antrieb seit Monaten Marktanteile ab. 

Edelmetallpreise im Überblick

Stark im Vergleich mit Gold

Wie stark der Aufschwung der Palladium-Notierung in den vergangenen Jahren ausgefallen ist, zeigt naturgemäß ein Blick auf dessen Kursverlauf; fast aufschlussreicher ist aber der direkte Vergleich mit Gold. Da sich sowohl die Notierung von Gold als auch die von Palladium jeweils auf den Wert einer Feinunze beziehen, sind beide gut vergleichbar. Im Jahr 2002 war Palladium bereits einmal so wertvoll wie Gold, dann drehte sich aber das Blatt deutlich zugunsten von Gold: Im Oktober 2008 lag dessen Wert rund viermal so hoch wie der von Palladium, im Frühjahr 2012 betrug das Verhältnis immer noch rund drei zu eins. Während aber Gold seit seinem Hoch aus dem Jahr 2011 merklich nachgelassen hat, hat Palladium seinen Wert immer wieder gesteigert, seit Anfang 2016 dann nahezu verdreifacht. Seit letztem Dezember ist Palladium wieder teurer als Gold. Und das, obwohl es eigentlich ein Abfallprodukt aus der Herstellung von Platin ist. 

Apropos Platin: Während Palladium in den Einschätzungen der Analysten gerade glänzt, gibt sich Platin als das Schmuddelkind. Seine Wertentwicklung im Jahr 2018 war selbst für das generell sehr schwache Rohstoffsegment – mit Ausnahmen eben von Palladium – enttäuschend. Bei Platin sind die Vorzeichen gegenüber Palladium auch deshalb entgegengesetzt, weil der Angebotsüberschuss beachtlich ist.

Und wie oben schon erwähnt, wird es bei Industriemetallen (oder Edelmetallen, die Verwendung in der Industrie finden) eng, wenn das Angebot die Nachfrage übersteigt. Mittlerweile hat die Talfahrt von Platin aber ein Stadium erreicht, in dem es für Schnäppchenjäger vielleicht langsam interessant werden könnte. 

Kehrtwende hin zu Platin?

Den Hintergrund könnte mal als Ironie des Schicksals bezeichnen: Die Autoindustrie, die für den Boom von Palladium größtenteils verantwortlich ist, könnte ihm auch den Schwung nehmen. Wenn nämlich Palladium vor dem Hintergrund des Hypes an der Börse im Preis zu hoch steigt und die Kosten für den Katalysatorbau ausufern, werden die Autobauer nach Alternativen suchen – und dabei unter Umständen wieder auf Platin zurückgreifen, das bereits früher einmal auch in Benzin-Katalysatoren verbaut wurde. Die notwendigen Anpassungen in der Produktion sind zwar anspruchsvoll und nicht innerhalb kürzester Zeit zu bewerkstelligen. Doch der Druck auf die Autobauer dürfte sich erhöhen, wenn Palladium immer teurer wird. Noch sprechen die Niveaus nicht dafür. Aber ebenso wie Börsianer immer mahnen, dass Bäume nicht in den Himmel wachsen, sollten sie auch im Kopf haben, dass Wurzeln das auch nicht bis zum Erdkern tun.

Platin im Blick

Keine Frage, Palladium hat auf seiner Seite das, was von den Marktteilnehmern gemeinhin „Momentum“ genannt wird. Gemäß dem Börsianersprichwort „The trend is your friend“ schadet es auch sicher nicht, wenn der Anleger den Rohstoff etwa in Form eines ETFs im Portfolio hat. Es kann aber noch weitsichtiger sein, Platin dabei nicht aus den Augen zu lassen – und Weitsicht ist etwas, wovon der langfristig orientierte Anleger gar nicht genug haben kann.

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