Die Reiselust ist zurück. Was während der Corona-Pandemie nicht oder nur unter strengen Auflagen möglich war, nun geht es wieder. Die Menschen verreisen und steuern beliebte Ferienziele im In- und Ausland an. Vor allem Destinationen an der Nord- und Ostsee und in den Alpen sind in Deutschland beliebt. Geht es weiter weg, stehen Spanien, Griechenland und die Türkei als bevorzugtes Reiseziel fest. Manche zieht es sogar auf die Seychellen und die Malediven – alles ist wieder möglich.
Eine vom ADAC jüngst durchgeführte Umfrage unter rund 5000 Deutschen kommt zu dem Ergebnis, mehr als 90 Prozent der Befragten will im laufenden Jahr die Koffer packen. 23 Prozent von ihnen will dabei sogar tiefer in die Taschen greifen und mehr Geld für das Reisen ausgeben als zuvor. Etwas mehr als 50 Prozent will das Urlaubsbudget zumindest gleich halten. Die Inflation scheint also nur einen begrenzten Einfluss auf die Reiselust der Deutschen zu haben.
Umsätze erholen sich
Das spüren auch die Touristikkonzerne. Brach ihr Umsatz während der Corona-Pandemie ein, verzeichnen sie nun wieder steigende Einnahmen, die zum Teil über oder zumindest nahe bei denen aus der Vor-Corona-Zeit liegen. TUI ist dafür ein gutes Beispiel. 2019 kam der Reisekonzern, einer der größten in Europa, auf einen Umsatz von knapp 19 Milliarden Euro. Dann kam das Virus. Im Corona-Hochjahr 2021 belief sich der Umsatz auf weniger als fünf Milliarden Euro, einem Viertel von 2019. Aber bereits im Folgejahr 2022 erholten sich die Zahlen, die Erlöse kamen da schon wieder auf rund 16 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr liegen die Schätzungen der Analysten nun bei 19,3 Milliarden Euro und damit über dem Wert aus dem Jahr 2019.
Noch deutlicher fällt die Entwicklung bei den Reiseportalen aus. Booking.com etwa verzeichnete 2019 einen Umsatz von rund 15 Milliarden Dollar, 2023 könnten es knapp 21 Milliarden Dollar werden. Den Umsatzsprung führen einige Beobachter darauf zurück, dass die Menschen ihre während der Corona-Pandemie zwangsweise erlernten Internetfähigkeiten nun auch auf das Reisen anwenden. Das Reisen wird nach Corona digitaler, vielfältiger, agiler, sagen Experten.
Klimawandel als Herausforderung
Doch nicht alles, was mit Reisen zu tun hat, ist prima. Auch die Reisebranche steht unter einem massiven Anpassungsdruck. Der Klimawandel fordert die gesamte Branche heraus. Mit dem Billigflieger über das Wochenende an den Ballermann – das soll, kann und darf es so nicht mehr geben. Immerhin stößt ein Flugzeug pro Passagier etwa auf der Route von Düsseldorf nach Mallorca und zurück im Schnitt 0,75 Tonnen Kohlenstoffdioxid, kurz CO2, aus.
Das hört sich nicht nach viel an, bei jährlich rund 25 Millionen Flugpassagieren allein auf dem Düsseldorfer Flughafen kommt da aber sehr wohl eine signifikante Umweltbelastung zusammen. Im Jahr 2019 verursachte der weltweite Passagierluftverkehr rund 785 Millionen Tonnen CO2. Das ist mehr als der gesamte Straßenverkehr in der Europäischen Union (EU) jährlich ausstößt – einschließlich aller Transporte durch Lastkraftwagen und Busse.
Ein weiter so kann es also weder für die Touristikbranche noch für jeden einzelnen Reisenden geben. Um die Umwelt zu entlasten, raten Experten allergemein dazu, Urlaubstage zusammenzufassen und möglichst nur einmal im Jahr über einen längeren Zeitraum zu verreisen. So werden An- und Abreisestrecken minimiert, was den CO2-Ausstoß mindert. Für Kurzurlaube bieten sich Fahrrad- und Bahnreisen an, der Ballermann über das Wochenende sollte damit passé sein.
Indexinvestment in eine Branche, die sich erholt
Die Erholung der Reisebranche spiegelt sich auch an der Börse wider. Der STOXX Europe 600 Travel & Leisure Index zeigt das deutlich. In ihm sind die 14 größten Touristikkonzerne aus Europa zusammengefasst. Neben TUI sind das unter anderem die Hotelbetreiber Accor aus Frankreich und International Hotels aus Großbritannien und die Fluggesellschaften Air France-KLM, Deutsche Lufthansa und Ryanair.
Gehörte der Index während der Corona-Pandemie zu den großen Verlierern am Markt, zeichnet sich nun eine deutliche Trendwende ab. Legte der Mutterindex, der STOXX Europe 600, seit Jahresanfang um zehn Prozent zu, kommt der Reiseindex auf ein Plus von fast 30 Prozent. Dabei bietet der Index noch durchaus weiteres Potenzial, denn die Hochs aus den zurückliegenden Jahren wurden noch nicht erreicht.
Auf den STOXX Europe 600 Travel & Leisure Index gibt es auch ETFs und Indexzertifikate. Sie erlauben dem Anleger ein breites Investment in eine Branche, die sich auf Erholungskurs befindet. Die Reiselust ist zurück – und mit ihr die Lust auf Aktien von Touristikunternehmen.
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