Hedgefonds Florian Homm soll Investoren um fast 200 Millionen Dollar geprellt haben

Eine von Investoren eingereichte Klageschrift gegen den abgetauchten Hedgefonds-Manager Florian Homm wirft diesem Betrugsmanöver von atemberaubender Dreistigkeit vor.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Fondsmanager Florian Homm: Quelle: AP

Der Zwei-Meter-Mann wurde in den letzten zwei Jahren ein paar Mal in der Schweiz gesichtet, unter anderem in Zürich. Seine Investoren lassen ihn auf der ganzen Welt suchen. In Finanzkreisen kursieren um den Exgroßaktionär von Borussia Dortmund wilde Gerüchte: Weil "Florian Wilhelm Juergen Homm" einen liberianischen Pass besitzt und von der Unesco als liberianischer Kulturattaché geführt wird, soll er in Liberia sein. Die Russenmafia sei hinter ihm her, oder die Hell’s Angels. Eine von Investoren beim US-Distriktgericht für New York Süd eingereichte Klage allerdings lässt vermuten, dass er sich schlicht an einem sicheren Ort vor der Justiz verbirgt.

Homm und seine Helfer, unter ihnen Sean Ewing, ehemals Chef von Homms Hedgefonds-Holding ACM, sowie der US-Broker Todd Ficeto und der Deutsche A., sollen den von ihnen gelenkten Hedgefonds einen "zweistelligen Millionenbetrag gestohlen" und sie durch manipulierte Geschäfte um "fast 200 Millionen Dollar" geschädigt haben, von denen ein großer Teil wiederum in ihre Taschen gewandert sei.

Betrugsystem kaufte Milliarden von Penny Stocks

Laut Klageschrift hatten sie ein Betrugssystem konstruiert, das es ihnen ermöglichte, die Hedgefonds auf mindestens vier verschiedene Arten abzumelken – über private Aktienverkäufe an die Fonds, Gebühren für Platzierung von Aktien, Handelsprovisionen und Boni: "Die Beschuldigten veranlassten die Fonds, Milliarden von Penny Stocks direkt von Unternehmen zu kaufen."

Penny Stocks sind Aktien, die an kaum überwachten Börsen zu unter einem Dollar gehandelt werden. Zusätzlich besorgten sich die Fondsmanager laut Klage fast zum Nulltarif Aktien. Die von ihnen betreuten Hedgefonds mussten dann die Aktien zu immer höheren Kursen untereinander handeln. Sobald die Kurse oben waren, hätten die Manager dann ihre privaten Aktien teuer an die Fonds verkauft.

Schrottaktie für 1,17 Milliarden

Die meisten Geschäfte liefen über den Broker Hunter World Markets, der aus der US-Tochter von Homms ehemaliger deutscher Firma VMR hervorging. Hunter gehörte Homm und Ficeto. Beide kassierten über den Broker "extrem hohe Provisionen", heißt es in dem Dokument.

Allein bei Deals mit der Aktie des Sportvermarkters Pro Elite verloren die Fonds laut Klage gut 63 Millionen Dollar, hinzu kamen gut eine Million Dollar Provisionen für Hunter und 3,5 Millionen Dollar Platzierungsgebühren. Der Kurs der zu Zehntel-Cent-Beträgen ausgegebenen Aktien wurde bis auf 15 Dollar getrieben, der Börsenwert des Unternehmens lag damit bei 1,17 Milliarden Dollar, eine "absurde Bewertung für ein Startup-Unternehmen, das keine Gewinne machte", so die Investoren.

Und weil die hochgejazzten Kurse die Hedgefonds kräftig wachsen ließen, entwickelten sich auch die Boni der Manager prächtig. Nach seiner Flucht im September 2007 hinterließ Homm Fonds, die mit wertlosen, aber zu 440 Millionen Dollar verbuchten Aktien vollgestopft waren.

Ähnlich wie bei Pro Elite verfuhr die Truppe mit sieben anderen Aktien, darunter MicroMed (Mini-Herzpumpen, 36 Millionen Dollar Schaden), Berman (Sexberatung für Frauen) und der Caféhaus-Betreiber Java Detour. Zusätzlich profitierten Homm, Ewing und A., als sie Aktien ihrer Hedgefonds-Holding ACM teuer abstießen: Homm soll 42,6 Millionen, Ewing 55 Millionen und A. 8,8 Millionen Dollar kassiert haben. Die ACM-Aktie fiel von ihrem Hoch bei 575,75 Pence auf zuletzt fünf Pence.

Wenige Monate vor seinem Abgang kaufte Homm mit seinem Chefhändler Colin Heatherington und Ficeto eine Yacht. Als Bootsnamen zur Wahl standen zwei Titel der Band Metallica ("Sad but true", "Fade to black") und "No Remorse" (Keine Reue), ein Album der britischen Band Motörhead. "Keine Reue ist der beste. Fasst irgendwie unser Leben zusammen. Vor allem Florians [sic]", mailte Ficeto an Heatherington.

Ficeto und Heatherington müssen sich bis zum 1. März zu den Vorwürfen äußern. Am 1. April läuft in New York die Vorverhandlung. Für Homm, Ewing und A. wurden laut Gerichtsregister bisher nur Vorladungen aufgesetzt.

A., der für Homms Fonds fast zwei Milliarden Dollar eingeworben haben soll, will die Klage nicht kommentieren, sagt er am Telefon, das halte er "nicht für sinnvoll" – und legt auf.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%