Baufinanzierer im Test Wo es mehr Haus fürs Geld gibt

Die Immobilienpreise steigen und Geld für Wohnung oder Haus bekommen Käufer derzeit rekordverdächtig günstig. Worauf Sie bei der Finanzierung achten müssen, welche Institute gut beraten und attraktive Konditionen bieten.

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Der eine Satz reicht schon, um selbst überzeugte Mieter schwach werden zu lassen: „Sie müssen für den Wohnungskauf nicht mehr als ihre bisherige Miete zahlen, den niedrigen Zinsen sei Dank.“ Die Beraterin in der Düsseldorfer Filiale der BBBank, Ende 30 und im schwarzen Kostüm, blickt von ihren Formularen auf und lächelt. Sie weiß, was Wohnungskäufer hören wollen.

Was sie nicht weiß: Ich bin nur Testkunde – die Drei-Zimmer-Maisonettewohnung von 86 Quadratmeter für 130.000 Euro in Düsseldorf-Flingern, von der ich ihr berichte, will ich nicht wirklich kaufen. Doch überrascht bin ich schon, dass sie sich so leicht finanzieren ließe. Lasse ich mir den Zins für zehn Jahre festschreiben und tilge den Gesamtkredit in 15 Jahren, müsste ich für 90.000 Euro bei der BBBank nur 2,4 Prozent zahlen. Das wären rund 600 Euro pro Monat. So viel muss ein Single in Düsseldorf an Miete einplanen. Vor etwa zehn Jahren hätte ich für den gleichen Kredit noch sechs Prozent und damit 150 Euro mehr im Monat abstottern müssen.

So verführerisch die niedrigen Zinsen auch sein mögen: Gerade jetzt kommt es darauf an, sich bei der Immobilienfinanzierung gut beraten zu lassen. Sonst ist die Gefahr groß, dass sich Haus- oder Wohnungskäufer übernehmen. Spätestens, wenn der erste Kredit ausläuft und ein Folgekredit zu deutlich höheren Zinsen nötig wäre, käme das böse Erwachen.

Eine kleine Bank - schlüssige Konzepte

Längst nicht alle Kundenbetreuer legten so schlüssige Konzepte vor wie die Beraterin der kleinen BBBank. In einer groß angelegten Studie hat das auf Marktforschung spezialisierte Deutsche Kundeninstitut (DKI) Beratung, Konditionen und Service von 84 Baufinanzierern getestet. In Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf haben verdeckt arbeitende Testkunden sich in über 80 Kundengesprächen bei überregionalen Banken beraten lassen. Von den regionalen Kreditinstituten (Sparkassen, Volksbanken und andere) in zehn Großstädten hat sich das DKI für zwei Modellkunden Finanzierungsvorschläge liefern lassen.

Die besten Immobilienfinanzierer
Modell eines Einfamilienhauses Quelle: dpa
Berlin Quelle: dapd
Dresden Quelle: dpa
Düsseldorf Quelle: dpa
Frankfurt Quelle: dpa
Hamburg Quelle: dpa
Hannover Quelle: dpa

Ihre Beratungsqualität wurde über eine Online-Umfrage unter Kunden ermittelt. Den überregionalen Kreditvermittlern schließlich wurden von fiktiven Testkunden Finanzierungsanfragen für eine Altbauwohnung in Hamburg-Eimsbüttel und eine Doppelhaushälfte in Berlin-Reinickendorf geschickt. Außerdem hat das DKI über verdeckte Telefon- und Emailanfragen den Service der 84 Immobilienfinanzierer getestet.

Günstiger Kredit - und günstige Immobilie?

Einen günstigen Kredit können Immobilienkäufer derzeit finden, eine günstige Immobilie müssen sie deutlich länger suchen. In den Großstädten sind die Preise für Neubauten laut Bundesbank 2011 um neun Prozent gestiegen, die für wiederverkaufte Immobilien um sieben Prozent.

Interessenten sollten sich aber keinesfalls überstürzt – aus Angst vor steigenden Zinsen oder drohender Inflation – eine überteuerte Immobilie kaufen. Denn hohe Preise können den Zinsvorteil des Kredits schnell zunichtemachen. Zahlt ein Käufer 15 Prozent mehr für seine Immobilie, braucht er bei einem über 20 Jahre getilgten Kredit schon allein einen Zinsrückgang von fünf auf etwa drei Prozent, um insgesamt nicht mehr für die Finanzierung zu zahlen.

Nicht zu viel aufpacken

Wie Eigenheimbesitzer an Geld vom Staat kommen
Die Bundesregierung will Eigenheimbesitzern das Energiesparen mit Zuschüssen schmackhaft machen. Dazu will sie ab dem Jahr 2014 acht Jahre lang jedes Jahr 300 Millionen Euro bereitstellen. Wer das Geld unter welchen Bedingungen bekommt, ist noch nicht klar. Wer nicht warten kann, bis ein neuer Fördertopf gefüllt ist, kann den Staat schon jetzt über Förderprogramme und Steuervorschriften an der Sanierung seines Hauses beteiligen. Quelle: dpa
HerstellkostenVermieter beteiligen das Finanzamt über Erhaltungsausgaben und Herstellkosten an den Umbauten. Bei der Steuererklärung sollten sie jedes Wort auf die Goldwaage legen, denn nur, was der Fiskus als Erhaltungskosten akzeptiert, kann sofort in voller Höhe die Steuer mindern. Quelle: dpa
DenkmalWer eine denkmalgeschützte Immobilie saniert, kann in den ersten acht Jahren jeweils neun Prozent und weitere vier Jahre bis zu sieben Prozent der Herstellkosten abschreiben. Quelle: dpa
SanierungsgebietBesitzer einer Immobilie im ausgewiesenen städtebaulichen Entwicklungs- oder Sanierungsgebiet können acht Jahre lang bis zu neun Prozent der Herstellkosten für die Instandsetzungen als Abschreibungen geltend machen. Quelle: dpa
HandwerkslohnVon Reparaturrechnungen für die Renovierung, Erhaltung oder Modernisierung der eigenen vier Wände können 20 Prozent der Lohn- und Fahrkosten des Handwerkers maximal 1.200 Euro pro Jahr direkt von der Steuerschuld abgezogen werden. Maximal begünstigt sind also 6.000 Euro Handwerkerlohn, die auf der Rechnung getrennt ausgewiesen und vom Konto bezahlt worden sein müssen. „Verteilen Sie Sanierungen auf verschiedene Jahre“, rät Stefan Walter, Geschäftsführer der Eigentümerschutzgemeinschaft Haus und Grund. Quelle: dpa
Mieter beteiligenVermieter, die durch Sanierungen den Wohnwert verbessern oder den Mietern durch die Modernisierungen helfen, Energie und Wasser einzusparen können maximal elf Prozent der Modernisierungskosten auf die Jahresmiete aufschlagen. Für Renovierungen an selbst genutzten Immobilien hat sich die Taktik der kleinen Schritte bewährt, sagt Experte Walter. Quelle: dpa
Anschaffungsnaher AufwandDer Käufer eines gebrauchten Hauses hat meist einiges zu reparieren. Doch Vorsicht: Wer in den ersten drei Jahren mehr als 15 Prozent des Kaufpreises investiert, hat nach Ansicht der Finanzverwaltung anschaffungsnahen Aufwand, der über 50 Jahre verteilt abgeschrieben werden muss. Davon geht der Fiskus auch aus, wenn neuer Wohnraum geschaffen oder der Gebrauchswert wesentlich verbessert wurde. Schönheitsreparaturen sind zum Beispiel keine Wohnwertverbesserung. Leichter haben es Menschen, die mit Immobilien beschenkt wurden oder sie geerbt haben. Sie können alle Instandsetzungen sofort abschreiben. Quelle: dapd

Auch wenn die Kreditzinsen derzeit tiefer stehen als je zuvor, sollten Kaufwillige sich keinem Zeitdruck beugen. Beruhigen kann sie vielleicht der monatliche Zinskommentar des Kreditvermittlers Dr. Klein. Jeden Monat gibt der eine Zinsprognose ab, seit Mitte 2010 fast immer gleich: „kurzfristig seitwärts, langfristig steigend“. Und die Zinsen? Sie fielen weiter, für zehnjährige Immobilienkredite seit Mitte 2010 von rund 3,5 auf aktuell etwa 2,5 Prozent pro Jahr.

Schon bei der Auswahl von Haus oder Wohnung müssen Interessenten darauf achten, wie viel sie ausgeben können. „Die Niedrigzinsen verleiten auch Familien dazu, eine Baufinanzierung zu schultern, die damit überfordert sind“, warnt Gerhard Kleinbauer, Vorsitzender des Verbands der Baufinanzberater. Am Anfang jeder Finanzierung sollte daher eine umfassende Analyse von Vermögen, Schulden, laufenden Einnahmen und Ausgaben stehen.

Kreditvermittler schlagen Allrounder bei der Baufinanzierung

Die getestete Beraterin der BBBank macht das vorbildlich. Schon vor meinem Beratungstermin hat sie mir eine Übersicht geschickt, in der ich Bankguthaben, Vermögen, Schulden, aber auch laufende Posten wie Miete, Versicherungsbeiträge, Telefon- und Internetkosten eintragen muss. Nur so kann sie sehen, ob ich den Kredit auch wirklich stemmen kann. Ihr Kollege in einer Düsseldorfer Postbank-Filiale sieht das sehr viel lockerer: Außer dem Bruttoeinkommen will er nichts wissen. Das Vertrauen ehrt mich, könnte mich aber teuer zu stehen kommen. Im Ranking gibt es für solche Fahrlässigkeit Abzüge.

Die Berater der BBBank punkteten nicht nur in Düsseldorf, sondern bundesweit. Dank ebenfalls günstiger Konditionen und gutem Service landete die Bank unter den überregionalen Filialbanken im Test vorn.

Wichtigster Gradmesser Nettokaltmiete

Wichtigster Gradmesser für die maximale monatliche Kreditbelastung ist die bisher gezahlte Nettokaltmiete. Mehr sollten Immobilienkäufer für Zins und Tilgung nur zahlen, wenn sie noch großen finanziellen Spielraum haben. Denn anders als Mieter zahlen Immobilieneigentümer zusätzlich nicht nur für Heizung, Strom, Wasser und Müll, sondern auch noch für die Instandhaltung ihrer Immobilie. Um böse Überraschungen zu vermeiden, sollten sie jedes Jahr etwa ein bis zwei Prozent des Kaufpreises als Rücklage ansparen. In größeren Wohnungsanlagen mit gemeinschaftlich genutzten Flächen müssen Eigentümer außerdem meist noch ein Hausgeld als Vorschuss auf Instandhaltungskosten zahlen.

Musterfall: Wie viel sich durch die richtige Wahl des Baufinanzierers sparen lässt (Zur vollständigen Ansicht bitte auf die Darstellung klicken)

Immobilienkäufer sollten ihren Kredit nicht zu knapp wählen. Zusätzlich zum Kaufpreis fallen Notarkosten (etwa 1,5 Prozent) und Grunderwerbsteuer an (zwischen 3,5 und 5 Prozent). Hinzu kommen oft noch drei bis sechs Prozent Maklercourtage. Käufer einer selbstbewohnten Immobilie müssen noch die Umzugskosten und zu Beginn der Finanzierung die Doppelbelastung aus Miete und Kredit einplanen – falls der nahtlose Wechsel von der Mietwohnung ins Eigenheim nicht klappt.

Im Test sprachen nur wenige Berater solche Risiken an. Unter den Kreditvermittlern bildete der Online-Finanzierer MKIB aus Berlin, der Testsieger in dieser Kategorie, die Ausnahme und sammelte dafür Punkte.

Nicht zu eng stricken

Teuer wird es auch, wenn der Immobilienkauf sich verzögert. Dann können Banken Bereitstellungszinsen dafür verlangen, dass der Kredit noch nicht ausgezahlt worden ist. Die meisten Finanzierer halten drei Monate still, für eine längere Verzögerung verlangen sie häufig drei Prozent pro Jahr. Wer seine Finanzierung zu eng gestrickt hat rutscht in solchen Fällen in eine teure Nachfinanzierung.

Generell sind Immobilienkredite deutlich günstiger als andere Kredite, weil die Bank im Notfall immer noch Zugriff auf die Immobilie hat. Trotzdem lassen sich nur wenige Banken darauf ein, ein Haus bis unters Dach zu beleihen.

In der Regel ziehen sie als erstes bis zu 35 Prozent Sicherheitsabschlag vom Kaufpreis ab. Wie hoch der Abschlag ausfällt, hängt vor allem vom Standort ab. Wer in Hochwassergebieten oder Regionen mit fallenden Immobilienpreisen kauft, muss sich auf hohe Abschläge einstellen. Übrig bleibt der Beleihungswert, der darüber entscheidet, wie viel Kredit die Bank für die Immobilie einräumt.

Ein Beispiel

Vorsicht vor versteckten Kosten und Mängeln
AusstattungBauträger sind sparsam. Das Material ist vom Billigsten. In der Gästetoilette reicht kaltes Wasser. Jede eingesparte Steckdose ist Reingewinn für den Bauträger. Anschlüsse für Fernseher und Internet gibt es auch nicht standardmäßig. Richtig teuer werden Nachbesserungen im Keller. Wenn bei der Abdichtung gespart wird, lässt sich der Fehler oft kaum noch beheben. "Jeder Vertragsentwurf ist verhandelbar", rät VPB-Präsident Thomas Penningh. Genau festgelegt werden sollten das Material der Kellerwände, die Wärmedämmung, die Ausführung der Lichtschächte und die Abdichtung entsprechend dem vehinterlegten Baugrundgutachten. Quelle: dpa
Lückenhafte AngeboteIn zwei Dritteln der heute üblichen Bauverträge fehlen wichtige Planungsleistungen stellte der Bauherrenverband fest. Interessenten sollten prüfen, ob Statik, Baubeschreibung und Baupläne im Preis inbegriffen sind. Mit der Checkliste des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Wohnungswesen lassen sich die Vertragsangebote systematisch vergleichen. Die Checkliste kann unter www. Kompetenzzentrum-iemb.de heruntergeladen werden. Quelle: dapd
NebenkostenBeim Kauf jeder Immobilie werden zusätzlich Grunderwerbsteuer und Notarkosten fällig. Je nach Bundesland kommen leicht fünfstellige Beträge zusammen. In der Musterrechnung des Bauträgers tauchen diese Kosten selten auf. Wer erst das Grundstück und dann das Haus darauf kaufte, wird sogar zweimal zur Kasse gebeten. Quelle: dpa
FinanzierungManchmal werden nicht nur Haus und Grund, sondern gleich auch die dazugehörige Finanzierung als Paket angeboten. In Sachen Finanzierung sollte aber kein Käufer auf umfassende Preisvergleiche verzichten. Quelle: dapd
SachverständigeWes Brot ich ess', des Lied ich sing', warnt ein altes Sprichwort. Bauherren sollten sich einen Bauberater oder Sachverständigen suchen, der ausschließlich ihre Interessen gegenüber dem Bauträger vertritt. „Ein Berater, der gleichzeitig für den Bauträger oder dessen Zulieferer arbeitet ist parteiisch", warnt VPB Präsident Penningh. Einen allumfassenden Bauherrenratgeber gibt es auch beim Bauherrenschutzbund (BSB). Die Broschüre ist zu bestellen unter www.bsb-ev.de. Quelle: dpa
SchlüsselfertigWerden Grundstück plus schlüsselfertiger Immobilie in einem Vertrag verkauft, muss der Bauträger dafür sorgen, dass der Grund bebaubar und frei von Altlasten ist. Das schützt bei Grundstücken, die schon einmal genutzt wurden vor bösen Überraschungen wie Altöl, krebserregenden Produktionsrückständen oder Verseuchung mit Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. Quelle: dpa
EnergiesparvorschriftenDas Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien im Wärmebereich schreibt für Neubauten den Einsatz erneuerbarer Energien vor. Bauträgern und Handwerkern drohen bis zu 50 000 Euro Bußgeld, wenn sie sich nicht an die gesetzlichen Auflagen halten. Weil aber auch der Bauherr zur Verantwortung gezogen wird, sollten Käufer zusätzlich selbst prüfen, ob das Kaufobjekt den Energiesparauflagen genügt. Quelle: dpa

Beispiel: Ein Haus kostet 300.000 Euro, die Bank zieht zehn Prozent Sicherheitsabschlag ab. Der Beleihungswert beträgt also 270.000 Euro. Will ein Hauskäufer zu 70 Prozent fremdfinanzieren, bekommt er von der Bank einen Kredit über 189.000 Euro. Die restlichen 111.000 Euro müsste er aus eigener Tasche zahlen. Kann oder will er das nicht, müsste er eine höhere Beleihung wählen. Dann steigen aber auch die Zinsen: Bei 70 Prozent Beleihung kann ein Hauskäufer einen Kredit über 200.000 Euro und mit festem Zins über zehn Jahre beim günstigsten Anbieter derzeit schon für 2,4 Prozent Zins bekommen. Wird die Immobilie zu 80 Prozent beliehen, müsste er wenigstens 2,5 Prozent Zins zahlen.

In unserem Test der Kreditvermittler haben wir auch die Konditionen für eine besonders hohe Beleihung getestet. Ein fiktives Ehepaar – der Mann (34 Jahre) ist Anwalt, die Frau Hotelkauffrau und 31 Jahre alt – will eine Doppelhaushälfte in Berlin zu 100 Prozent finanzieren. Da beide jung sind und relativ gut verdienen (gemeinsam über 4500 Euro netto) lassen sich die Anbieter darauf ein. Die Neubau-Doppelhaushälfte kostet 349.000 Euro. Bei zehn Prozent Sicherheitsabschlag entsprechen 314.100 Euro Kredit dem vollen Beleihungswert. Die Finanzierung mit anfänglich zwei Prozent Tilgung kostet bei den günstigsten Vermittlern nur rund 2,7 Prozent Zins, bei den teuersten wären 3,4 Prozent fällig.

Die spannendsten KfW-Programme

Die besten Konditionen gibt es bei einer Beleihung von maximal 60 Prozent. Für Darlehen von unter 100.000 Euro verlangen viele Banken Zinsaufschläge.

Auch wegen solcher Fallstricke ist es wichtig, verschiedene Anbieter zu vergleichen. Unsere Testkunden sparten bei günstigen Anbietern schon während der ersten zehn Jahre ohne weiteres fast 10.000 Euro im Vergleich zu teureren Krediten, wie die Beispielrechnung unten zeigt.

Staatliche Förderung nutzen

Oft sparen Immobilienkäufer noch einige tausend Euro mehr, wenn sie staatliche Förderung nutzen und einen klassischen Kredit mit einem Förderkredit der KfW kombinieren. In unserem Vergleich der Kreditvermittler schnitten Anbieter wie die Diba, die den Testkunden keinen KfW-Kredit anboten, in der Konditionenwertung daher relativ schlecht ab.

Wie Hausbanken bei KFW-Kredite versagen

Für selbstbewohnte Immobilien bietet die bundeseigene KfW ein Wohneigentumsprogramm, aus dem Käufer bis zu 50.000 Euro bekommen. Die Kredite unterscheiden sich nach den tilgungsfreien Jahren zu Beginn (ein Jahr bis acht Jahre) und der Zinsbindung (fünf bis zehn Jahre). Sondertilgungen sind nicht möglich. Dafür sind die Zinsen mit 2,0 bis 2,6 Prozent recht günstig. Noch niedrigere Zinsen, ab 1,0 Prozent, bietet die KfW, wenn Bauherren energiesparend bauen oder Eigentümer eine bestehende Immobilie energieeffizient sanieren. Allein im dritten Quartal schüttete die KfW 6,9 Milliarden Euro für solche Kredite im Rahmen der Programme „Energieeffizient Bauen und Sanieren“ aus.

Gute Berater

Gute Berater haben den Überblick über die genauen Konditionen und vergleichen die Gesamtkosten verschiedener Kreditkombinationen über die gesamte Tilgungsdauer. Auch dafür gab es im Ranking Punkte. Dass Berater hier fit sind, ist nicht selbstverständlich. „Vielen Banken sind die KfW-Kredite lästig, weil sie die Kalkulation der Gesamtfinanzierung komplexer machen“, sagt Heinrich Bockholt, Leiter des Instituts für Finanzwirtschaft in Koblenz.

Auch die staatliche Riester-Förderung können Käufer einer selbstbewohnten Immobilie beanspruchen („Wohn-Riester“). Pflichtversicherte in der Rentenversicherung und die meisten Beamten sind förderberechtigt. Vor allem die Riester-Kreditvariante ist häufig ein lohnender Baustein der Finanzierung. Käufer oder Bauherren schließen einen speziell dazu angebotenen Kredit ab, der dank steuerbegünstigter Riester-Eigenbeiträge und staatlicher Zulagen relativ schnell getilgt werden kann.

Die Raten zahlen die Kreditnehmer aus ihrem unversteuerten Einkommen, dafür fällt im Ruhestand eine separat berechnete Steuer auf die gesamten geförderten Kreditraten an. Trotz dieser späteren Steuer bringt ein Riester-Kredit grob geschätzt über die gesamte Laufzeit pro Jahr rund 0,5 Prozentpunkte Zinsersparnis.

Relativ komplexe Regeln

Wo die Immobilienpreise am höchsten sind
Platz 11: DortmundDie Ruhr-Metropole zählt zu den vergleichsweise günstigen Großstädten. In den vergangenen zwölf Monaten waren die Preise dort sogar rückläufig. Kaufpreis pro Quadratmeter: 1.330 Euro Preisveränderung: - 0,7 Prozent* *Preisentwicklung der vergangenen zwölf Monate. Quelle: dpa
Platz 10: EssenKaufpreis pro Quadratmeter: 1.420 Euro Preisveränderung: - 0,7 Prozent Quelle: dpa
Platz 9: LeipzigKaufpreis pro Quadratmeter: 1.460 Euro Preisveränderung: + 3,5 Prozent Quelle: dpa
Platz 8: DresdenKaufpreis pro Quadratmeter: 1.780 Euro Preisveränderung: + 9,2 Prozent Quelle: ap
Platz 7: KölnKaufpreis pro Quadratmeter: 2.240 Euro Preisveränderung: + 5,2 Prozent Quelle: dpa
Platz 6: BerlinKaufpreis pro Quadratmeter: 2.430 Euro Preisveränderung: + 11,5 Prozent Quelle: dpa
Platz 5: StuttgartKaufpreis pro Quadratmeter: 2.640 Euro Preisveränderung: + 10,5 Prozent Quelle: dpa

Die relativ komplexen Regeln machen es Beratern leicht, von den Riester-Krediten dennoch pauschal abzuraten – oft nur, weil sie solche Kredite gar nicht anbieten. Besonders dreist ist der Postbank-Berater in Düsseldorf, der sich im Kundengespräch betont kumpelhaft gibt. „Ein Riester-Darlehen gibt es gar nicht“, belehrt er mich auf meine gezielte Nachfrage und schaut mich erheitert durch seine schwarze Hornbrille an. Dass der Postbank-Baufinanzierer BHW ein solches sogar selbst anbietet, unterschlägt er. Als ich erstaunt nachhake, räumt er etwas später ein: „Das gibt es zwar schon, aber es lohnt sich nicht.“

Er will mir lieber einen Riester-Bausparvertrag andrehen, mit dem ich dann nach Auslaufen des ersten Kredits einen Teil der Restschuld abtragen könnte. Diese Empfehlung ist nicht prinzipiell falsch, sollte aber mit anderen Varianten verglichen werden. So bleibt der Verdacht, dass der Berater vor allem die höheren Provisionen des Bausparvertrags vor Augen hat. Immer wieder preist er den an: „Im Moment gibt es nichts Besseres!“

Das Elf-Punkte-Programm für den Wohn-Riester (Teil 1)

Neben KfW und Riester können Familien mit Kindern häufig noch Förderprogramme der Bundesländer oder Gemeinden nutzen. Im Internet bieten die Portale baufoerderer.de (dahinter stehen der Bundesverband der Verbraucherzentralen und die KfW) und aktion-pro-eigenheim.de (dahinter stehen Baustoffhersteller und eine PR-Agentur aus Baden-Baden) einen guten Überblick über die je nach Familienstand, Einkommen, Immobilie und Ort in Frage kommenden Fördermittel.

Kredite möglichst schnell abbezahlen

Die niedrigen Zinsen sollten Immobilienkäufer dafür nutzen, ihre Kredite möglichst schnell abzuzahlen. Baufinanzierungsexperte Bockholt warnt davor, derzeit mit nur einem Prozent Tilgung zu starten: „Dann müssen unter Umständen auch noch die Erben an die Bank zahlen.“

Das zeigt dieses Beispiel: Ein 40-jähriger Hauskäufer nimmt 200.000 Euro zu drei Prozent auf. Wenn er mit nur einem Prozent Tilgung startet, hätte er sein Haus bei unterstellt gleichbleibendem Zins erst mit 87 abgezahlt. Tilgt er hingegen schon im ersten Jahr drei Prozent des Kredits, ist er mit 63 Jahren schuldenfrei. Dafür müsste er allerdings statt 660 Euro pro Monat rund 990 Euro an Zins und Tilgung zahlen.

Hohe Tilgung, niedrige Zinsen

Einige Banken belohnen eine hohe Tilgung mit niedrigeren Zinsen. Schließlich sinkt mit der schnelleren Rückzahlung auch ihr Risiko, auf einer Restschuld sitzen zu bleiben. Kunden haben jetzt den großen Vorteil, dass sie sich bei der aktuell niedrigen Zinsbelastung eine relativ hohe Tilgungsrate leisten können. Eine wahrscheinlich teurere Anschlussfinanzierung fällt dann weniger ins Gewicht.

Das Elf-Punkte-Programm für den Wohn-Riester (Teil 2)

Hat sich der Hauskäufer im Beispiel den Zins von drei Prozent etwa nur für zehn Jahre gesichert und steigt dieser Zins danach auf sechs Prozent, müsste er seine Rate auf 970 Euro erhöhen, um wenigstens in der gleichen Zeit, also bis zum 87. Lebensjahr, aus den Schulden zu kommen. Mit der alten Rate von 660 Euro könnte er die Restschuld bei sechs Prozent Zins zu Lebzeiten nicht tilgen. 660 Euro würden nicht einmal reichen, um allein die Kreditzinsen zu zahlen – er steckt in der Schuldenfalle.

Hätte der Hauskäufer dagegen zu Beginn schon drei Prozent getilgt, könnte er auch nach zehn Jahren völlig entspannt bleiben: Trotz Zinsverdopplung wäre er bei einer Rate von 990 Euro nur vier Jahre später als ursprünglich geplant schuldenfrei, also mit 67 statt mit 63 Jahren.

Finanzierung festzurren

Ganz auf Nummer Sicher gehen Kreditnehmer, wenn sie die Finanzierung gleich bis zur vollen Tilgung festzurren. Natürlich kostet eine solch lange Laufzeit etwas, die Zinsen für 30-jährige Kredite liegen etwa einen Prozentpunkt über denen zehnjähriger Darlehen. Doch vor allem wenn Immobilienkäufer nur kleinere Kredite aufnehmen und noch Luft im monatlichen Haushaltsbudget haben, kann die volle Tilgung während der Zinsbindung gelingen. Angst davor, dass die Zinsen in 15 oder 20 Jahren deutlich tiefer liegen, müssen sie nicht haben. Nach Ablauf von zehn Jahren haben sie immer ein gesetzliches Kündigungsrecht mit einer Frist von sechs Monaten – dann darf die Bank auch keine Entschädigung für die vorzeitige Kündigung fordern.

Renditevergleich: Bausparen versus Banksparplan

Gerade bei langen Laufzeiten ist es für Kreditnehmer wichtig, flexibel zu bleiben. Käufer sollten darauf bestehen, dass sie einen Teil des Kredit zusätzlich zu den monatlichen Raten tilgen können. Fünf Prozent Sondertilgung pro Jahr sind heute Standard. Das Recht auf höhere Sondertilgungen kostet nur einen geringen Zinsaufschlag. Einen unvorhergesehenen Geldsegen, etwa eine Erbschaft, können sie dann direkt in die Tilgung des Kredits stecken. Anbieter mit besonders umfangreichen Sondertilgungsrechten haben im Ranking gepunktet. Bei der Commerzbank etwa können Kunden nicht fünf Prozent pro Jahr zusätzlich tilgen, sondern sich alternativ die Option sichern, insgesamt 20 oder gar 100 Prozent während der gesamten Zinsbindung als Sondertilgung zu leisten.

Kreditrate aufstocken

Bekommt ein Kreditnehmer dauerhaft mehr finanziellen Spielraum, zum Beispiel nach einem Gehaltsplus, wäre es nützlich, die Kreditrate aufzustocken. Auch das ist je nach Anbieter möglich. Kunden können dann, teils sogar kostenlos, den Tilgungssatz ändern und mehr oder weniger abzahlen. Bei der Diba etwa sind zwei Wechsel kostenfrei, weitere kosten 100 Euro.

Solche Flexibilität kann auch bei Schicksalsschlägen helfen. Wenn in einer Familie der Hauptverdiener seinen Beruf nicht mehr ausüben kann oder gar stirbt, muss sich die Familie häufig von Wohnung oder Haus trennen und sitzt im schlimmsten Fall auf einem Schuldenberg.

Über Risiken aufklären, Lösungen anbieten

Ins Testergebnis floss auch ein, wie gut Berater über solche Risiken aufklären und welche Lösungen sie anbieten. Wer seine Familie ansonsten abgesichert hat, kommt für die Finanzierung mit einer günstigen Restschuldversicherung aus. Sie zahlt – je nach Vertrag – bei Tod, Arbeitsunfähigkeit oder auch Arbeitslosigkeit den Betrag, den der Immobilienkäufer zum jeweiligen Zeitpunkt noch schuldet. Thorsten Rudnik, Vorstand des Bund der Versicherten, empfiehlt Policen, deren Versicherungssumme sich genau an den Zins- und Tilgungsplan des Kredits hält. Wer mehr absichern will, braucht eine Berufsunfähigkeits- und eine Risikolebensversicherung. „Die Versicherungssumme einer Risikolebensversicherung sollte mindestens so hoch sein, dass sich das Darlehen jederzeit komplett ablösen lässt“, sagt Rudnik. Weil sich die Leistungen der Anbieter kaum unterscheiden, die Unterschiede bei den Prämien aber hoch sind, rät er zu Policen günstiger Direktversicherer.

Banken allerdings haben oft Kooperationspartner, deren Policen sie gern mitverkaufen. Der Postbank-Berater in Düsseldorf etwa will mir die Risikopolice der Postbank-Versicherung verkaufen. Mich als Nichtraucher würde das knapp 20 Euro im Monat kosten. Klingt wenig. Doch bei einem Direktversicherer bekomme 90.000 Euro Todesfallleistung, also genau meine Kreditsumme, schon für drei Euro im Monat. Über die Kreditlaufzeit von zehn Jahren würde ich so noch mal 2000 Euro sparen.
Kleinvieh macht eben auch Mist.

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