In Deutschland ist die Finanzierung schon seit jeher konservativ geprägt - und sie ist es im Immobilienboom auch geblieben. Eine tilgungsfreie Finanzierung - zum Beispiel mit einem endfälligen Kredit, bei dem am Ende der Laufzeit die Schulden auf einen Schlag zurückgezahlt werden müssen - ist in Deutschland immer noch die absolute Ausnahme. Stattdessen haben die sinkenden Zinsen vielmehr dazu geführt, dass mehr zurückgezahlt wird. Lag der Tilgungssatz 2008 noch bei fast zwei Dritteln der Finanzierungen bei einem Prozent, so liegt er nach neuesten Zahlen Immobilienmarktanalysten von Hypoport inzwischen bei durchschnittlich 2,2 Prozent. Gleichzeitig haben sich immer mehr Darlehensnehmer die rekordtiefen Zinsen über einen längeren Zeitraum gesichert. "Die durchschnittliche Zinsbindung hat sich seit 2009 um rund drei Jahre verlängert", bestätigt Gawarecki.
Typisch für den deutschen Hauskäufer ist allerdings auch, dass er weit überwiegend Eigenkapital in die Finanzierung einbringt und den Kaufpreis so nicht komplett über eine Hypothek finanziert. Gawarecki sieht dort kaum Änderungen bei den Finanzierung in den vergangenen Jahren: "Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern ist der durchschnittliche Beleihungsauslauf in Deutschland sehr stabil bei 75 bis 80 Prozent." Deutsche Käufer tragen somit im Schnitt ein Viertel des Kaufpreises aus eigener Tasche. Bei normaler Bonität des Kunden wird dieser Eigenkapitalanteil von den Banken in aller Regel auch erwartet. Viele Banken bieten zudem nur maximal 80-Prozent-Finanzierungen an. Dennoch haben die niedrigen Zinsen auch in Deutschland sicher Hauskäufer angelockt, die sich unter normalen Marktbedingungen eine Finanzierung sonst nicht leisten könnten. Anders als in Dänemark bilden sie in Deutschland jedoch die eher die Ausnahme als die Regel.
In Dänemark hingegen gilt es offenbar als wenig clever, seine Ersparnisse für einen Immobilienfinanzierung zu opfern, wenn die Banken einen sogar drängen, noch mehr Kredit aufzunehmen. Laut Baumann sind in Dänemark inzwischen viele Verbraucher davon überzeugt, dass die tilgungsfreie Finanzierung nur auf Druck der Finanzlobby zustande kam. Er glaubt, dass die Fälle von Zahlungsunfähigkeit und Zwangsversteigerungen unter privaten Hauseigentümern durchaus zunehmen werden. "Die Zinsen sind noch weiter gefallen und die tilgungsfreien Immobilienkredite werden auch weiterhin vergeben. Zwar bewerten die Banken die Bonität ihrer Kunden vorsichtiger. Aber noch immer können Hauskäufer ohne oder mit nur fünf Prozent Eigenkapital bis zum dreieinhalbfachen ihres Jahresgehalts bei den Banken problemlos finanzieren."