Baufinanzierung Selten gut beraten

Stiftung Warentest hat die Beratung bei der Baufinanzierung unter die Lupe genommen. Ein Ergebnis: Trotz der Dauerniedrigzinsen gib es erhebliche Zinsunterschiede. Wer den Test bestanden hat – und wer nicht.

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Mit den Dauerniedrigzinsen steigt die Bereitschaft privater Haushalte, sich eine Immobilie zuzulegen. Wer sich dabei auf den Rat seiner Bank verlässt, kann böse Überraschungen erleben. Das belegt die jüngste Untersuchung von Stiftung Warentest.

Alle 21 befragten Banken und Kreditvermittler waren mit folgender Situation konfrontiert: Ein Ehepaar will eine Eigentumswohnung für 250.000 bis 425.000 Euro erwerben. Nach Abzug der Nebenkosten (Grunderwerbssteuer, Makler, Notarkosten) kommt das Paar auf 25 Prozent Eigenkapital. Ihr Einkommen reicht aus, um den Kredit in Höhe von drei Prozent jährlich zu tilgen.

Jetzt lag es an den Beratern, eine passende Finanzierung zusammenzustellen. Dabei stellten die Tester zahlreiche handwerkliche Fehler fest. So übersahen Berater, dass das Hausgeld für Strom und Wasser bis zu 350 Euro ausmachte. Andere setzten die Lebenshaltungskosten zu niedrig an. Unterm Strich war in jedem vierten Testfall die Monatsrate höher als sie sollte.

In jedem fünften Fall gelang es zudem nicht, die Kreditsumme am Bedarf des Kunden auszurichten. Bei dieser Konstellation fehlten den Kaufwilligen jeweils 10.000 Euro für den Immobilienkauf. Häufig beobachten die Tester allerdings auch, dass ein zu hoher Kredit gewährt werden sollte. Obwohl ein Kredit in Höhe von 80 Prozent der Kreditsumme gereicht hätte, trieben ihn manche Berater auf bis zu 90 Prozent und ließen dabei Eigenkapital von mehr als 40.000 Euro ungenutzt.

Trotz der Dauerniedrigzinsen stellte Stiftung Warentest erhebliche Zinsunterschiede fest. Die Sparda Nürnberg und die Sparda Baden-Württemberg lagen beispielsweise einen halben Prozentpunkt unter den Angeboten der Sparkassen Hannover, KölnBonn und Berlin. „Das kann sich über die Laufzeit schnell auf 20.000 Euro summieren“, so Stiftung Warentest.

Wohn-Riester interessiert die Banken nicht

Schwierigkeiten bereiteten vielen Instituten auch die Kombination von Krediten mit Bausparverträgen. Als besonders teuer rügt Stiftung Warentest die Kombination bei der Commerzbank und der Postbank. Beispielhaft sei dagegen der Frankfurter Volksbank und der Sparda Nürnberg die Integration gelungen.

Wer seinen Wohn-Riester bei der Immobilienfinanzierung einsetzen wollte, war bei vielen Instituten an der falschen Adresse. „Mit Wohn-Riester wollten die meisten Banken nichts zu tun haben“, so Stiftung Warentest. Nur zehn von 143 Bankberatern gaben den Tipp, bei der Finanzierung auf ein Förderdarlehen zu setzen. Fünf davon kamen übrigens von der Frankfurter Volksbank.

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Wesentliche Informationen über den Verlauf der Tilgung scheinen auch nicht Standard bei der Immobilienfinanzierung zu sein. In 20 Prozent der Fälle erfuhren die Tester nicht, wann sie ihre Kredite voraussichtlich beglichen haben. Eine Aufklärung über Sondertilgungen oder die Höhe der Restschuld am Ende der Zinsbindung fehlten auch. Bei einigen Banken fehlten auch Angaben über den Effektivzins. Das ist der Zins, der alle wesentlichen Kosten erhält und somit der beste Vergleichsmaßstab ist. Bei der Kombination mit Bausparverträgen machten fast die Hälfte der Banken keine Angaben über den Effektivzins.

Unterm Strich stellt Stiftung Warentest den Banken bei der Finanzierung, die für die Menschen meist die wichtigste im Leben ist, kein gutes Zeugnis aus: „Überwiegend Mittelmaß“ lautet das Resümee. Abheben konnten sich die Frankfurter Volksbank, die Frankfurter Sparkasse, die Vermittler Dr. Klein und Interhyp sowie die Stadtsparkasse München, die das Qualitätsurteil „gut“ erhielten.

Durchgefallen sind dagegen die Sparda West und die Sparkasse Köln/Bonn, die mit der Schulnote „fünf“ bewertet wurden. Bei der BW Bank, der Commerzbank und der Postbank fehlte nicht viel. Sie kamen mit einem blauen Auge davon und wurden zwischen 4,3 und 4,5 benotet.

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