Baufinanzierung Wenn der Traum vom Eigenheim in Gefahr gerät

Die aktuell extrem niedrigen Zinsen lassen eine Immobilienfinanzierung auch für Haushalte mit geringer Bonität attraktiv erscheinen. Aber Achtung: Verschlechtern sich die Kreditkonditionen nur minimal, ergeben sich schnell Probleme. So kann man vorbeugen.

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Baustelle, Eigenheim, Neubau, Immobilie Quelle: dpa

Es ist ein günstiges Umfeld, das sich Interessenten einer eigenen Immobilie derzeit bietet. Das niedrige Zinsniveau macht eine Finanzierung wesentlich attraktiver als noch vor wenigen Jahren. Dessen werden sich immer mehr Bundesbürger bewusst. So melden etwa die Makler von LBS und Sparkassen für das erste Halbjahr 2012 eine deutliche Steigerung des Vermittlungsergebnisses bei Häusern und Wohnungen. Für insgesamt 16.700 Objekte fanden sie einen Käufer, das ist eine Steigerung von sieben Prozent. Das Gesamtvolumen der Transaktionen legte sogar um 15 Prozent auf 2,65 Milliarden Euro zu.
Die Zahlen machen eines deutlich: Die Lust auf eine eigene Immobilie wächst. Und sie macht sich in allen Einkommensschichten bemerkbar. So denken mittlerweile auch Haushalte mit geringerer Bonität vermehrt darüber nach, ein Eigenheim zu erwerben. Was diese sogenannten Schwellenhaushalte allerdings oftmals nicht berücksichtigen: Kreditkonditionen können sich ändern – und die Finanzierung der Immobilie scheitern lassen.

Die zehn häufigsten Fehler bei der Baufinanzierung

Zins kann Kosten explodieren lassen
Schwellenhaushalte weisen ein niedriges Einkommen sowie ein nur geringes Eigenkapital auf. Die Lebenshaltungskosten reduzieren den finanziellen Spielraum auf ein Minimum. Die für eine eigene Immobilie anfallenden Kosten – das sind neben den Nebenkosten vor allem Zinszahlung und Tilgung – können von diesen Haushalten nur unter höchster Anstrengung aufgebracht werden. Eine nur minimale Änderung der Konditionen kann den Traum vom Eigenheim schnell zum Platzen bringen.

Ein mächtiges Tool für alle, die verschiedene Rückzahlungsvarianten für ihre Darlehen durchspielen wollen, auch mit wechselnden Tilgungsraten und Sondertilgungen. Zudem können diverse Kostenarten und Ratenhöhen angegeben...

So hat die für Schwellenhaushalte auf den ersten Blick attraktive Kombination aus tiefen Bauzinsen und niedrigen Tilgungsraten ihre Tücken. Der niedrige Zins verlängert die Darlehenslaufzeit um einen Zeitraum, der deutlich über der Zinsbindungsfrist liegt. In diesem Zusammenhang ist das Argument des Zinsvorteils nur bedingt zulässig. Schließlich ist nicht zwingend davon auszugehen, dass sich die Zinsen mittel- bis langfristig auf dem aktuellen Niveau halten können. Genau da liegt auch das Problem.

So schützt man sich vor der Zinsfalle

Was Banken bei der Hausfinanzierung wichtig ist
Haushaltsplan Quelle: FM2 - Fotolia
Gefülltes Portemmonaie Quelle: Klaus Eppele - Fotolia
Mann am Schreibtisch Quelle: detailblick - Fotolia
Holzhaus Quelle: Svenni - Fotolia
VorhabenImmobilien als Kapitalanlage (Gewerbeimmobilien, Mietshäuser) werden nicht von allen Banken finanzier. Häuser in den ländlichen Gegenden der neuen Bundesländer können ebenfalls aufgrund der schlechten Zukunftsaussichten durch das Raster der Bank fallen. Quelle: dpa
Verfallene Häuser Quelle: dapd
Neubau Quelle: obs

Gehen die Zinsen nur um zwei oder drei Prozent in die Höhe, steigt die Darlehensrate deutlich. Den Tilgungssatz dann zugunsten einer niedrigen Rate zu senken, ist kaum möglich – er ist ohnehin schon sehr niedrig.

Ein Rechenbeispiel
Das Baufinanzierungsportal Baufi24.de hat eine Beispielrechnung dazu aufgemacht, wie schnell eine Zinsänderung das Projekt Eigenheim in Gefahr bringt: Ein Haushalt, der ein Darlehen über 200.000 Euro zu einem Zins von 2,89 Prozent aufnimmt und eine Tilgung von einem Prozent vornimmt, kommt bei einer Laufzeit von 47 Jahren auf eine monatliche Darlehensrate von rund 648 Euro. Steigt der Zins nur um zwei Prozent – auf dann 4,89 Prozent –, schnellt die monatliche Darlehensrate auf gut 981 Euro in die Höhe. Um die Differenz von mehr als 300 Euro aufzubringen, muss sich ein Schwellenhaushalt ganz schön strecken. Wenn er das überhaupt leisten kann.

Auswirkungen einer Zinsänderung bei einem Darlehen von 200.000 Euro und einer Zinsbindungsfrist von 10 Jahren

Bei aktuellem Zins

Bei Zinsänderung um 2,00%

Zins

2,89%

4,89%

Tilgung (anfänglich)

1,00%

1,00%

Annuität

3,89%

5,89%

Monatliche Darlehensrate

648,33 €

981,67 €

Zinsbindungsfrist

10 Jahre

Laufzeit (bei unveränderten Bedingungen)

47 Jahre

Für Finanzierung freie Liquidität - Haushaltseinkommen abzgl. Lebenshaltungskosten und Ausgaben. (Wird teilweise anhand von Pauschalen ermittelt)

1.000 €

1.000 €

Haushaltsüberschuss nach Finanzierung

351,67 €

18,33 €

Quelle: Baufi24.de


Wie viele Haushalte hierzulande derart knapp kalkulieren, wird am sogenannten Länderindex von Baufi24.de deutlich. Anhand der aktuell angefragten Finanzierungen errechnet der Index für Deutschland eine Eigenkapitalquote von 13 Prozent, Tendenz sinkend. Daraus und aus dem Umstand, dass gleichzeitig die Immobilienpreise anziehen, ergibt sich für Baufi24-Geschäftsführer Stephan Scharfenorth eine „gefährliche Mischung“.

„Mindestens 20 Prozent Eigenkapital“
Experten raten Immobilieninteressierten, die Vernunft walten zu lassen und die Baufinanzierung den eigenen Anforderungen und Lebensumständen anzupassen. „Zukünftige Eigenheimbesitzer sollten konservativ kalkulieren und ganz genau prüfen, ob der finanzielle Spielraum tatsächlich für eine eigene Immobilie reicht“, sagt Baufi24-Geschäftsführer Scharfenorth.

Er empfiehlt bei einem unterstellten Zins von fünf Prozent sowie einer Tilgungsquote von einem Prozent mit einer Annuität von sechs Prozent zu kalkulieren. „Ist diese Rate nachhaltig bezahlbar, sollte diese auch so eingesetzt werden. Die Zinsersparnis wird nicht einbehalten, sondern direkt mittels einer höheren Tilgung von zwei oder drei Prozent angewendet. So steht die Finanzierung – in Kombination mit mindestens 20 Prozent Eigenkapital – auf einer soliden Grundlage und es ist Spielraum vorhanden, um spätere Zinssprünge abzufangen“, so Scharfenorth.

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