
Im Dezember vergangenen Jahres war es wieder so weit. Der Verband der Privaten Bausparkassen veröffentlichte die jährliche Herbstumfrage zum Sparverhalten der Deutschen. Das Ergebnis: Das „Angstsparen“ ersetze zunehmend das „Lustsparen“.
„Durch die trüben Konjunkturaussichten findet ein verstärktes Angstsparen statt“, erklärte Andreas Zehnder, der Vorstandsvorsitzende des Verbandes. „Geld unter das Kopfkissen zu legen, ist selbst bei Mini-Zinsen eben keine Alternative.“
Vier Monate später hat sich die Lage für die Sparer noch einmal verschärft. Die Europäische Zentralbank unter Präsident Mario Draghi lässt jetzt Anleihen kaufen. Die Renditen von Bundesanleihen bis zu einer Laufzeit von sechs Jahren sind negativ. Kurz laufende Geldmarktzinsen ebenfalls. Mit der Skatbank führte das erste Institut negative Zinsen ein. Und auch viele Bausparverträge, egal ob sie von „Lustsparern“ oder „Angstsparern“ abgeschlossen werden, trifft es hart.
Die zehn häufigsten Fehler bei der Baufinanzierung
Vielen Bauherren wird zum Verhängnis, dass sie zu wenig eigenes Kapital für den Immobilienkauf angespart haben. 20 bis 30 Prozent Eigenkapital in der Baufinanzierung sollten es mindestens sein. Wer vermieteten Wohnraum kauft, sollte sich nicht von Finanzberatern überreden lassen, möglichst viel über Kredit zu finanzieren, um Steuern zu sparen. Das ist unsinnig, denn das Finanzamt zahlt maximal die Hälfte der Zinsen zurück.
Baugeld über 15 Jahre kostet derzeit etwa 3,0 Prozent pro Jahr. Wer baut oder kauft, sollte die Niedrigzinsen nutzen, um mehr zu tilgen. Ein Beispiel: Ein Bauherr nimmt 200.000 Euro zu 3,0 Prozent über 15 Jahre auf. Nach Ende der Zinsbindung steigt der Zins auf 5,0 Prozent. Tilgt er 2,0 Prozent pro Jahr ist er nach 28 Jahren und zehn Monaten schuldenfrei. Bei einer Tilgung von 1,0 Prozent pro Jahr dauert es 40 Jahre und acht Monate. Je länger die Baufinanzierung läuft, desto mehr Zinsen zahlt der Kreditnehmer.
Nicht alle Kosten, die die Bank für einen Baukredit berechnet, sind im effektiven Jahreszins enthalten. Einige Banken berechnen beispielsweise Bereitstellungszinsen, wenn das Darlehen bewilligt ist, aber nicht abgerufen wird, andere verzichten darauf. Diese Nebenkosten verteuern den Kredit. Wer diese Extras übersieht, schließt möglicherweise ein schlechteres Angebot ab.
Wer ein Haus baut oder eine gekaufte Immobilie saniert, muss immer mit bösen Überraschungen rechnen. Meist liegen die Baukosten höher als ursprünglich veranschlagt. Wenn das Ersparte und der Kredit nicht ausreichen, steht das Projekt auf der Kippe. Baufinanzierer sollten daher Mehrkosten von zehn bis 15 Prozent einplanen.
Viele Bauherren wollen selbst anpacken, um Geld zu sparen. Sie überschätzen oft ihre Fähigkeiten oder ihr Zeitbudget. Wenn dann doch Handwerker ranmüssen, stimmt die Kalkulation nicht mehr. Besser ist es, den Wert der Eigenleistung konservativ anzusetzen.
Baufinanzierungen laufen über 30, 35 Jahre. In dieser Zeit fallen weitere Kosten für die Instandhaltung und Sanierung der Immobilie an. Wer nach Zins und Tilgung sein Budget ausgeschöpft hat, kann die Substanz seiner Immobilie nicht erhalten. Immobilieneigentümer sollten daher pro Jahr mindestens ein Prozent des Immobilienwerts als Rücklage ansparen.
Eine Baufinanzierung ist ein Projekt mit vielen Unbekannten. Schicksalsschläge lassen sich weder einplanen noch vermeiden. Tod oder Berufsunfähigkeit des Hauptverdieners können die Angehörigen in finanzielle Not bringen. Ohne ausreichenden Versicherungsschutz, muss die Immobilie unter Umständen zwangsversteigert werden. Sinnvoll sind Risikolebensversicherungen und Berufsunfähigkeitsversicherungen.
Banken haben kein Interesse daran, bei sinkenden Marktzinsen, ihre eigenen Konditionen nach unten anzupassen. Wer nicht rechtzeitig umschuldet, zahlt für die Anschlussfinanzierung wahrscheinlich zu hohe Zinsen. Baufinanzierer sollten sich spätestens sechs Monate vor Auslaufen der Zinsbindung nach einer Anschlussfinanzierung umschauen. Dabei sollten sie auch Angebote von anderen Banken als nur von der Hausbank einholen.
Viele Kinder bekommen schon bei der Geburt einen Bausparvertrag. Sie sollen sich damit später ein eigenes Heim finanzieren. Wer allein auf Bausparen setzt, zahlt jedoch am Ende zu viel für seine Baufinanzierung. Meist sind Bankkredite günstiger. Das liegt an der ungünstigen Kombination aus unattraktivem Sparzins und niedrigem Bauzins. Besser ist es, in Eigenregie anzusparen und damit den Eigenkapitalanteil erhöhen.
Wer eine Immobilie finanziert, kann neben der klassischen Finanzierung über Bankkredit oder Bauspardarlehen auch eine Lebensversicherung zur Tilgung einsetzen. Der Bauherr spart dabei in eine Lebensversicherung und zahlt Zinsen für das Baudarlehen. Später tilgt das Guthaben aus der Lebensversicherung den Kredit. Risiko: Oft ist das Guthaben aus der Police zu klein. Es bleibt eine Restschuld, die der Immobilieneigentümer abstottern muss. Besser ist es, auf tilgungsfreie Darlehen ganz zu verzichten.
Eine Marktstudie der FMH-Finanzberatung für "Handelsblatt Online" zeigt: In vielen Fällen lohnt es für Sparer, die auf einen Kredit verzichten eher, ihr Geld unter das Kopfkissen zu legen als in einen Bausparvertrag einzuzahlen. Denn sie müssen in der Ansparphase oft mit negativen Renditen rechnen (siehe: Tabelle auf der letzten Seite des Artikels).
Bei einer Bausparsumme von 100.000 Euro und einer üblichen monatlichen Sparrate von 300 Euro kann ein Bausparkunde trotz eines Zinses von 0,25 Prozent nach einer Ansparphase von sieben Jahren bei Bausparkassen mit hohen Vertriebskosten eine tatsächliche Rendite von Minus 1,12 Prozent einfahren.
Der Grund für dieses Verlustgeschäft des Kunden sind neben den Minizinsen, die viele Bausparkassen derzeit offerieren die hohen Kosten für den Vertrieb. „Bei den meisten Tarifen sind die Abschlussgebühren höher als die Zinserträge bis zur Zuteilung des Bausparvertrags“, sagt Niels Nauhauser, Abteilungsleiter Altersvorsorge, Banken, Kredite bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Die niedrigen Anlagezinsen sorgen also dafür, dass die Rendite bis zur Zuteilung meist negativ ist“.
Bis zu 1,6 Prozent der Bausparsumme gehen an den Vertrieb. Die FMH-Analyse zeigt: In 13 von 31 untersuchten Tarifen wird eine Spitzen-Abschlussprovision von bis zu 1,6 Prozent fällig. Bei den restlichen Tarifen geht immer noch ein Prozent an den Vertrieb.