Alle Betrüger finden aber auch die nicht. In Internet-Foren sammeln sich seitenlange Listen von Betrugsanzeigen. Immoscout löscht nach eigenen Angaben von rund 150.000 jede Woche neu eingehenden Anzeigen 700 bis 800, weil diese gegen die Geschäftsbedingungen verstoßen. Dem Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen (LKA NRW) sind 143 Fälle von Immobilienbetrug aus den Jahren 2010 und 2011 bekannt, neuere Zahlen sind nicht verfügbar, bundesweite Daten gibt es nicht. In NRW wurden Opfer in 62 Fällen tatsächlich betrogen, und es floss Geld für die Reservierung einer Immobilie. Die aktuelle Masche von IVG International dürfte in diesen Zahlen noch nicht enthalten sein, das LKA rechnet mit einer hohen Dunkelziffer.
In Internet-Foren melden sich Nutzer zu Wort: Sie hätten gezahlt, die Hoffnung auf ihr Geld aber aufgegeben. Dass sie Anzeige erstatten, ist unwahrscheinlich. Bei Schadenssummen von wenigen Hundert oder Tausend Euro pro Fall wäre die Aufklärungsquote sehr gering, sagt das LKA NRW. Da international ermittelt werden müsse, seien die Kosten dafür einfach zu hoch. Selbst über die IP-Adresse, die eindeutig jedem Internet-Nutzer zugewiesen wird, lassen sich die Betreiber kaum ermitteln. Nach Angaben der Domain-Anbieter, die Seiten wie IVG-International.com verwalten, können Betrüger über Umleitungen im Internet ihre Identität verschleiern.
Bleibt noch die Kontonummer. Denn irgendwie müssen die Betrüger an das ergaunerte Geld kommen. Und die Masche wirkt schließlich so echt, weil keine Zahlungen über den globalen Bargelddienst Western Union verlangt werden. Vor denen schrecken Verbraucher mittlerweile zurück. Die Betrüger nutzen stattdessen polnische Bankkonten.
Elisabeth H. aus München etwa sollte 1,6 Prozent des Kaufpreises – gut 9400 Euro – auf ein Konto in Polen überweisen, bei der Zachodni WBK S.A. Bank, die zur Santander Gruppe gehört. Der Kontoinhaber: AMOS IVG.O International. Laut Zachodni WBK Bank ist dies ein normales Girokonto. Die Bank untersucht den Vorfall, hat schon öfter solche Anfragen erhalten. Informationen über die Kontoinhaber dürfe sie an ermittelnde Behörden aber nur herausgeben, wenn eine bestimmte Person verdächtigt werde. Die Identität der Person wird sich aber wohl nur aus den Kontodaten herauslesen lassen – ein Teufelskreis.