Die Stimmung in der Wohnungswirtschaft hat sich so stark eingetrübt wie seit der Finanzkrise 2008/2009 nicht. Das Barometer für das Geschäftsklima der Branche sei spürbar gesunken, teilte der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW am Dienstag mit.
„Die Aussichten der Wohnungsunternehmen für den Bau und Erhalt bezahlbarer Wohnungen werden durch immer weitere Beschränkungen, Regulierungen und Verteuerungen deutlich getrübt.“ Nach der Mietpreisbremse habe es die Diskussion über den Mietendeckel gegeben. „Kapazitätsengpässe und Baustoffmangel trüben die Aussichten der Unternehmen aktuell weiter ein.“ Auch das Baugewerbe klagt seit längerem über Lieferengpässe und steigende Preise etwa bei Stahl, Holz und Dämmstoffen.
Seit 2000 seien die Baukosten um rund 80 Prozent gestiegen, während die allgemeine Inflation nur um etwa 35 Prozent geklettert sei. „Für immer mehr Geld gibt es in Deutschland immer weniger neue Wohnungen“, sagte GdW-Präsident Axel Gedaschko. „Mit dem Investitionsbetrag, mit dem man 2010 noch 100 Wohnungen bauen konnte, bringt man zehn Jahre später im Jahr 2020 nur noch 72 Wohnungen auf den Weg.“
Die Wohnungsunternehmen investierten 2020 dennoch die Rekordsumme von 19,4 Milliarden Euro und damit acht Prozent mehr als im Vorjahr in den Neubau und die Bewirtschaftung von Wohnungen. In diesem Jahr sollen die Ausgaben der Firmen auf 22,6 Milliarden Euro steigen. „Bei Mietpreisen von unter sechs Euro pro Quadratmeter ist ihr bundesweites Engagement für das bezahlbare Wohnen beispiellos“, sagte Gedaschko.
Um die Herausforderungen von Klimaschutz, demografischem Wandel und digitaler Transformation bewältigen zu können, brauche man deutlich bessere Voraussetzungen: eine „verlässliche Förderung der wirklich effektiven Klimaschutzmaßnahmen“, mehr und günstigere Baugrundstücke, digitalisierte Genehmigungs- und Planungsverfahren und ein deutlich verstärktes staatliches Engagement für den Bau und Erhalt von Sozialwohnungen.
Die Mietschulden der Unternehmen sind laut GdW 2020 im Zuge der Coronakrise nur moderat um drei Prozent auf 325 Millionen Euro gestiegen - auch dank staatlicher Hilfen beim Kurzarbeitergeld und Erleichterungen beim Wohngeld.
Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) vertritt bundesweit und in Europa rund 3000 kommunale, genossenschaftliche, kirchliche, private, landes- und bundeseigene Wohnungsunternehmen. Der GdW repräsentiert damit Firmen, die fast 30 Prozent aller Mietwohnungen in Deutschland bewirtschaften.