Büroimmobilien Nachfrage nach Büros bricht ein – Aussichten bleiben verhalten

Der Nachfragerückgang fiel in der Hauptstadt noch geringer aus als in anderen Großstädten der Bunderepublik. Quelle: dpa

Mehr und mehr Menschen arbeiten im Homeoffice. Das lässt die Nachfrage nach Büroimmobilien deutlich sinken. Nun geht der Blick auf die Angebotsseite.

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Die Nachfrage nach Büros in deutschen Großstädten ist in der Coronakrise und im Trend zu mehr Homeoffice eingebrochen. Die Nachfrage gemessen an der Fläche ging 2020 in den sieben größten Städten um mehr als 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück, berichtete der Immobilienspezialist Jones Lang LaSalle (JLL) am Montag in Frankfurt.

Auch die ersten Wochen des neuen Jahres zeigten allenfalls eine verhaltene Entwicklung. Im Jahresverlauf dürfte sich die Nachfrage zwar um 10 bis 15 Prozent erholen, aber das Minus nicht mehr ausgleichen.

Die Rückgänge 2020 gingen demnach quer durch die Bank. Besonders stark sei der Büromarkt in Stuttgart mit einem Nachfragerückgang von 56 Prozent getroffen worden. Berlin und München (minus 25 Prozent) kamen etwas glimpflicher davon. Nach Jahren des Aufschwungs am Büromarkt hielten sich Unternehmen angesichts des Wirtschaftseinbruchs in der Pandemie zurück, erklärte JLL.

„Fakt ist, dass wir an einem Wendepunkt stehen mit steigenden Leerständen“, schrieb Helge Scheunemann, Head of Research JLL Deutschland. Wichtig sei nun, was auf der Angebotsseite passiere. „Ein zu hohes Bauvolumen könnte bei einer schwachen Nachfrage einen Mietpreisruck nach unten auslösen.“ Vermieter kämen Unternehmen bereits mit Nachlässen entgegen.

Während Wohnimmobilien weiter zulegen, bahnen sich bei Objekten mit Büros, Einzelhandel und Hotels große Probleme an. Immobilienfinanzierer zeichnen ein düsteres Szenario, wie eine aktuelle Befragung zeigt.
von Niklas Hoyer

Es sei davon auszugehen, dass der Leerstand im Schnitt der sieben größten deutschen Städte von zuletzt 3,7 Prozent auf 4,5 Prozent in diesem Jahr steigen werden. Der Leerstand sei im historischen Vergleich aber niedrig und stütze den Markt. Bei vielen Unternehmen liefen nun Mietverträge aus den Boomjahren aus, was sie zum Handeln zwinge. Bei Firmen gebe es eine gewisse Homeoffice-Müdigkeit. „Die Euphorie zu Beginn der Pandemie hat sich gelegt“, sagte Heunemann.
Noch vor Ausbruch der Coronapandemie hatte der Bau neuer Büro- und Verwaltungsgebäude einen kräftigen Aufschwung erlebt. So wurden 2019 bundesweit rund 1800 Bürogebäude errichtet. Das sei der höchste Stand binnen zehn Jahren und ein Anstieg gegenüber 2009 um vier Prozent, wie das Statistische Bundesamt vergangene Woche mitteilte. Im selben Zeitraum sei auch die Nutzungsfläche fertiggestellter Büroimmobilien deutlich um acht Prozent auf zuletzt 2,9 Millionen Quadratmeter gewachsen.

Im langfristigen Vergleich zeigt sich, dass Unternehmen immer üppigere Gebäude für ihre Beschäftigten bauten: Ein Bürogebäude besaß 2019 eine durchschnittliche Nutzungsfläche von 1620 Quadratmetern, das waren 16 Prozent mehr als 1999.

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Ähnlich wie bei Wohnungen hat auch der Markt für Büros über Jahre einen Boom erlebt, wenngleich 2019 rund 60 Mal mehr Wohnhäuser als Bürogebäude gebaut wurden, wie die Statistiker feststellten. Die durchschnittlichen Mieten für Büros stiegen im Aufschwung, in manchen Metropolen wurden Flächen in begehrten Lagen knapp. Nun überlegen einige Unternehmen in der Pandemie, angesichts des Trends zu Homeoffice, Büroflächen einzusparen. Ein Einbruch am Markt für Büroimmobilien ist aber bisher ausgeblieben, denn viele Mietverträge laufen langfristig.

Mehr zum Thema: Leere Büros, geschlossene Hotels, verödete Einkaufszentren: Der Markt steht wegen Corona vor einem massiven Preiseinbruch.

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