Dank Niedrigzins Vermieten und Vermögen aufbauen

Disziplin und billige Hypothekenzinsen helfen: Wer jetzt ein Mietshaus finanziert, kann sich über die Mieteinnahmen recht einfach ein Vermögen aufbauen. Ein Musterfall für die Anlageimmobilie.

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Die zurzeit günstigen Baudarlehen verlocken zum Betongold als Kapitalanlage - Allerdings sollten Interessierte einige Punkte beachten Quelle: dpa

Ist das verlockend: Nicht mal drei Prozent Zinsen für ein Baudarlehen, und das Bare auf dem Festgeldkonto soll auch noch weg. Die von der WiWo schreiben doch immer, dass bald die Inflation alles auffrisst. Also Betongold als Anlage, eine Eigentumswohnung oder gar ein kleines Mietshaus. Jetzt oder nie – aber wie?

Wer so denkt, denkt im Prinzip richtig – darf aber aus lauter Vorfreude oder Torschlusspanik nichts falsch machen. Anlageimmobilien sind nichts für Leute, die den schnellen Gewinn suchen (Ausnahme: Bauträger), zumal jeder Verkaufsgewinn erst nach zehn Jahren steuerfrei ist. Das Ziel: Der Mieter finanziert nicht nur die Kreditzinsen, sondern auch die Rückzahlung des Darlehns. Dank des aktuellen Minizinses durchaus machbar.

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Hohe Finanzierungsdauer macht sich bezahlt

Zwar sind die Immobilienpreise vielerorts deutlich gestiegen, aber dank der günstigen Zinsen sind etliche Objekte immer noch rentabel. Daraus folgt: mindestens auf 15 Jahre finanzieren, um das Sonderangebot zu konservieren. Dazu zwei Prozent Tilgung vereinbaren. Dann sind bei Ablauf der Zinsbindung schon rund 40 Prozent getilgt, sodass der – mit großer Wahrscheinlichkeit – höhere Zins der Anschlussfinanzierung nicht die gesamte Konstruktion zerschlägt.

So klappt die Vermietung - Ein Kalkulationsbeispiel (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Einzelne Wohnungen oder kleine Mietshäuser kann man auch selbst verwalten – das spart noch Geld, kostet aber Zeit und Nerven. Denn der Mieter ruft an, wenn das Klo verstopft ist – erfahrungsgemäß immer am Wochenende. Andererseits: Wer mit seinen Bewohnerkunden großzügig und vernünftig umgeht, hat weniger Probleme als der nickelige Pfennigfuchser.

Krisensicheres Betongold

In dieser Überschussrechnung fehlt ein Punkt, mit dem sich jeder Anleger gern belügt: Die Nettorendite ist geringer, weil das Eigenkapital, als Festgeld angelegt, einen kleinen Gewinn abgeworfen hätte (der je nach Ausnutzung des Freibetrags sogar steuerfrei sein könnte). Aber es wäre eben kein krisensicheres Betongold. Achtung: Ein Objekt, das nur dank Steuerabschreibung einen Überschuss erzielt, ist gefährlich. Geht mal der eigene Job verloren, bricht mangels Steuerersparnis die Finanzierung zusammen.

Nah zum Nahverkehr

Die zehn häufigsten Fehler bei der Baufinanzierung

Wo findet man nun die richtige Wohnung, das passende Haus?

„Lage, Lage, Lage“ ist der Standardspruch, den Makler selbst dann bringen, wenn sie keine Immobilie in 1a-Position anbieten, sondern das Objekt eher unter 4z einzuordnen wäre. Dass „Lage, Lage, Lage“ nicht die Richtschnur für die Investition sein muss, ergibt schon eine simple Überlegung: Erstens käme so nur ein Bruchteil der Anleger zum Zuge, und zweitens müsste es selbst in Innenstädten Millionen unverkäufliche Häuser geben. Am Ende entscheiden bei Anlageobjekten zwei Faktoren: die Wiederverkäuflichkeit und die laufende Rendite.

Für den Normalbürger sind 1a-Lagen unerschwinglich – und rentabel sind sie schon gar nicht. Denn das Penthouse mit Blick auf die Hamburger Binnenalster oder die Villa am Starnberger See werfen oft nur eine lausige Rendite von zwei Prozent ab – die Bezeichnung „Liebhaberobjekt“ kommt ja nicht von ungefähr.

Das kosten Baudarlehen derzeit (Laufzeit: 15 Jahre)

Entscheidend ist, dass Wohnung oder Haus in einer Wachstumsregion liegen, in der es Zuzug gibt, wo also immer wieder neue Interessenten auftauchen. Dann klappt der Wiederverkauf zu einem akzeptablen Preis genauso wie eine Neuvermietung ohne Einbuße. In aussterbenden Gegenden dagegen droht ein tödliches Investment: Ohne Mieter und ohne Käufer fällt der Marktwert faktisch auf null.

Tipps für die Objektsuche

Bei der Mikrolage zielt der Blick auf ruhige Seitenstraßen, die günstig zum Zentrum oder zumindest zu Haltestellen des Nahverkehrs liegen. Schule und Kindergarten um die Ecke sind bei Ein-Zimmer-Apartments irrelevant. Das Hinterhaus, einst verpönt, muss gar nicht schlecht sein, solange es nicht an Licht und Luft mangelt. Erdgeschoss meiden! Skurril: Kaum jemand sitzt auf einem Balkon, aber jeder will einen haben. Die Wohnung mit Austritt nach Süden oder Westen (Abendsonne!) ist begehrt; sie bringt nicht unbedingt mehr Miete, geht aber viel schneller weg.

Altbauten sind sinnvoller als das leicht angejahrte Architektenhaus. Denn Stuck, abgezogene Dielen und Kassettentüren fanden die Leute schon vor 20 Jahren chic; darin werden sie sich auch noch in 20 Jahren wohl fühlen. Die coole Stadtvilla von heute könnte aber bald aus der Mode sein, das Reihenhaus an der Autobahn kann schnell zur Nissenhütte des 21. Jahrhunderts werden. Entscheidend bei allem: Disziplin. Ist man bei der Suche nach den eigenen vier Wänden bereit, für das Traumhaus doch etwas mehr auszugeben, sollte man sich beim Anlageobjekt ein festes Limit setzen, wie bei einer Zwangsversteigerung.

Wer schon eine Immobilie besitzt, kann natürlich Bar- und billiges Baugeld auch im Bestand investieren und den Wert steigern. Aber Achtung: Wie beim Gebrauchtwagen sind viele kostspielige Extras ein Verlustgeschäft. Für das schwülstige Bad-Refugium aus rosé-grünem Marmor legt schon nach wenigen Jahren niemand 40.000 Euro zusätzlich hin.

Und nie vergessen: Das beste Geschäft ist ein verpasstes schlechtes.

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