Dax-Ausblick Trump verliert seinen Zauber

Die Konjunkturaussichten in Europa sprechen für steigende Kurse. Auch das Potenzial bei deutschen Aktien ist noch nicht ausgereizt. Doch die Politik in den USA könnte erst den Dow und dann den Dax nach unten ziehen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Donald Trump ist wohl die größte Gefahr für den Dax. Quelle: Reuters

Düsseldorf Würden die potenziellen Käufer deutscher Aktien sich nur an den zu erwartenden Konjunkturzahlen für Deutschland orientieren, wäre ein neuer deutlicher Schritt des Dax auf die Höchstmarke von 12.390 Punkte aus dem April 2015 vorprogrammiert. Auf dem Arbeitsmarkt läuft es noch besser als erwartet. Am Freitag werden die Arbeitslosenzahlen in Deutschland veröffentlicht, die Schätzungen zufolge weiter gesunken sind.

Höhere Beschäftigung sollte sich beim privaten Konsum positiv bemerkbar machen. Der Einzelhandel rechnet mit steigenden Umsätzen, zumal auch der Anstieg der Verbraucherpreise wieder etwas zurückgehen wird. Insofern ist es nachvollziehbar, dass die Stimmung in der Wirtschaft sehr gut ist, was der ifo-Index nach Ansicht von Analysten zum Ausdruck bringen wird.

Diesen Argumenten für höhere Dax-Stände fügen die Experten der LBBW ein weiteres hinzu. Die politische Unsicherheit sei etwas geringer geworden, nachdem der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte sein Amt gegen den Rechtspopulisten Geert Wilders verteidigt hat. Die baden-württembergischen Landesbanker kommen zu dem Schluss, dass deutsche Aktien noch nicht ausgereizt sind.

Sie stehen damit nicht allein da. Charles Ma von Allianz Global Investors ziehen den Kreis noch weiter: „Angesichts der günstigeren Gewinnaussichten, des geringeren politischen Risikos, der attraktiveren Bewertungen und der höheren Dividenden als in den USA wird der europäische Markt immer attraktiver“, sagte der Nachrichtenagentur Reuters. Doch am Freitag trat der Dax lange auf der Stelle und zog erst am Nachmittag an. Zum Schluss standen 12.064 Punkte für ein Plus von 0,2 Prozent.

Europas Konjunkturzahlen sind nicht allein ausschlaggebend für die Kurse hierzulande und in den Nachbarländern. Über Wochen zog der Dow den Dax mit. Doch das Zugpferd lahmt und bleibt hinter früheren Höchstständen. Möglicherweise wird den Aktienliebhabern nun bewusst, dass die Realität in den USA hinter den Erwartungen bleibt. Die Helaba führt die Höchststände des US-Börsenbarometers Dow „in erster Linie zurück auf die massive Verbesserung stark stimmungsgetriebener Indikatoren, wie Verbraucher- und Unternehmensumfragen.“

Die realwirtschaftlichen Daten blieben nach Beobachtung der Landesbank hinter den Erwartungen zurück. Und diese Erwartungen sind aufgrund der Ankündigungen des neuen US-Präsidenten Donald Trump hoch. Er versprach bereits im Wahlkampf Steuererleichterungen, Programme zu Wirtschaftsankurbelung und Deregulierung der Banken an. Wegen der hohen Erwartungen kommen die Helaba-Analysten zu der Einschätzungen: „Enttäuschungen scheinen damit vorprogrammiert.“


Vorsicht, Brexit


Wie richtig diese Einschätzung sein könnte, zeigte gerade dieser Freitag. Der überraschend um 0,7 auf 56,7 Punkte gestiegenen Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft in der Euro-Zone hätte eigentlich die Kurse hierzulande stimulieren sollen. Nicht nur, dass Experten einen Rückgang des Indexes erwartet hatten. Es zeigte sogar den kräftigsten Aufschwung in der Euro-Zone seit fast sechs Jahren an. Vor allem die Einkaufsmanager in Frankreich und Deutschland sind guter Laune.

Den Börsianern verdarb dagegen der Dämpfer Trumps bei der Abstimmung über die Abschaffung der Gesundheitsreform seines Vorgängers die Laune. Wenn Trump sich in diesem Punkt nicht durchsetzen kann, bringt er auch seine Infrastrukturprojekte, die Deregulierungsmaßnahmen und die Steuererleichterungen nicht durch, lautete die Befürchtung. Dann würde nichts von dem eintreten, was das Kursfeuerwerk der vergangenen Wochen entfacht hat.

Die Woche hält noch einen weiteren Fallstrick bereit. Eigentlich sollten die mögliche Folgen des Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) in den Kursen bereits eingepreist sein, wenn die Premierministerin des Landes, Theresa May, am Mittwoch den EU-Austritt offiziell beantragt. Doch neue Details zu den Austrittskonditionen könnten die Kurse in Bewegung bringen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%